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Warum der Tech-Milliardär die Fusion platzen ließ

Erst am Wochenende haben die Deutsche Telekom und Softbank die Fusion ihrer amerikanischen Mobilnetzanbieter T-Mobile US und Sprint abgesagt. Nicht nur für die Telekom war das ein Schock, auch für Softbanks Aktionäre. Sie hatten die Fusion schon fest eingepreist.

Softbank-Chef Masayoshi Son gab sich aber am Montag bei der Präsentation der Halbjahresbilanz in Tokio erleichtert. „Wenn ich mich verloren fühle, schaue ich weit nach vorne“, vertraute Son der Öffentlichkeit an. Manche würden sagen, er hasse es lediglich, zu verlieren. „Doch ich fühle mich richtig gut.“

Er gab zwar zu, dass eine Fusion mit T-Mobile US das gemeinsame Unternehmen ähnlich groß wie AT & T hätte machen können. „Dies war die zugrundeliegende Strategie von Softbank“, so Son. Doch die Partner konnten sich letztlich nicht über die Kontrolle einigen. Dabei sei es Softbank nicht um die Mehrheit gegangen, sondern eine gleichberechtigte Partnerschaft, sagte Son. Aber die andere Seite habe das Management allein kontrollieren wollen.

Das war für Softbanks Vorstand nicht akzeptabel. Am 27. Oktober habe der Softbank-Vorstand daher überlegt, ob Sprint eine Finanzbeteiligung oder ein strategisches Unternehmen sei, erklärte Son den Entscheidungsprozess. Und der Vorstand habe entschieden, dass es ein strategisches Investment sei und daher Sprint in der Softbank-Gruppe bleiben solle.

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Gleich nach der Entscheidung habe Telekom-Chef „Tim“, also Timotheus Höttges, angerufen und ihm erklärt, dass er die Gespräche abbrechen wolle, schildert Son seine Sicht der Entwicklung. Allerdings habe er die langen Diskussionen nicht mit einen Telefonat beenden wollen. Daher hätten beide Seiten vorigen Samstag ein persönliches Treffen vereinbart und offiziell ein Ende der Diskussionen beschlossen. „Ich fühle mich gut, ich sehe klar“, beendet Son seine offizielle Legende.

Die Telekom besitzt knapp zwei Drittel an T-Mobile US, Softbank rund 84 Prozent an Sprint. Zusammen hätten die Unternehmen rund 125 Millionen Kunden und 70 Milliarden Dollar Umsatz jährlich gehabt. Die Telekom-Aktie gab am Montagmorgen um bis zu 3,6 Prozent nach, Softbank verlor 2,6 Prozent.

Als Grund für die Wende bei Sprint nannte der Softbank-Gründer das „Kerngeschäft“. Er habe nie geglaubt, dass Telekommunikation das Kerngeschäft sei. Auch sei Softbank kein normaler Finanzinvestor. „Das Kerngeschäft von Softbank ist die Informationsrevolution“, erklärte er seine Vision: „Kommunikationstechnik ist die Basis der Informationsrevolution.“

Und da braucht der Tech-Milliardär Son Firmen wie Sprint. Denn nun ginge es nicht mehr nur darum, Menschen mit dem Internet zu verbinden, sondern Billionen von Maschinen und Geräten. Ein Riesengeschäft wittert der Investor Son da. Sprint bedeutet für ihn den Zugang zum US-Markt, dem größten Markt der Welt. „Wenn wir die Kontrolle in diesem Markt aufgeben, würden wir es in fünf bis zehn Jahren bereuen“, sagte Son.

Daher nehme er lieber jetzt niedrigere Aktienkurse in Kauf. Doch erstens hat der Investitionsprofi, der seit Jahrzehnten mit Milliarden jongliert, auch die Niederlage prompt zu seinem Gewinn genutzt. „Der Abbruch der Fusionsgespräche hat den Aktienpreis gesenkt, was gut für uns war“, sagte Son. „Nun können wir mehr Aktien an Sprint kaufen.“ Am Montagmorgen hatte Softbank bereits bekanntgeben, seinen Anteil an seiner amerikanischen Tochtergesellschaft auf maximal 85 Prozent zu erhöhen. Denn dafür benötige es keine Zustimmung des Vorstands, verriet Son.


Sons revolutionärer Garde

Zweitens sieht er Sprint inzwischen nicht mehr als Last, sondern als Gewinnmotor der Allianz. Der operative Gewinn habe sich im ersten Halbjahr im Vergleich zu 2016 fast auf 1,8 Billionen Yen (rund 13,6 Milliarden Euro) verdoppelt, erklärte Son. Und drittens glaubt er, dass er die Rivalen in den USA beim Maschineninternet der Zukunft genauso einholen kann, wie er es in Japan ab 2006 mit der Übernahme von Vodafone Japan mit Softbank Mobile gemacht hat.

Damals sagte er voraus, dass Handys zum wichtigen Zugang zum Internet werden würden. Und mit den Exklusivrechten am iPhone seines Freundes Steve Jobs, dem damaligen Apple-Chef, holte er massiv zu den Platzhirschen NTT Docomo und KDDI auf. „Das gleiche wird jetzt wieder passieren, aber in einem größeren Maßstab“, sagte Son voraus. Und dieses Mal glaubt er, Sprint durch andere Qualitäten von den Rivalen absetzen zu können: die gesammelte Macht der Softbank-Gruppe in Sachen Internet der Dinge.

Als einen Pluspunkt nannte Son den Chipdesigner ARM, den Softbank 2016 für mehr als 30 Milliarden Euro gekauft hat. Die Chips für Mobilgeräte fußen bereits fast ausschließlich auf den Designs der Briten. Gleiches soll sich bei Chips wiederholen, die Geräte mit dem Internet verbinden. Außerdem betonte Son seine Investition in das Start-up One Web, das mit niedrig fliegenden Satelliten weltumspannendes Breitbandinternet anbieten will. Und dies sind nur zwei Teilnehmer an Sons revolutionärer Garde, die er mit seinem frisch gegründeten Softbank Vision Fund zusammenkauft.

Fast 100 Milliarden Dollar hat er bereits vom saudischen Pensionsfonds und Firmen wie Apple oder Foxconn eingeworben. Für das Geld wird er in den kommenden Jahren Minderheitsbeteiligungen an allen möglichen Firmen kaufen, die mit künstlicher Intelligenz, dem Internet der Dinge oder neuen Diensten und Produkten zu tun haben.

Hinter der breiten Streuung steckt Methode. „Wir haben eine Rudel-Strategie“, erklärte Son. Er will die selbstständigen Unternehmer kooperieren lassen, wenn es sich für sie rechnet. „Und mit dem Rudel der Unternehmer werden wir die Informationsrevolution durchführen.“ Das wenigstens ist Sons Traum, für den er nicht bereit war, Sprint herzugeben.

KONTEXT

Die Deutsche Telekom in den USA

Der Einstieg in den US-Markt

Im Jahr 2000 kaufte die Deutsche Telekom mit Ron Sommer an der Spitze den US-Telekommunikationsanbieter Voicestream für rund 50 Milliarden Dollar - umgerechnet knapp 40 Milliarden Euro.

Kritik der Aktionäre

Dabei schrieb der Mobilfunker zu diesem Zeitpunkt Verluste. Doch die Bonner erhoffen sich, dass der Mobilfunkmarkt in den USA stark wachsen werde. Die Aktionäre teilten diese Hoffnung nicht, sie hielten den Preis für zu hoch. Der Wert der Aktie fiel um zwölf Prozent.

Schwierige Jahre

Die Sorgen der Aktionäre sollte sich als richtig erweisen: Die Deutsche Telekom korrigierte zwei Jahre später den Wert der neuen Tochter um fast 20 Milliarden Euro nach unten. Lange versuchte die Telekom, die Tochter loszuwerden.

Glück im Unglück

2011 wollte der größte amerikanische Wettbewerber AT & T die glücklose Tochter der Telekom für angeblich fast 40 Milliarden Euro übernehmen. Die Wettbewerbsbehörden klagten jedoch dagegen, woraufhin sich AT & T zurückzog. Der Konzern zahlte der Telekom daraufhin drei Milliarden Dollar Ausfallgebühr und überschrieb T-Mobile US einen Teil seiner Mobilfunkfrequenzen.

Mit neuer Kraft

Mit Hilfe der drei Milliarden Dollar Ausfallgebühr verbesserte die Telekom-Tochter unter anderem ihre Infrastruktur und übernahm 2012 den Mobilfunkanbieter mit MetroPCS. 2013 ging das Unternehmen an die Börse. Weil sich die Tochter nun alleine an frisches Geld kommt, kann sich die Telekom aus der Finanzierung teilweise zurückziehen. Dafür lässt sie ihren Anteil verwässern.

Neuer Chef, neue Strategie

Nach der missglückten Übernahme wurde fast die gesamte Führungsspitze von T-Mobile US ausgetauscht. Neuer Chef wird John Legere, ein bis dahin mehrheitlich unbekannter CEO aus der Telekommunikationsindustrie. Er entwickelt mit seinem neuen Führungsteam die "Un-Carrier"-Strategie: Er will alles das anders machen, was die Kunden an ihrem Telekommunikationsanbieter (Carrier) stört. Der Plan zieht.

Erfolg macht sexy

2014 wurde bekannt, dass die Telekom offenbar bereit sei ihre Anteile an den japanischen Konzern Softbank zu verkaufen. Der ist mit seiner Tochter Sprint der nächste Wettbewerber von T-Mobile US. Berichten wollte der Konzern 24 Milliarden Dollar dafür zahlen. Wenige Monate später wurde das Vorhaben eingestellt, weil die Unternehmen davon ausgingen, dass sie keine Genehmigung für den Zusammenschluss

Wachstum, Wachstum, Wachstum

Unter Führung von John Legere wandelte sich das Unternehmen, wächst stark und ist mit mehr als 70 Millionen Kunden die Nummer 3 im Markt. Damit hat es den Wettbewerber Sprint überholt. Das Unternehmen ist profitabel und steigert bisher kontinuierlich Umsatz und Marge. T-Mobile US ist der einzige Bereich innerhalb der Telekom, der stark wächst.

Neuer Versuch, neues Scheitern

Schon länger verhandelten Softbank und Telekom wieder über einen Zusammenschluss. Allerdings ließ der japanische Konzern die Gespräche Anfang November 2017 platzen. Softbank-Chef Masayoshi Son will auch in den kommenden Jahren die Kontrolle über den US-Mobilfunker Sprint behalten.

Macht Erfolg einsam?

Das Argument von Wettbewerbsbehörden gegen die Konsolidierung des Marktes ist Verbraucherschutz: Je mehr Unternehmen miteinander konkurrieren, desto eher werden sie versuchen sich mit Innovationen voneinander abzugrenzen oder die Preise senken. Gerade weil sich T-Mobile US als Innovationsführer und Preisbrecher aufstellt, sorgen sich die Behörden, weil es den Interessen der Kunden schaden könnte