Netflix: 7,7 Millionen neue Abonnenten begeistern die Wall Street
Applaus nach Handelsschluss: Streaming-Pionier Netflix kann die Erwartungen der Wall Street bei Vorlage seiner neusten Quartalsbilanz in Dollar und Cent knapp erfüllen. Weil die Abonnentenentwicklung jedoch besser als erwartet ausfällt, schießt die Aktie nachbörslich nach oben.
Was für einen Unterschied ein Jahr machen kann. Vor exakt zwölf Monaten begann Netflix' brutaler Absturz nach enttäuschenden Quartalszahlen. Nach Handelsschluss an der Wall Street war es genau andersherum. Das 25 Jahre alte Internetunternehmen, das einst als Versender von DVDs begann, kann die Wall Street wieder zufriedenstellen.
Zwar legten die Umsätze im Dezember-Quartal lediglich noch um 2 Prozent auf nunmehr 7,85 Milliarden Dollar zu. Die Konsensschätzungen der Wall Street wurden damit aber exakt übertroffen.
Gewinnentwicklung deutlich schwächer
Unter den Prognosen der Analysten entwickelte sich dagegen der Gewinn je Aktie. Statt der durchschnittlich erwarteten 0,45 Dollar je Anteilsschein verdiente Netflix im vierten Quartal 2022 lediglich noch 0,12 Dollar je Aktie.
EARNINGS: Netflix Q4 EPS $0.12 vs. $0.45 Est.; Q4 Revs. $7.85B vs. $7.85B Est. @JBoorstin reports. $NFLX https://t.co/ru4hjtuEn7 pic.twitter.com/EEKMQZKNe8
— CNBC (@CNBC) January 19, 2023
Unter dem Strich erzielte Netflix in den letzten drei Monaten des vergangenen Geschäftsjahres nur noch 55 Millionen Dollar und lag damit deutlich unter den Gewinnen der vergangenen Quartale. Die schwächere Gewinnentwicklung wurde auf Währungseffekte zurückgeführt.
Abonnentenrückkehr erfreut die Wall Street
Bei der seit jeher von Anlegern und Analysten kritisch beäugten Abonnentenentwicklung konnte Netflix indes endlich wieder die Erwartungen erfüllen. Der nach Amazon, Google und Facebook viertwertvollste Internetkonzern der USA konnte im vierten Quartal des vergangenen Jahres 7,66 Millionen zahlende Neukunden von einer Mitgliedschaft überzeugen – Analysten hatten lediglich mit 4,57 Millionen neuen Abonnenten gerechnet. Im vierten Quartal 2021 konnte Netflix noch 8,28 Millionen Neukunden anlocken.
Beim Ausblick auf das laufende Quartal will Netflix auf die Abonnentenentwicklung verzichten – nicht zuletzt, weil der Vergleich durch die neue Option einer werbefinanzierten Mitgliedschaft hinkt. Stattdessen soll der Umsatz im Fokus stehen.
"2022 war ein hartes Jahr mit einem holprigen Start, aber einem besseren Ende", erklärte Netflix im Pressestatement. "Wir glauben, dass wir einen klaren Weg gefunden haben, um unser Umsatzwachstum wieder zu beschleunigen: die weitere Verbesserung aller Angebote von Netflix, die Einführung von kostenpflichtigem Teilen und den Ausbau unseres Werbeangebots."
Gründer Reed Hastings tritt als CEO ab
Die andere große Neuigkeit im neuen Geschäftsjahr ist der Abschied des Gründers aus dem Vorstand. Tatsächlich legt Reed Hastings seine Aufgabe als Co-CEO, die er seit 2020 innehatte, nieder und wechselt in den Aufsichtsrat als Executive Chairman. Er wolle die Aufgabe "für viele Jahre" wahrnehmen, twitterte Hastings.
Ted & Greg are now co-CEOs. After 15 years together we have a great shorthand & I’m so confident in their leadership. Twice the heart, double the ability to please members & accelerate growth. Proud to serve as Executive Chairman for many years to come https://t.co/oYc0laqMXQ
— Reed Hastings (@reedhastings) January 19, 2023
Neuer Co-CEO neben Ted Sarandos wird der bisherige Operativchef Greg Peters. Trotz des Managementwechsels reagierte die Wall Street zufrieden auf das neue Zahlenwerk: Die Netflix-Aktie legte nach Handelsschluss um mehr als 7 Prozent auf 340 Dollar zu. Damit notiert der Streaming-Pionier immerhin fast wieder halb so hoch wie zu Spitzenzeiten Ende 2021, als Netflix kurzzeitig die Marke von 700 Dollar knackte. Der US-Konzern wird mit 140 Milliarden Dollar bewertet.
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