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Trotz Apple Watch-Boom: Swatch setzt so viel um wie nie

Glanz der Schweizer Uhrenindustrie: Swatch wächst wieder zweistellig (Foto: AP/Francois Mori)
Glanz der Schweizer Uhrenindustrie: Swatch wächst wieder zweistellig (Foto: AP/Francois Mori)


Wer hätte das gedacht: Durch den Markteintritt von Apple schien der langjährige Branchenprimus Swatch gehörig unter Druck zu geraten. Tatsächlich erobert der Techgigant aus Cupertino die Uhrenindustrie im Sturm. Trotzdem verkaufen die Schweizer so viele Zeitmesser wie nie zuvor – auch, weil die Swatch Group längst das gehobene Preissegment der Luxusuhren bedient.

Die große Ankündigung ist fast vier Jahre alt. Nicht weniger als „das persönlichste Produkt, das Apple kreiert hat“, pries Konzernchef Tim Cook im September 2014 die neue Uhr an, die keine Smartwatch sein wollte, sondern eine eigene Kategorie definieren sollte. „Armbanduhren oder Smartwatches werden so intim wie es das Smartphone geworden ist“, hatte zuvor Apples Aufsichtsratsmitglied Bill Campbell der nächsten Gadget-Generation eine große Zukunft vorausgesagt.

„Mit der Apple Watch haben wir mehrere Technologien und eine völlig neue Benutzeroberfläche speziell für ein Gerät entwickelt, das designt wurde, um getragen zu werden“, positionierte Jony Ive das neue Gadget aus Cupertino fast staatstragend. Was konnte da schon schiefgehen?

Die Apple Watch forderte die Schweizer Uhrenindustrie heraus – floppte aber zunächst

Was folgte, war ein gehöriges Aufhorchen in der erfolgsverwöhnten Schweizer Uhrenindustrie: mit Apple trat ein gewaltiger Herausforderer auf den Plan – nicht weniger als der wertvollste Konzern der Welt. Doch Apple lieferte nicht – im buchstäblichen Sinne. Erst ein Dreivierteljahr nach der großen Ankündigung kam die Apple Watch auf den Markt – und kaum einer wollte sie haben.

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Es war ein rarer Flop in Cupertino, an dem sich zunächst nichts zu ändern schien. Nachdem die treuen Apple-Fans ihre Erstkäufe getätigt hatten, gingen die Absätze 2016 schon wieder zurück. Erst im vergangenen Jahr schien sich das Blatt zu wenden, als der Techpionier die Apple Watch in der dritten Generation mit eingebautem Mobilchip vom iPhone unabhängiger machte.

Apple Watch und Swatch im Gleichschritt mit Bestmarken

Das Ergebnis: Auch wenn Tim Cook weiterhin beharrlich die exakten Verkaufszahlen der Smartwatch aus Cupertino verschweigt, gehen Analysten davon aus, dass die Absätze der Apple Watch auf Jahresbasis um 50 Prozent zugelegt haben. Nach Erhebung des Marktforschers Canalysis und IDC ist Apple inzwischen nicht nur nach verkauften Stückzahlen der weltgrößte Uhrenhersteller, sondern hat in den vergangenen Quartalen mehr Einheiten verkauft als die gesamte Schweizer Uhrenindustrie.

Logisch, dass der Schweizer Branchenprimus Swatch Group durch den neuen Rivalen aus den USA eigentlich deutlich Federn lassen müsste. Doch falsch gedacht: In der vergangenen Woche überraschte das Urgestein der Schweizer Uhrenindustrie, dessen Vorläufer ASUAG (Allgemeine Schweizerische Uhrenindustrie AG) und SSIH (Societé Suisse de l’Industrie Horlogère) noch aus den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stammen, mit neuen Rekordergebnissen.

Swatch Group mit Rekordumsatz und Gewinnexplosion um 67 Prozent

In den ersten sechs Monaten des Jahres konnte die in Biel ansässige Swatch Group so hohe Umsätze wie noch nie ausweisen – nämlich 4,27 Milliarden Schweizer Franken. Analysten hatten mit Erlösen von weniger als 4,2 Milliarden Franken gerechnet. Die Umsätze legten im Vergleich zum Vorjahresergebnis um knapp 15 Prozent zu. Die Swatch Group liegt damit auf Kurs, ihren bisherigen Rekorderlös des Geschäftsjahres 2014 zu überbieten.

Auch die Gewinnentwicklung verlief über den Erwartungen: Statt wie von Banken prognostiziert 461 Millionen Franken konnte CEO Nick Hayek tatsächlich ein Konzernergebnis von 468 Millionen Schweizer Franken ausweisen, das einer regelrechten Gewinnexplosion von 66,5 Prozent entsprach.

Starkes Wachstum in Asien

Zustande kommt das zweistellige Wachstum in erster Linie in Asien und Amerika, wie die Schweizer im Geschäftsbericht herausstellten. Nick Hayek, Sohn des legendären Swatch-Gründers Nicolas Hayek, erklärte in der anschließenden Telefonkonferenz mit Analysten, dass die Nachfrage besonders in China, Japan, Korea und Thailand groß gewesen sei.

Interessanterweise ist die 1983 gelaunchte namengebende Marke Swatch, die als emotional aufgeladene Kultuhr als gefühltes Vorbild der Apple Watch betrachtet werden kann, weniger Träger Geschäftsdynamik als die Edelmarken Omega, Longines und Tissot, die allesamt zur Swatch Group gehören (insgesamt umfasst das Portfolio 18 Uhrenmarken).

Luxussegment ist der Treiber

“Wir gehen davon aus, dass diese Marken (Omega, Longines und Tissot) auch überdurchschnittliche Margen haben, während die Marge bei der Marke Swatch weiterhin deutlich geringer ist”, erklärt Analyst René Weber vom Schweizer Bankhaus Vontobel gegenüber manager-magazin.de die Kräfteverhältnisse in der Swatch Group. Bei Apple war der Versuch, im Luxussegment zu punkten, mit der bis zu 18.000 Euro teuren goldenen Edition dagegen spektakulär gescheitert.

Entsprechend scheint eine Koexistenz des Schweizer Branchenveteranen und des neuen Herausforderers aus Cupertino weiter denkbar – beide Unternehmen könnten gewinnen, scheint die Börse zu signalisieren.

Aktie im Höhenflug – aber was launcht Apple im September?

Bei aktuell 470 Franken notiert die Swatch Group-Aktie nur knapp unter den erst im Juni aufgestellten Jahreshochs so hoch wie seit vier Jahren nicht mehr. Im Monat Juli habe sich der positive Trend fortgesetzt, und auch das zweite Halbjahr biete “exzellente Möglichkeiten für anhaltend starkes Wachstum sowie den Ausbau von Marktanteilen”, erklärte Hayek.

Ob die Schweizer auch bald wieder das alte Allzeithoch bei Kursen von knapp 600 Franken knacken können, das aus 2013 und damit Vor-Apple-Watch-Zeit notiert, hängt nicht zuletzt vom neuen Rivalen jenseits des Atlantiks ab. Der dürfte bereits im September die vierte Generation der Apple Watch vorstellen, die möglicherweise wieder für Erschütterungen in der Alpenrepublik sorgen könnte…