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US-Einreisestopp trifft Lufthansa so hart wie keine andere Airline – Aktie fällt um fast 13 Prozent

Die Fluggesellschaft ist zusammen mit United Airlines Marktführer auf den Verbindungen zwischen den USA und Europa. Nun fällt eine wichtige Einnahmequelle weg.

Als sich Carsten Spohr am vergangenen Freitag per Videobotschaft an die Lufthanseaten wandte, musste er diesen mitteilen, dass sich die Situation wegen des Coronavirus innerhalb von nur einer Woche deutlich verschlechtert hatte.

Nun, knapp eine Woche später, muss er wohl erneut schlechte Nachrichten verkünden. Das in der Nacht zu Donnerstag von US-Präsident Donald Trump verhängte Einreiseverbot für Europäer trifft die deutsche Airline so hart wie keine andere Fluggesellschaft in Europa.

Zur Stunde sondiert die Führung von Lufthansa zusammen mit den Experten die Lage. Erst dann dürften auch die tatsächlichen Folgen der Anordnung aus dem Weißen Haus für die „Hansa“ klar sein. Doch fest steht schon jetzt: Sie werden heftig sein.

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Das scheint auch den Anlegern bewusst zu sein: Am Donnerstagmorgen notiert das Papier der Lufthansa zwischenzeitlich fast 13 Prozent im Minus, am späten Morgen beträgt das Minus noch fast neun Prozent.

Lufthansa hat schon vor einiger Zeit mit dem US-Anbieter United Airlines und Air Canada das Joint Venture Atlantic Plus-Plus gegründet. Die Allianz geht über die Zusammenarbeit in der Star Alliance hinaus. Denn sie ist deutlich enger, umfasst auch das Teilen von Umsatz und Ertrag.

Das Ziel damals: Man wollte die eigene Präsenz auf den Verbindungen zwischen Europa und Nordamerika stärken und ausbauen. Viele Strecken etwa in die Metropolen der USA sind Rennstrecken: Sie sind gut gebucht und werden zudem im Geschäftsreisebereich auch gut bezahlt.

Die Rechnung ging auf. Lufthansa hat mit seinen Partnern auf den Verbindungen nach Nordamerika einen Marktanteil von 36 Prozent. Das rivalisierende Bündnis von Air France-KLM und Delta kommt auf 29 Prozent, das der britisch-spanischen Holding IAG und American Airlines schafft rund elf Prozent. Schon aus diesen Zahlen lässt sich herleiten, wie stark Lufthansa vom US-Einreisestopp betroffen sein wird, selbst wenn die genauen Folgen etwa für die Flugplanung noch nicht feststehen.

Die entscheidende Frage ist, wie stark Lufthansa den Flugplan in Richtung Nordamerika nun anpassen wird. Dass sofort sämtliche Verbindungen gestrichen werden, gilt als unwahrscheinlich. Schließlich reisen nicht nur europäische Bürger mit der Airline.

Einbußen seit Längerem spürbar

Daniel Röska von Bernstein Research verweist auf das ebenfalls von Trump vor einigen Wochen verhängte Einreiseverbot für Chinesen. Das habe dazu geführt, dass das Passagieraufkommen zwischen beiden Ländern um 80 bis 90 Prozent zurückging.

Käme es in diesem Fall ähnlich, dürften die wirtschaftlichen Einbußen für Lufthansa erheblich sein. „Der Nord-Atlantik repräsentiert für alle europäischen Airlines den größten Teil des Gewinns im Langstreckengeschäft, sodass der Einfluss dieses Verbots stärker sein wird“, glaubt Röska.

Schon vor dem Beschluss von US-Präsident Trump spürte Lufthansa deutliche Einbußen im Verkehr von und in die Vereinigten Staaten. Viele Unternehmen haben ihre Reisetätigkeit wegen des Virus zurückgefahren. Damit fehlen vor allem die lukrativen Geschäftsreisenden. „Die Krise hat mittlerweile auch unser wichtigstes Interkontinental-Geschäft erreicht“, sagte Spohr am vergangenen Freitag in der internen Videobotschaft.

Das habe erheblich schlimmere Folgen als die Einschränkungen in Richtung China. „In normalen Zeiten fliegen wir am Tag so häufig in die USA wie nach China pro Woche“, machte Spohr deutlich.

Lufthansa hatte bereits am Mittwoch – also vor der US-Entscheidung – 23.000 Flüge für die Zeit bis zum 24. April gestrichen. Wegen des Virus könne das Angebot der Marken Lufthansa, Swiss, Austrian, Eurowings und Brussels halbiert werden, so Lufthansa.

Nun dürfte dieser Wert weiter wachsen. Am Donnerstag kommender Woche will Lufthansa über die Geschäftszahlen für 2019 berichten. Dann dürfte sich das Management auch – soweit schon möglich – zu den wirtschaftlichen Folgen äußern.

Das Problem ist: Keiner weiß, wie lange das Einreiseverbot nun gelten wird. Offiziell hat Trump die Frist von 30 Tagen genannt. Aber in der Anweisung selbst ist dieser Zeitraum nicht genannt. Darauf weist Bernstein-Analyst Röska dezidiert hin. Ein Enddatum sei hier nicht enthalten.

Insgesamt dürfte der „Bann“ laut Röska rund 3500 Flüge und bis zu 800.000 Passagiere pro Woche treffen. Ausgenommen ist dagegen wohl die Fracht. Das ist insofern eine gute Nachricht, weil damit die Lieferketten von und nach Nordamerika vorerst verschont bleiben.

Mehr: Trump wollte die Coronakrise herunterspielen, doch diese Strategie ist nicht aufgegangen, meint Handelsblatt-Reporterin Katharina Kort.