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Stühlerücken im Reimann-Imperium: Der nächste Manager tritt ab

David Kamenetzky gibt seine Posten bei der Milliardärsfamilie auf. Peter Harf bleibt mit 74 Jahren der starke Mann im JAB-Konzern.

Der Manager ist seit vielen Jahrzehnten das Mastermind der Investorenfamilie Reimann. Foto: dpa
Der Manager ist seit vielen Jahrzehnten das Mastermind der Investorenfamilie Reimann. Foto: dpa

Im weitverzweigten Firmengeflecht der deutschen Milliardärsfamilie Reimann gibt es einen prominenten Abgang: David Kamenetzky hat seine Posten als Leiter des Family Office, Sprecher des Familienrats und der Familienstiftung, die sich gegen den Holocaust einsetzt, aufgegeben.

Am Mittwochnachmittag betitelte sich der 50-Jährige auf seinem LinkedIn-Profil noch als „CEO at Joh. A. Benckiser, Chairman of JAB Investors“. Kurz darauf änderte er sein Profil plötzlich, nachdem das „Manager Magazin“ seinen Abgang vermeldet hatte. „Investor and Values Based Leader“ nennt sich der Deutsch-Schweizer nun.

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Seine Tätigkeit für Familie Reimann dauerte gerade mal ein Jahr. Auch seine Frau Anna-Lena Kamenetzky-Wetzel, 44, hat das Reich der Reimanns inzwischen verlassen. Dies wird seit vielen Jahrzehnten von Chefstratege Peter Harf, 74, regiert. Der Manager hat das 100-Milliarden-Dollar-Imperium der Familie Reimann aufgebaut.

Die Investmentexpertin Kamenetzky-Wetzel, ehemals Goldman Sachs, war eine von zehn Partnern der JAB Holding, dem mächtigen Investmentarm der Familie Reimann, die Harf als Chairman anführt. Die Holding ist etwa am Parfumkonzern Coty, der Sandwich-Kette Pret A Manger, an Kaffeekonzernen (Jacobs, Keurig) und neuerdings auch an Tierkliniken beteiligt.

JAB dementierte, dass Harf den Spitzenmanager Kamenetzky „rausgeworfen habe, bevor dieser ihn habe rauswerfen können“. Man habe sich im Guten getrennt, die Familie wolle in die USA zurückkehren, heißt es.

Kamenetzky, der zuvor als Chefstratege beim Bierbrauer AB Inbev, beim Familienkonzern Mars und bei Goldman Sachs arbeitete, wollte sich auf direkte Anfrage nicht äußern. „Wir sind dankbar für Davids Mitwirkung“, gab ihm Harf auf den Weg. „Er arbeitete gut mit der Familie und machte einen fantastischen Job bei der Alfred Landecker Stiftung. Wir wünschen ihm und seiner Familie das Beste für ihre Rückkehr in die USA.“

Kamenetzky, der als junger Mann die rechte Hand von Ignatz Bubis vom Zentralrat der Juden in Deutschland war, hatte die Familienstiftung der Reimanns neu aufgestellt. Die Alfred Landecker Foundation will über den Holocaust aufklären und Opfer unterstützen. Das ist ein wichtiges Anliegen der 14-köpfigen Familie Reimann, deren Vorfahren Parteigänger der Nazis waren, die aber auch jüdische Wurzeln hat. Die Familienstiftung zahlt nun Millionen an ehemalige Zwangsarbeiter und für die demokratische Bildung.

Harf trifft schnelle Personalentscheidungen

Die beiden Abgänge zeigen indes, dass sich Peter Harf nicht unbedingt leichttut, den Generationswechsel im innersten JAB-Zirkel voranzutreiben. Auch mit 74 Jahren scheint der umtriebige Chairman der JAB Holding und Vertraute der Familie alles andere als amtsmüde zu sein.

Im Gegenteil: Beim kriselnden Parfumkonzern Coty spielt er derzeit höchstpersönlich Feuerwehr. Dort hat er allerdings kürzlich ein jüngeres und weibliches Führungsteam installiert. Die 52-jährige Ex-L’Oréal-Managerin Sue Nabi tritt im September als CEO von Coty an, unterstützt von Anna von Bayern und Kristin Blazewicz, beide Anfang 40.

Die Kamenetzkys sind längst nicht die einzigen Führungskräfte, die JAB unter Chefstratege Harf wieder verließen. JAB-Partner Bart Becht, der lange als Nachfolger von Harf gehandelt wurde, verabschiedete sich nach strategischen Differenzen überraschend 2019.

Der impulsive Rheinländer Harf ist bekannt dafür, dass er bei Personalien – wie bei Entscheidungen überhaupt – nicht lange fackelt. So wurde Luxusexperte Pierre Denis, der eigentlich im Sommer Coty-CEO werden sollte, noch vor Amtsantritt verabschiedet. Es brauche nun einen „echten Unternehmer“, sagte Harf im Juni dem Handelsblatt und meinte damit sich selbst.

Wichtigster Mann neben Harf bleibt unangefochten Olivier Goudet, 56, CEO der mächtigen JAB Holding. „Die Reimanns halten alle Stimmrechte, delegieren sie aber an Olivier Goudet und mich“, so Harf im März im Interview mit dem Handelsblatt. „Über alles Geschäftliche reden wir im Detail mit der Familie. Aber Olivier und ich sind die Unternehmer und entscheiden, was wir zukaufen oder wen wir einstellen.“