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"Einige Standorte werden wir entkernen und neu aufbauen müssen": Das plant der Globus-Chef mit den Real-Märkten nach der Übernahme

Mit Äpfel, Birnen und Orangen hatten die Real-Angestellten vor Ort das Wort Globus am Eingang zur Begrüßung ausgelegt. Am vergangenen Mittwoch stellte sich Matthias Bruch, der Geschäftsführer der Einzelhandelskette Globus, den Mitarbeitern der Real-Markthalle in Krefeld vor. Und präsentierte ihnen das Konzept ihres neuen Arbeitgebers - denn der Real-Standort wird künftig zu Globus gehören.

Die saarländische Handelskette Globus übernimmt nach der Zerschlagung der SB-Warenhauskette Real mindestens 16 Märkte. Das Kartellamt gab Ende 2020 die Freigabe für den Kauf von bis zu 24 Standorten. Globus ist derzeit in intensiven Verhandlungen mit den Vermietern für weitere Filialen. Wie viele Märkte Globus genau übernimmt, werde sich in den kommenden Wochen konkretisieren. "Wir sind sehr optimistisch und trauen es uns auf jeden Fall zu, die vom Kartellamt genehmigten bis zu 24 Standorte zu übernehmen", sagt Bruch. Für einen Kauf müssten aber auch die Bedingungen stimmen, so Bruch, lieber nehme er 16 gute Standorte als 20 nicht optimale.

Das vor über 190 Jahren gegründete saarländisches Familienunternehmen Globus betreibt in Deutschland insgesamt 47 SB-Warenhäuser und beschäftigt rund 19.000 Mitarbeiter. Thomas Bruch ist laut einer Auswertung des "Manager Magazins" der 54. reichste Deutsche und übergab zum 1. Juli 2020 die Geschäftsführung an seinen Sohn Matthias. Mit einem Jahresumsatz von 3,38 Milliarden Euro gehören die Globus-SB-Warenhäuser innerhalb der deutschen Handelslandschaft damit zu den "Kleinen unter den Großen". Selbst mit den neuen Real-Märkten hat das Unternehmen in Deutschland einen Marktanteil von unter zwei Prozent.

Matthias Bruch, Geschäftsführer der Globus Holding
Matthias Bruch, Geschäftsführer der Globus Holding

Eine "Jahrhundertchance" für Globus

Dass nicht nur die ganz großen Player wie Kaufland und Edeka die Real-Märkte übernehmen dürfen, sondern auch Unternehmen mit kleineren Marktanteilen, ist vergleichsweise ungewöhnlich und geht auf die Entscheidung des Kartellamts zurück. Die Wettbewerbshüter hatten bei der Vergabe der Standorte immer wieder betont, dass der Stellung von mittelständischen Händlern und ihrer Beteiligung an der Veräußerung der Real Standorte eine besondere Bedeutung zukomme — auch, weil es Bedenken über die Marktmacht der Großen gab.

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"Wir reden immer von der Jahrhundertchance, die sich durch die Real-Übernahme ergeben hat, weil wir jetzt deutlich mehr Tempo in die Expansion legen und neue Kunden erreichen können", sagt Bruch. Eine Aufspaltung der Märkte an verschiedene Wettbewerber, wie es bei Real geschieht, wird es in absehbarer Zeit auf dem Markt vermutlich nicht mehr in dieser Form geben. Für Globus sei jede Standort-Übernahme noch etwas Besonderes, so Bruch. Normalerweise übernimmt der saarländische Händler ein bis zwei Märkte pro Jahr — in den kommenden zwei Jahren werden es mit dem Kauf der Real-Standorte mindestens 16, theoretisch bis zu 24. Deshalb habe Bruch jeden Markt vorher persönlich besucht und besichtigt. Im Krefelder Real-Standort war Bruch allein vorher zwölfmal.

Zum 25. April werden die ersten zwei Real-Markthallen in Krefeld und Braunschweig zu Globus übergehen. Nach einer zweiwöchigen Umbau-Phase werden die Märkte dann zum 10. Mai neu eröffnet. Der Händler benötigt etwas länger als Kaufland, um die Märkte umzubauen. Der große SB-Vollsortimenter-Konkurrent schließt nur zwei Tage komplett und baut einzelne Ladenbereiche während des laufenden Betriebs um. Globus lässt sich lieber Zeit: "Wir wollen lieber gleich mit 100 Prozent starten und nicht mit einer Baustelle eröffnen", sagt Bruch. Insbesondere der Auf- und Umbau der Eigenproduktionsbereiche wie die Bäckereien, Frischtheken und Metzgerei sei besonders aufwendig und auch für die Einrichtung der IT-Infrastruktur brauche Globus Zeit. Wie Bruch zugibt, gehe so eine Markt-Transition bei Kaufland deutlich schneller, weil der große Händler mehr Erfahrung habe. Das Sortiment von Globus ist deutlich mehr auf Lebensmittel fokussiert als jenes von Real — und dadurch profitabler. Während es bei Real deutlich mehr nur schwer zu verkaufende Non-Food-Artikel, wie auch Waschmaschinen und Elektrogeräte gab, bietet Globus nur auch "lebensmittelnahe" Produkte, wie Haushaltswaren, Putzmittel, Schreibwaren, Standardtextilien und Zeitschriften an. Der Anteil des Non-Food-Segments beträgt 25 bis 30 Prozent.

Globus übernimmt alle Real-Mitarbeiter — und stellt sogar noch mehr ein

Insgesamt wird der Übernahmeprozess aller 16 Standorte bis Mai 2022 angesetzt. Im Juli dieses Jahres folgt zunächst ein Markt in Essen, im Herbst die Real-Standorte in Wittlich und in Siegen. 2022 sollen folgende Real-Filialen übernommen werden: der Futurestore von Real in Tönisvorst (für den auch Kaufland eine Freigabe vom Kartellamt hatte), Rostock-Lambrechtshagen, Castrop-Rauxel, der vom Kartellamt aus der Kaufland-Wunschliste gestrichene Standort Bedburg, Schwentinenthal-Raisdorf, Hamburg-Lurup, Saarbrücken-Dudweiler, Bochum-Riemke, Dortmund-Aplerbeck, Duisburg und schließlich Mannheim-Vogelstang.

Globus übernimmt alle Mitarbeiter der Real-Standorte mit ihren bestehenden Verträgen und Rechten. Dies sei durch einen Paragrafen zu Betriebsübernahmen gesetzlich geregelt. Bruch kündigt sogar an, noch deutlich mehr Menschen für die Übernahme-Märkte einzustellen. In der Vergangenheit hat Globus bereits einzelne Real-Märkte übernommen und an diesen Standorten die Mitarbeiter-Zahl verdoppelt. Als größte Herausforderung sieht er die kulturelle Einbindung der Real-Angestellten. "Viele kennen die Marke Globus noch nicht, weil wir in Nordrhein-Westfalen noch kaum vertreten sind." In Köln hat Globus nur einen Standort, in Niedersachsen war das Unternehmen nur mit seinen Baumärkten vertreten. Deswegen seien einige frühere Real-Mitarbeiter noch etwas unsicher gewesen. "Viele Real-Mitarbeiter hängen an ihrem Standort, man hat da auch schon Abschieds-Tränen gesehen", erzählt Bruch.

In einigen Ex-Real-Filialen mache Globus mittlerweile den doppelten Umsatz als unter dem vorherigen Eigentümer. Dies sei etwa in Rüsselsheim oder Kaiserslautern der Fall gewesen, da diese Märkte stark veraltet waren. "An vielen Standorte hatte Real lange nichts investiert, das war dann auch für die Kunden spürbar und hat zu niedrigen Einnahmen geführt", sagt Bruch. Derartige Umsatzsteigerungen werden aber in den Markthallen Krefeld und Braunschweig nicht möglich sein, weil die Standorte schon top modern seien, sagt Bruch.

Der höhere Umsatz hänge mit der eigenen Produktion zusammen, sagt Bruch, wenngleich diese auch deutlich personalintensiver sei. Das Frische-Preis-Leistungsverhältnis findet man in den verschiedenen Konzepten im Handel so nicht noch einmal. In der Globus-Bäckerei wird in jeder Filiale morgens der Sauerteig selbst angesetzt, in den Metzgereien werden die Tiere eigenhändig zerlegt. Für den Aufbau dieser Eigenproduktion und der Gastronomie muss Globus nun viel Geld investieren.

"Einige Real-Standorte werden wir aufwändig umbauen, manche sogar entkernen und neu aufbauen müssen", sagt Bruch. So etwa der ehemalige Real-Standort Wittlich, der Ende des Jahres zu Globus übergeht und laut Bruch ein gänzlich neues Gesicht bekommen soll. "Dieser Markt ist sehr in die Jahre gekommen, da werden wir viel neu machen, neue Parkplätze schaffen, das Dach erneuern und den Markt von innen komplett neugestalten — Beleuchtung, Eingangsportal und Regale inklusive", sagt Bruch. Die Kosten hierfür können bis in einen niedrigen zweistelligen Millionenbereich reichen, heißt es. Auch die Parkplätze werden an einigen Standorten neu gemacht, denn der alte Globus-Chef, der Patriarch des Familienunternehmens, legt traditionell Wert darauf, dass die Parklücken mindestens 2,80 Meter breit sind.

Dieser Artikel erschien bei Business Insider bereits im März 2021. Er wurde nun erneut geprüft und aktualisiert.