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So bearbeitet die Welt den potenziellen Klimakiller

Deutschland, China und sogar Großbritannien: Politiker aus aller Welt versuchen, Trump von der Aufkündigung des Klimaabkommens abzubringen. SPD-Kanzlerkandidat Schulz droht mit schlechteren Handelsbeziehungen.

Das Klimaabkommen von Paris bewegt die Welt. Nur Syrien und Nicaragua haben es bisher nicht unterschrieben. Bald könnte auch die Unterschrift der USA fehlen, denn Donald Trump denkt über die Aufkündigung des Vertrages nach. Am Donnerstagabend (21 Uhr MESZ) will er seine Entscheidung verkünden. Beginnend von der Verkündigung im Rosengarten des Weißen Hauses könnte sich dann das Weltklima verschlechtern – so die Befürchtung.

Politiker und Verbände rund um den Globus schlagen Alarm. Die USA sind einer der wichtigsten Vertragspartner von Paris und weltweit für rund 14 Prozent des CO2-Ausstoßes verantwortlich.

In dem Abkommen hatten sich Ende 2015 knapp 200 Länder darauf verständigt, die gefährliche Erderwärmung auf weniger als zwei Grad zu begrenzen. Um das zu erreichen, muss der Ausstoß an Klimagasen drastisch verringert werden. Das bedeutet letztlich eine Abkehr von Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas und den Umstieg auf erneuerbare Energien. Gemäß dem Abkommen müssen die Länder sich auch nationale Ziele zur Reduzierung der Treibhausgase setzen.

Die Europäische Union (EU) und China haben sich schon vor der Bekanntgabe von Trumps Entscheidung in Sachen Klimaschutz verbündet. Bei seinem Besuch bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin sagte der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang, dass sich China ohne Abstriche zu seinen Verpflichtungen im Kampf gegen die Erderwärmung bekennt. Der Kampf gegen den Klimawandel sei eine „internationale Pflicht“. Die Welt sei sich einig, dass die Erderwärmung bekämpft werden müsse, sagte Li.

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Gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft werde sein Land die Herausforderungen bewältigen und seinen Teil zu einem grünen und nachhaltigen Wachstum der Weltwirtschaft beisteuern. Merkel begrüßte Lis Versprechen. Auf die Pläne Trumps gingen weder Merkel noch der chinesische Premier direkt ein.

Andere halten es anders: SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz warnte vor Problemen für deutsche Unternehmen bei einem Ausstieg der USA. Der Schritt würde eine Wettbewerbsverzerrung bedeuten, gegen die man sich nur dadurch wehren könne, dass der Zugang zum eigenen Markt mit der Einhaltung von Standards verbunden werde, sagte Schulz bei einer WDR-Veranstaltung in Berlin.

„Wenn er aus dem Klimaabkommen aussteigen will, müssen wir über die Handelsbeziehungen, die Wettbewerbsverzerrungen offen reden“, sagte Schulz. Man dürfe den US-Präsidenten aber auch nicht gleichsetzen mit seinem Land und der Politik in den USA. Allein könne Europa die Lücke, die die USA beim Klimaschutz reißen würden, nicht füllen. Dazu müsse man Vereinbarungen mit China anstreben.

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) rief bereits die höchste Warnstufe aus: Sollte das Klimaabkommen scheitern, würden sich die Wüsten ausbreiten und Kriege und Bürgerkriege um Wasser stattfinden. Dies würde wiederum Folgen haben für die Flüchtlings- und Wanderungsbewegungen auf der Welt.


Apple und Microsoft schaltet Anzeigen

Gabriels Parteikollegin Barbara Hendricks gab sich wesentlich entspannter. „Paris ist nicht tot“, sagte sie dem RBB. „Acht Jahre würde das Weltklima auch noch überstehen ohne die Vereinigten Staaten“, sagte sie unter Hinweis auf die maximale Amtszeit eines amerikanischen Präsidenten.

Auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker rief dazu auf, den etwaigen Ausstieg der USA aus dem Klimavertrag nicht zu überdramatisieren. Zwar wäre dies nicht gut. Europa habe jedoch einen Anspruch auf eine natürliche Führungsrolle im Klima-Prozess. EU-Ratspräsident Donald Tusk appellierte an Trump: „Bitte verändern Sie das (politische) Klima nicht zum Schlimmeren“, erklärte Tusk über Twitter an die Adresse Trumps.

Russland bekannte sich am Donnerstag zum Pariser Klimavertrag. Ohne wichtige Unterzeichnerstaaten werde das Abkommen nicht so effektiv sein, teilte das Präsidialamt in Moskau mit. Und sogar der traditionell enge US-Verbündete Großbritannien fordert von Donald Trump ein Bekenntnis zum Klimaschutz. Außenminister Boris Johnson sagte dem Sender Sky News, noch habe Trump seine Entscheidung über einen Ausstieg aus dem Pariser Klima-Abkommen nicht bekanntgegeben. Sein Land versuche weiterhin auf allen Ebenen, Einfluss auf die USA auszuüben, den Klimawandel ernst zu nehmen. Die Vereinigten Staaten müssten weiter eine führende Rolle bei dem Vorhaben einnehmen, den Ausstoß von Kohlendioxid zu verringern.

Diese Forderung unterstützen auch US-Großkonzerne wie Apple und Microsoft, die in großformatigen Zeitungsanzeigen zum Verbleib der USA im Pariser Klimaschutzabkommen aufgerufen haben. In ganzseitigen Annoncen, die am Donnerstag in der „New York Times“ und dem „Wall Street Journal“ erschienen, mahnen die Unternehmen Trump „dringend“, den Klimapakt nicht aufzukündigen. Der Klimawandel schaffe Geschäftsrisiken, von der Teilnahme am Pariser Abkommen profitiere die US-Wirtschaft in vieler Hinsicht.

Zu den Unterzeichnern des Appells zählen Konzerne verschiedener Branchen, darunter etwa auch Facebook, Levi Strauss, Morgan Stanley, Mars, Tiffany, Intel oder Unilever. Zuvor hatten bereits die Chefs von mehr als 600 Unternehmen Trump in einem offenen Brief aufgerufen, nicht am Klimapakt zu rütteln.

KONTEXT

Trump und der Klimawandel

Legendäre Worte Trumps

Geht es um den Klimawandel, hat US-Präsident Donald Trump seine ganz eigene Sicht der Dinge. Einige Zitate:

Quelle: dpa

Erfindung der Chinesen

"Das Konzept der Erderwärmung wurde von und für Chinesen geschaffen, um die amerikanische Produktion wettbewerbsunfähig zu machen." (auf Twitter, 6. November 2012)

Alter Quatsch über Klimawandel

"Gebt mir saubere, schöne und gesunde Luft - nicht immer diesen alten Quatsch über Klimawandel (Erderwärmung). Ich kann diesen Unsinn nicht mehr hören." (auf Twitter, 28. Januar 2014)

Klimawandel als Waffe? Lächerlich

"Könnt Ihr Euch das vorstellen - Außenminister John Kerry hat gerade behauptet, die gefährlichste Waffe heutzutage sei der Klimawandel. Lächerlich." (auf Twitter, 14. Februar 2014)

Wo ist die Klimaerwärmung?

Es ist Ende Juli und und echt kalt draußen in New York. Wo zum Teufel ist die Erderwärmung? Wir brauchen dringend was davon. Jetzt heißt das Klimawandel." (auf Twitter, 28. Juli 2014)

So viele Eisbären wie noch nie

"Die Polkappen sind so hoch wie nie, die Eisbären-Population war nie stärker. Wo zum Teufel ist die Erderwärmung?" (auf Twitter, 29. Oktober 2014)

Nukleare Bedrohung ist am größten

"Die größte Bedrohung der Welt ist die nukleare, nicht, wie Du und Dein Präsident es sehen, der Klimawandel." (im ersten TV-Duell zur Präsidentenwahl zu seiner demokratischen Kontrahentin Hillary Clinton, 28. September 2016)

Klimawandel nie bestritten?

"Stimmt nicht." (Reaktion auf Clintons Vorwurf, er habe den Klimawandel bestritten, 28. September 2016)

Trump, der Umweltschützer

"Ich habe einige großartige, großartige, sehr erfolgreiche Golfplätze. Ich habe viele Umweltpreise dafür bekommen. Ich habe da enorm viel Arbeit reingesteckt. Manchmal würde ich sagen, dass ich eigentlich ein Umweltschützer bin." (Interview der "New York Times", 23. November 2016)

Menschlicher Einfluss auf den Klimawandel

"Ich denke, es gibt da einen Zusammenhang. Es kommt darauf an, wie groß er ist. Es kommt auch darauf an, wie viel das unsere Unternehmen kosten wird. Unsere Unternehmen sind im Moment nicht wettbewerbsfähig." (zum menschlichen Einfluss auf den Klimawandel, Interview der "New York Times", 23. November 2016)

Stopp der Vorschriften

"Wir werden die Vorschriften stoppen, welche die Zukunft und die Existenz unserer großartigen Kohle-Bergmänner bedroht." (Rede vor dem US-Kongress, 28. Februar 2017)

Klimavertrag kostet zu viel Geld

"Dazu (zu den schlechten Abkommen) zählt auch der einseitige Pariser Klimavertrag. Die USA zahlen Milliarden an Dollar, während China, Russland und Indien weder etwas zahlten noch etwas zahlen werden. (...) Es wird geschätzt, dass die völlige Einhaltung der Vereinbarung das amerikanische Bruttoinlandsprodukt letztlich um 2,5 Billionen über einen Zeitraum von zehn Jahren schrumpfen lassen könnte. Das heißt, dass Fabriken und Betriebe im ganzen Land schließen. (...) Nicht mit mir, Leute." (Kundgebung in Harrisburg, 29. April 2017)