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Was ARD und ZDF von den „Dasslers“ lernen sollten

Die Wirtschaft wird von ARD und ZDF, aber auch von der privaten TV-Konkurrenz sträflich vernachlässigt. Wer „Tagesschau“ und „heute“ oder auch „Tagesthemen“ und „heute Journal“, die Nachrichtenflaggschiffe von ARD und ZDF, verfolgt, bekommt schnell den Eindruck: Unternehmen, Märkte, Gründer spielen nur eine marginale Rolle in der Nachrichtenauswahl.

Dieser Eindruck ist keineswegs trügerisch. Der Anteil der Wirtschaftsnachrichten betrug je nach Format nur zwischen vier und acht Prozent im vergangenen Jahr. Selbst für Sport, Gesellschaft, Buntes oder das Wetter wurde mehr Zeit in den Nachrichtensendungen bei ARD, ZDF, RTL und Sat 1 aufgebracht als für die Wirtschaft. Das fand Kölner das Institut für empirische Medienforschung (IFEM) heraus, dessen Ergebnis in der ARD-Zeitschrift „Media Perspektiven“ (2/2017) vor Kurzem veröffentlicht wurden.

Die medienwissenschaftliche Untersuchung bestätigt: Außer der täglichen Börsenberichterstattung gibt es für die Programmmacher von ARD und ZDF offenbar nicht allzu viel Interessantes über die deutsche Wirtschaft zu berichten. Wenn sich beispielsweise Nachrichtenmagazine der öffentlich-rechtlichen Sender mal der Ökonomie widmen, dann berichten sie ausführlicher als ihre private Konkurrenz über Affären und Skandale, wie die Autoren der IFEM-Studie, Udo Michael Krüger und Thomas Zapf-Schramm, nüchtern feststellen.

Vielleicht liegt der Grund für die verzerrte Wahrnehmung darin, dass ARD und ZDF als mit Gebühren finanzierten Rundfunkanstalten ohnehin ein gespaltenes Verhältnis zu Unternehmen besitzen, die nach Gewinn streben? Die seit Jahren betriebene Skandalisierung hat auf alle Fälle Folgen. Das bekommen Unternehmen und ganze Branche wie beispielsweise die Finanz- oder Energiewirtschaft durch den Ansehensverlust immer wieder zu spüren.

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Noch haben ARD und ZDF nicht vollständig erkannt, wie spannend Wirtschaft für ihre Zuschauer, welche die Sender mit jährlich über acht Milliarden an Rundgebühren finanzieren müssen, sein kann. Gerade in Deutschland, das in Europa die größte Wirtschaftskraft besitzt, gäbe es an sich viele spannende Geschichte über weltbekannte Unternehmen mit ihren Produktion und Märkten zu erzählen. Doch das spielt für die Senderverantwortlichen bislang nur eine bescheidene Nebenrolle.


Glanz und Abgründe zweier Familienunternehmen

Wie groß das Zuschauerinteresse an Wirtschaftsthemen – verpackt in einen Unterhaltungszweiteiler – sein kann, durfte die ARD am Osterwochenende feststellen. Das Erste strahlte den Zweiteiler „Die Dasslers – Pioniere, Brüder und Rivalen“ aus. Er erzählt holzschnittartig die Geschichte der Unternehmerlegenden Adolf und Rudolf Dassler, Gründer der beiden Weltkonzerne Adidas und Puma in der fränkischen Kleinstadt Herzogenaurach.

Ein Jahr nach RTL ließ das Erste von den beiden Regisseuren Cyrill Boss („Neues vom Wixxer“) und Philipp Stennert („Jerry Cotton“) die spannende Unternehmersaga verfilmen. Der Zweiteiler zur besten Sendezeit zeigte nicht nur ein Musterbeispiel für die Verstrickungen deutschen Familienunternehmen in der Nazi-Zeit. Die dramaturgisch geschickte Inszenierung mit einem überschaubaren Budget sparte auch Korruption und Kommerzialisierung im Sportbusiness nicht aus. Sie führte mustergültig den Glanz und die Abgründe zweier sich bekriegenden Familienunternehmen vor.

Der Unterhaltungsfilm lehrte auch, welche Rolle Marketing schon in den frühen Jahrzehnten des Sportartikelgeschäfts spielte. In soweit war der Zweiteiler ein kurzweiliges und intelligentes Lehrstück über Marke, Marketing und Machenschaften.

Komplexe Wirtschaftsgeschichten können beim Publikum funktionieren. Die beiden Teile von „Die Dasslers“ kamen mit deutlich mehr als drei Millionen Zuschauer am Karfreitag und Samstag in der ARD auf eine stolze Quote von annähernd elf Prozent. Sie ließen damit sogar die populäre RTL-Show „Deutschland sucht den Superstar“, das Filmepos „Titanic“ auf Sat 1 und den Science-Fiction-Blockbuster „Star Trek: Into Darkness“ bei Pro Sieben hinter sich.

Vielleicht macht Zuschauererfolg der Chefetage des öffentlich-rechtlichen Fernsehens mehr Mut, in Zukunft sich noch öfters Wirtschaftsthemen in der Unterhaltung und hoffentlich auch in der Information anzunehmen? Denn nichts ist spannender als Wirtschaft im Fernsehen – wenn sie gut wie im Fall der „Dasslers“ gut gemacht ist.

Immer montags schreibt Handelsblatt-Korrespondent und Buchautor Hans-Peter Siebenhaar seine Sicht auf die Kommunikationswelt auf.