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Allianz leidet bei Schäden und Kapitalanlagen – und erwartet trotzdem Milliardengewinn

Die Auswirkungen von Corona reißen auch bei der Allianz ein Loch in die Bilanz. Einzig die Vermögensverwaltung überrascht mit einem hohen Gewinnplus.

Seine operative Gewinnprognose für 2020 – 11,5 bis 12,5 Milliarden Euro – hat der Versicherer zurückgenommen. Foto: dpa
Seine operative Gewinnprognose für 2020 – 11,5 bis 12,5 Milliarden Euro – hat der Versicherer zurückgenommen. Foto: dpa

Die Allianz hat erstmals einen Einblick in ihre neuen Gewinnerwartungen für das laufende Jahr gegeben. „Für die Gruppe rechne ich mit einer Belastung von rund zehn Prozent“, sagte Finanzvorstand Giulio Terzariol bei der Präsentation der Zahlen für das erste Quartal am Dienstag.

Hinzu kämen dann noch die Auswirkungen der Entwicklung an den Kapitalmärkten. Die sei im Moment aber schwer kalkulierbar, so der Finanzvorstand. Er sprach jedoch von weniger Dividende.

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Im Februar hatte der Versicherer noch ein Gewinnziel von zwölf Milliarden Euro mit einer Spanne von 500 Millionen Euro nach oben wie nach unten ausgegeben. Diese Prognose hatte der Konzern allerdings Ende April wegen hoher Belastungen durch die Coronakrise zurückgezogen.

Ein neues, offizielles Gewinnziel wollte der Versicherer zum jetzigen Zeitpunkt wegen der weiterhin hohen Unsicherheit nicht mitteilen. „Wir werden definitiv noch Belastungen für die Zukunft sehen“, begründete Terzariol seine Haltung.

Seine vorsichtige Schätzung zu Einbußen von rund zehn Prozent lässt aber zumindest darauf schließen, dass der Konzern am Jahresende ein operatives Ergebnis von über zehn Milliarden Euro präsentieren könnte.

Im ersten Quartal ist der operative Gewinn indes um ein Viertel niedriger als im Vorjahreszeitraum. Er beträgt nur noch 2,3 Milliarden Euro nach 3 Milliarden Euro in dieser Zeit 2019. Darin spiegeln sich exakt die Belastungen durch Covid-19 in dieser Phase wider, die mit rund 700 Millionen Euro zu Buche schlugen.

Die insgesamt schwächere Weltwirtschaft macht der Allianz in allen drei Kernbereichen zu schaffen. Unterschiedlich fielen nur die Konsequenzen für die jeweilige Gewinnentwicklung aus.

Sach- und Unfallversicherung besonders betroffen

Denn während die Segmente Sachversicherung sowie Lebens- und Krankenversicherung maßgeblich für den gesunkenen Gewinn verantwortlich waren, konnte die Vermögensverwaltung durch deutlich gestiegene Gebühren kräftig zulegen. Konzernchef Oliver Bäte zeigte sich insgesamt mit den Zahlen zufrieden. „Das erste Quartal 2020 zeigt die Stärke der Allianz in dieser beispiellosen Situation“, hieß es in der Pressemitteilung des Hauses.

Besonders betroffen war in den ersten drei Monaten allerdings der wichtigste Geschäftszweig Sach- und Unfallversicherung. Hier waren die Policen der Allianz zwar weiter bei den Kunden gefragt, der Umsatz legte um 4,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 20,3 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis ging jedoch um fast 30 Prozent auf eine Milliarde Euro zurück.

Neben den Auswirkungen durch Corona waren dafür auch hohe Schäden durch Naturkatastrophen der Grund. Dennoch lag das Ergebnis noch immer über den Schätzungen der Analysten. Die Prognose von insgesamt 17 Experten, die den Versicherer regelmäßig beobachten, lag bei 970 Millionen Euro.

Mit dem schwächeren Gewinn ist auch die sogenannte Schaden-Kosten-Quote stark unter Druck geraten. Sie zeigt an, ob ein Versicherer mit seinen Produkten letztlich Geld verdient. Das ist bei einer Quote unter 100 der Fall. Im vergangenen Jahr lag die Schaden- und Unfallversicherung der Allianz hier noch bei auskömmlichen 93 Prozent, nun ist die Quote auf 97,1 Prozent gestiegen.

Zur besseren Vergleichbarkeit machte Finanzvorstand Giulio Terzariol eine Rechnung ohne die außergewöhnlichen Kosten der ersten drei Monate auf. „Unsere Schaden-Kosten-Quote vor Belastungen aus Naturkatastrophen und Auswirkungen von Covid-19 liegt bei 94 Prozent“, sagte er.

Für das laufende Jahr rechnet er mit einem Rückgang der Gewinnerwartung im Segment Schaden- und Unfallversicherung um 15 bis 20 Prozent. Bisher lagen die Prognosen hier bei 5,6 Milliarden Euro, sodass nun im schlechtesten Fall rund 4,5 Milliarden Euro erwirtschaftet werden könnten.

Marktumschwung erwischte Allianz auf dem falschen Fuß

Ersten Anlass zur Entwarnung gibt es auch beim Industrieversicherer AGCS, einem der wenigen Verlustbringer der Allianz in den vergangenen Jahren. Der schreibt zwar durch die Schäden vieler Industriekunden weiterhin rote Zahlen, die Nachfrage nach den Produkten dort ist zuletzt jedoch deutlich gestiegen.

Rund ein Fünftel weniger verdient hat auch das zweite wichtige Segment der Lebens- und Krankenversicherung. Dass diesmal in der bisher erfolgsverwöhnten Sparte nur noch 800 Millionen Euro verdient wurden, lag an der deutlich geringeren Marge bei den Kapitalanlagen.

Der Marktumschwung ab Mitte Februar erwischte die Kapitalmarktexperten der Allianz auf dem falschen Fuß und führte zu höheren Wertberichtigungen. Die Schätzungen der Analysten, die bei 831 Millionen Euro lagen, konnte der Versicherer damit nicht erfüllen, weil die Neugeschäftsmarge wegen der geringeren Kapitalerträge rapide von 3,5 Prozent auf 2,7 Prozent gefallen war.

Den schrumpfenden Gewinnen stehen aber im Bereich Lebens- und Krankenversicherung steigende Absatzzahlen gegenüber. Der Barwert der Neugeschäftsbeiträge ist von 17,6 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum auf 18 Milliarden Euro angestiegen. Vor allem in Deutschland und in Italien lief das Geschäft mit fondsgebundenen Produkten weiterhin sehr gut.

Das größte Gewinnwachstum zeigte in den ersten drei Monaten des Jahres jedoch der Bereich Asset-Management. In der Vermögensverwaltung wuchs der operative Gewinn um starke 18,6 Prozent auf 679 Millionen Euro. Analysten hatten bei ihren Schätzungen lediglich 627 Millionen Euro errechnet. Auslöser des hohen Gewinnplus waren stark gestiegene Margen für das verwaltete Vermögen.

Der Kursrutsch an den Kapitalmärkten hatte hier zu vermehrten Umschichtungen in den Kundenportfolios geführt. Verluste konnten allerdings auch so nicht ganz vermieden werden. Die Kunden zogen – vor allem im März – 46,4 Milliarden Euro aus den Fondsgesellschaften Pimco und Allianz Global Investors ab. Das für Dritte verwaltete Vermögen sank in den ersten drei Monaten um 129 Milliarden Euro auf insgesamt 1557 Milliarden Euro.

Die Anleger reagierten auf die Zahlen und den vorsichtigen Ausblick mit Zurückhaltung. Mit einem Minus von fast drei Prozent war die Allianz-Aktie am Vormittag der größte Verlierer im Dax.

„Die Gewinnentwicklung wird auch in den kommenden Quartalen unter den Auswirkungen der Pandemie leiden“, befürchtet auch Thorsten Wenzel, Analyst der DZ Bank. So sei die von der Allianz berichtete Solvabilitätsquote von 190 Prozent niedriger ausgefallen als erwartet. Der Bankexperte stuft die Allianz-Aktie trotzdem weiter als kaufenswert ein und gibt ein Kursziel von 180 Euro aus.

Besser als die Konkurrenz

Europas Branchenführer schlägt sich dennoch wacker im Vergleich zur Konkurrenz. Beim französischen Rivalen Axa hinterließ die Corona-Pandemie in den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres 2020 noch deutlichere Spuren. Wie der französische Konzern bereits mitteilte, gingen die Beitragseinnahmen um neun Prozent auf 31,7 Milliarden Euro zurück.

Demnach seien allein die Einnahmen im März wegen der Coronakrise um fünf Prozent gesunken. Im April belief sich das Minus ersten Schätzungen zufolge sogar auf zwölf Prozent, betonte Finanzvorstand Etienne Bouas-Laurent jüngst in einer Telefonkonferenz. Die Schäden aus der Absage von Veranstaltungen bezifferte Axa vorläufig auf einen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag vor Steuern. Mit Aussagen für das Gesamtjahr hielt sich der französische Versicherungskonzern jedoch ebenfalls zurück. Demnach sei es für eine präzise Ergebnisprognose noch zu früh.

Experten gehen davon aus, dass die Pandemie die Versicherer teuer zu stehen kommt. Vor allem auf die Rechtsschutzversicherer könnten hohe Kosten zukommen, schätzt das Beratungsunternehmen Meyerthole Siems Kohlruss (MSK). Viele Kunden dürften wegen der neuen Sonderregelungen, die unter anderem Stundungen von Mietzahlungen bei Engpässen wegen Corona vorsehen, vermehrt vor den Kadi ziehen.

„Nach einer ersten Schätzung können bis zu 500 Millionen Euro an Schäden auf die Branche zukommen“, glaubt Thomas Budzyn von MSK. Zusätzlich dürfte der Kompromiss zu Betriebsschließungen von Gaststätten in Bayern die Branche weitere 300 Millionen Euro kosten, schätzt MSK-Geschäftsführer Onnen Siems. Versicherer und Gastwirte hatten vereinbart, bis zu 15 Prozent der vereinbarten Tagessätze an die Gastwirte auszuzahlen, wenn diese wegen Corona schließen mussten.

Konzernlenker Oliver Bäte bringt das nicht aus der Fassung. Der Vorstandschef kaufte Anfang der Woche für rund 1,1 Millionen Euro Aktien des eigenen Unternehmens, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Ad-hoc-Mitteilung hervorgeht. Der Mann an der Spitze glaubt offensichtlich an die Perspektive des Versicherers.