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Der kranke Mann ist nicht mehr Italiener: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Craig Stirling über Schadenfreude. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

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Besuch aus Rom

Im Italienischen gibt es kein Wort für Schadenfreude, aber Giorgia Meloni wird keine Übersetzung brauchen, um zu wissen, wie sie sich anfühlt. Frisch gestärkt durch eine Serie guter Budget-Nachrichten trifft die italienische Ministerpräsidentin heute in Berlin den zuletzt in Haushaltsangelegenheiten deutlich glückloseren Olaf Scholz.

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Die Diplomatie dürfte die Oberhand gewinnen, aber die Ironie des Treffens ist Italienern nicht entgangen, die der deutschen Belehrungen über die Wichtigkeit solider Staatsfinanzen überdrüssig waren. “Ich gebe es zu — ich konnte nicht anders, als mich bestätigt zu fühlen”, sagt Carlo Alberto Carnevale Maffe von der Mailänder Bocconi-Universität. “Auch Deutsche machen Fehler.”

Italien erfreut sich unter Meloni eher einer relativen Stabilität als eines politischen Chaos, und trotz einer gewissen Lockerung des Budgets hängt das Damoklesschwert eines Ramsch-Ratings nicht mehr über der Regierung in Rom. Die Ampel-Koalitionäre hingegen führen auch eine Woche danach noch Krisengespräche zum Schock-Urteil aus Karlsruhe. “Die Hütte brennt”, beschreibt ein Teilnehmer die Stimmung.

Dabei geht es nicht nur um den Haushalt. Italien könnte in diesem Jahr auch ein Wachstum verzeichnen, während die deutsche Wirtschaft schrumpft. Und das Defizit könnte zu weniger deutschen Investitionen führen, während Italien bald eine weitere Dosis an Förderungen der Europäischen Union erhält.

Meloni weiß jedoch, dass Deutschlands finanzpolitische Stärke die Fähigkeit Europas ausmacht, Krisen zu überstehen — und ihr Land ist nie weit von einer solchen entfernt. “Wir sollten auch unsere eigenen Fehler nicht vergessen”, sagt Maffe deshalb. “Wir sind noch nicht über den Berg.”

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell, Boris Groendahl und Verena Sepp: Feuerpause, hausgemachte Risiken, stählerne Hoffnung, der faule Geruch von Krypto, und er ist wieder da.

Feuerpause

Eine Gaza-Geisel ist der Hamas drei Palästinenser wert. Im Gegenzug für eine viertägige Waffenruhe mit Israel und die Freilassung von 150 palästinensischen Gefangenen hat sich die von EU und USA als Terrororganisation bezeichnete Gruppe bereit erklärt, 50 Geiseln aus dem Gazastreifen freizulassen. Dies ist die erste größere Kampfpause seit Beginn des Krieges der Hamas gegen Israel vor gut sechs Wochen. Wegen des Leidens auf beiden Seiten wäre die von Katar vermittelte Vereinbarung beinahe gescheitert. Israels Premierminister Netanjahu bekräftigte, dass der Krieg danach so lange weitergehen werde, bis die Hamas als Organisation zerstört sei. Unterdessen trifft sich Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah mit hochrangigen Hamas-Vertretern, um die neuesten Entwicklungen und Möglichkeiten an “allen Widerstandsfronten” zu besprechen. Katar sollte die Feuerpause nutzen, um der Hamas klar zu machen, dass “keine Kavallerie” zu ihrer Rettung kommt und sie kapitulieren sollte, um vom Gazastreifen zu retten, was noch zu retten ist, meint Bloomberg-Kolumnist Marc Champion. Die EU will ihre Hilfslieferungen nun schnell und drastisch steigern.

Hausgemachte Risiken

Die von ihr selbst auf ein Rekordhoch gehievten Zinsen und die dadurch ausgelöste Konjunkturschwäche gefährden nach Ansicht der EZB die Finanzstabilität in der Eurozone. Während die geldpolitische Straffung auf die Realwirtschaft durchschlägt, könnten die Einkommen der privaten Haushalte, die Umsätze der Unternehmen und die öffentlichen Finanzen weiter unter Druck geraten, wenn die Konjunktur nicht an Fahrt gewinnt, so die Zentralbank in ihrem jüngsten Finanzstabilitätsbericht. Die bereits zunehmenden Unternehmensinsolvenzen könnten weiter ansteigen, so die EZB. Rasche Zinssenkungen scheinen indes nicht angezeigt. Laut Direktoriumsmitglied Schnabel wird es zwei Jahre dauern, um die Inflation von 2,9% auf 2% zu drücken. Vorübergehend sei sogar wieder mit einem Anstieg der Gesamtinflation zu rechnen. Grund für die hartnäckige Teuerung seien der starke Arbeitsmarkt, der die Löhne befeuert, und anhaltend hohe Preise im Dienstleistungssektor.

Stählerne Hoffnung

Zwei Milliarden Miese sind normalerweise nicht der Stoff, aus dem Aktiensprünge nach oben gemacht sind. Bei Thyssenkrupp war es heute dennoch so, denn die Abschreibung, die zu dem Nettoverlust in dieser Höhe geführt hat, hat auch ihre guten Seiten. Anleger hoffen, dass sie den (Teil-)Verkauf der Stahlsparte befördern könnte, an dem der Essener Konzern schon seit Jahren herumdoktert. Aktuell ist die vielversprechendste Variante der Verkauf eines hälftigen Anteils an den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky, der derzeit in Sachen M&A geradezu hyperaktiv erscheint. Auch der Ausblick der Essener gefiel — für das angelaufene neue Geschäftsjahr wird eine Rückkehr in die Gewinnzone erwartet. Der italienische Energieversorger Enel wird unterdessen seine Investitions-Prioritäten unter der von der Meloni-Regierung ernannten neuen Führung umschichten: Weniger Erneuerbare, mehr Italien ist das Motto. Bloomberg-Leser wussten das schon am Montag.

Der faule Geruch von Krypto

Ein Jahr nach der Implosion der Kryptobörse FTX hat sich nun Binance schuldig bekannt, gegen Anti-Geldwäsche-Vorschriften und US-Sanktionen verstoßen zu haben. Der weltgrößte Marktplatz für digitale Währungen muss mit insgesamt 4,3 Milliarden Dollar eine der größten Vergleichssummen in der US-Wirtschaftsgeschichte zahlen. CEO Changpeng Zhao räumt den Chefsessel und muss mit einer Gefängnisstrafe rechnen, obgleich diese bei weitem nicht so hoch ausfallen dürfte wie bei FTX-Betrugspleitier Sam Bankman-Fried. Binance darf den Geschäftsbetrieb indessen fortsetzen. Terroristische Gruppen wie die Hamas hatten über die Plattform Transaktionen abgewickelt, wie Binance eingeräumt hat. Für die Regulierung ist Zhaos Kapitulation ein Meilenstein. Seit Jahren versuchen Aufsichtsbehörden in aller Welt, die Kryptobranche, die als Einfallstor für Kriminelle gilt, strikter zu regulieren. Bitcoin notiert etwas leichter bei bei 36.680 Dollar.

Er ist wieder da

Irrungen und Wirrungen mit Happy End für Sam Altman: Der am Freitag überraschend geschasste CEO von OpenAI kehrt auf den Chefsessel der Betreibergesellschaft des KI-Riesen ChatGPT zurück. Mit dem Segen von Großaktionär Microsoft, der den wohl bekanntesten Experten für künstliche Intelligenz noch am Sonntag zu sich an Bord geholt hatte, um die eigenen KI-Ambitionen voranzutreiben. Das Board, das Altman mit Verweis auf Kommunikationversäumnisse vor die Tür gesetzt hatte, wird komplett umgekrempelt. Neu dabei ist künftig unter anderem Ex-US-Finanzminister Larry Summers. Die über 500 ChatGPT-Entwickler, die gedroht hatten, Altman zu folgen, müssen nun also nicht zur Bing-Mutter wechseln. Und die OpenAI-Gesellschafter, die bereits Komplettabschreibungen ihrer Investments befürchteten, kamen wohl mit dem Schrecken davon. Weiter offen bleibt die Frage: Was war hinter den Kulissen wirklich passiert?

Was sonst noch passiert ist:

  • Fed-Tauben

  • US-Diskrimierungsklagen

  • LVMH-Umbau

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