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Ölkonzerne einigen sich auf Tauschgeschäft

Seit Frühjahr trafen sich OMV-Chef Rainer Seele und Gazprom-CEO Alexej Miller immer wieder, um ein lange geplantes Tauschgeschäft anzubahnen. Nun ist der Vertrag besiegelt. Beide Konzernlenker haben einen bindenden Grundsatzvertrag unterzeichnet, teilte die OMV am Mittwoch in Wien mit.

Die Transaktion sieht vor, dass die OMV eine 24,5-prozentige Beteiligung an den Blöcken IV und V im westsibirischen Urengoi erhält. Im Gegenzug erwirbt eine 38,5-prozentige Beteiligung an der norwegischen OMV-Tochter Norge, die Öl und Gas aus der Nordsee holt. Bei dem Tauschgeschäft wird nach Konzernangaben kein Geld fließen. Das Geschäft soll bereits ab 1. Januar 2017 wirksam sein.

Für die Russen ist das ein wichtiger Schritt zu einer engeren Zusammenarbeit mit europäischen Energiekonzernen. Bereits in der vergangenen Woche hat Moskau annähernd ein Fünftel der Aktien am Ölriesen Rosneft an den Schweizer Rohstoffkonzern Glencore und den Golfstaat Katar verkauft. Die zwei Partner zahlten rund 10,6 Milliarden Euro für das Aktienpaket an Rosneft.

Das Geschäft mit dem Golfstaat ist bemerkenswert. Ausgerechnet Katar stellt mit Mohammed Bin Saleh Al-Sada den amtierenden -Präsidenten, der am Samstagabend die Allianz des Ölkartells mit Russland in Wien präsentierte. Nach mehr als 15 Jahren Pause ziehen Russland und das aus 13 Ländern bestehende Ölkartell wieder an einem Strang. Die Russland und zehn weitere Nicht-Opec-Länder einigten sich am Wochenende auf eine Kürzung der Ölförderung um 558.000 Barrel (159 Liter) am Tag. Allein Russland wird seine Produktion um 300.000 Fass senken. Daraufhin stieg der Ölpreis auf Jahreshöchststände um 55 Dollar für die Nordseesorte Brent.

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Für Seele ging es beim Geschäft mit den Russen um alles oder nichts. Denn der frühere Vorstandschef der BASF-Tochter Wintershall braucht den Zugang zum preiswerten Gas und Öl in Westsibirien, um Österreichs größten Konzern wieder aus der Defensive zu holen. Bereits 2019 soll die Produktion im russischen Urengoi starten und dann sechs Jahre später eine Kapazität von 80.000 Barrel pro Tag erreichen. Dafür will die OMV bis Ende des Vertrages im Jahr 2039 rund 900 Millionen Euro in Westsibirien investieren.

Gazprom-Chef Alexej Miller hat allen Grund zur Zufriedenheit. Denn das Tauschgeschäft mit den Österreichern ist für den vom Kreml gesteuerten Energieriesen ein strategisch wichtiger Schritt Richtung Westen. Über eine engere Verzahnung mit den Österreichern befreien sich die Russen aus ihrer wirtschaftspolitischen Defensive. Die Sanktionen der EU haben Russland isoliert und das riesige Land zwischen Ostsee und Beringmeer in eine schwere Wirtschaftskrise gestürzt. Gern hätten sich die Russen direkt in beteiligt. Doch das war politisch in Wien unerwünscht. Die Partizipation an den Öl- und Gasfeldern in der Nordsee ist für Moskau ein guter Kompromiss.

Wirtschaftlich ist das Tauschgeschäft für die Russen allerdings eher fragwürdig. Denn die Kosten für die Förderung liegen in den von der OMV erworbenen Feldern zwischen 40 bis 50 Dollar pro Barrel. Wenn der zuletzt gestiegene Ölpreis wieder auf ein früheres Niveau fallen sollte, können die Nordseefelder schnell zum Minusgeschäft werden.

Mit den Russen pflegt OMV-Chef Seele seit vielen Jahren ein enges Verhältnis. Bereits als Chef der Wintershall hatte er ein Tauschgeschäft mit den Russen eingefädelt. Damals gab die Wintershall ihren 50-prozentigen Anteil am deutschen Gashandelsgeschäft an den Miteigner Gazprom ab. Im Gegenzug erhielt die -Tochter von Gazprom eine Beteiligung an Öl- und Gasfeldern in Sibirien.

KONTEXT

Gas-Pipelines im Überblick

Nord Stream

Im Herbst 2012 wurde der zweite Strang der Ostsee-Pipeline Nord Stream in Betrieb genommen. Sie kann 55 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr von Russland direkt nach Lubmin bei Greifswald transportieren. Damit können rechnerisch 26 Millionen Haushalte versorgt werden. Die Pipeline ist 1224 Kilometer lang.

Nord Stream 2

Die Erweiterung von Nord Stream ist bereits in Planung. Nord Stream 2 soll eine Art Zwillingspipeline werden: weitgehend parallel zur ersten Trasse und mit ähnlicher Kapazität. Die Bauarbeiten sollen 2018 starten, das erste Gas Ende 2019 fließen.

Turkish Stream

Die Pipeline soll vom russischen Küstenort Anapa durch das Schwarze Meer über die Türkei bis an die griechische Grenze führen. Durch zwei Stränge könnten in einigen Jahren jährlich bis zu 31,5 Milliarden Kubikmeter fließen. Das Vorhaben des Staatskonzerns Gazprom gilt als Nachfolger des Pipeline-Projekts South Stream.

South Stream

Die Leitung mit einer Gesamtlänge von 2380 Kilometern sollte die russische Stadt Anapa am Schwarzen Meer mit dem italienischen Tarvisio verbinden. Sie hätte es ermöglicht, russisches Gas am Krisenland Ukraine vorbei nach Europa zu transportieren. Nach russischen Plänen hätten von 2019 an bis zu 38 Millionen Haushalte versorgt werden können. Ende 2014 stellte Russland das Projekt ein. Der Kreml begründete das Aus mit der "Blockadehaltung" der EU.

Nabucco

Das von der EU befeuerte Projekt sollte die Abhängigkeit Europas von russischem Erdgas verringern. Die Pipeline sollte Gas vom Kaspischen Meer über Bulgarien und Wien nach Europa liefern. Allerdings entschied sich die wegen ihrer Öl- und Gasvorräte vom Westen stark umworbene Republik Aserbaidschan 2013 dafür, ihr Gas über eine andere Pipeline gen Westen zu schicken - damit galt dieses Projekt als gescheitert. (Quelle: dpa)