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Wohnen in Zürich ist inzwischen teurer als in London oder Paris

(Bloomberg) -- Zürich hat sich zu einem der heißesten Wohnungsmärkte Europas entwickelt. Die Preise in der Schweizer Bankenmetropole sind an London und Paris vorbeigezogen. Die Nachfrage durch starken Zuzug überwiegt den Abwärtsdruck der steigenden Zinsen auf die Preise.

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Dabei sind es nicht nur die traditionellen Banken und Steuerflüchtlinge, die für neue Wohnungssuchende sorgen. Auch Tech-Riesen wie Google haben Zürich als Standort entdeckt und mit dazu beigetragen, dass für den Quadratmeter bei Eigentumswohnungen im August im Schnitt 17.196 Franken (17.788 Euro) aufgerufen werden — nahe dem Rekordniveau und mehr als doppelt so viel wie in London, zeigen von Bloomberg zusammengestellte Daten.

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Selbst im Kanton Zürich, zu dem typische Pendlervororte, aber auch entlegene Bergdörfer gehören, liegen die Preise bei 9.774 Franken — beinahe soviel wie in Paris und um 5,8% über dem Vorjahresmonat.

In Berlin, Wien und Paris sind die Preise im Vergleich zum Vorjahr zwar zurückgegangen, aber in den meisten vom Bloomberg City Tracker beobachteten Märkten steigen sie immer noch. Das deutet darauf hin, dass sich die Käufer allmählich an das höhere Zinsumfeld gewöhnen und dass die angespannte Angebotslage einen Boden unter den Preisen einzieht. Freilich kann es seine Zeit dauern, bis Zinserhöhungen der Zentralbanken ihre Wirkung entfaltet haben. Die hohe Inflation und die bereits hohen Bewertungen tun das ihre.

Die Trends im August zeigen überwiegend im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunkene Preise in den neun von Bloomberg verfolgten Städten, wobei die Aktivität in den Sommermonaten typischerweise gering ist. Bloomberg verwendet Zahlen von verschiedenen Anbietern. Einige beziehen sich auf Angebotspreise und Richtwerte, andere verwenden offizielle Transaktionspreise.

Zürich ist dabei der klare Ausreißer. Die UBS Group AG stuft ihren Hauptsitz in ihrem Global Real Estate Bubble Index mittlerweile als die Stadt mit dem weltweit höchsten Risiko einer Immobilienblase ein. Häuser kosten hier über 50% mehr als vor einem Jahrzehnt, angetrieben durch eine immer höhere Zahl von Besserverdienenden, die die Preise hochtreiben, schrieb die Bank in einer aktuellen Studie.

Laut Alexander Koch, einem Ökonom bei Raiffeisen Schweiz, ist es unwahrscheinlich, dass sich der Trend bald ändert. “Wir haben ein geringes Angebot, aber gleichzeitig eine steigende Nachfrage aufgrund des Beschäftigungswachstums und der Zuwanderung”, sagte er. Das kompensiere den Effekt steigender Zinsen. “Immobilienthemen sind in der Politik immer sehr schwierig und die Umsetzung dauert meist viele Jahre.”

Eingebettet zwischen Bergen und See hat Zürich natürliche Grenzen, was das Wohnungsangebot angeht. Gleichzeitig sind die hohen Gehälter und die malerische Umgebung ein großer Anziehungspunkt für Menschen aus der ganzen Welt. Etwa ein Drittel der fast 450.000 Einwohner der Stadt sind Ausländer.

Während Finanzdienstleistungen traditionell führend sind — sie unterhalten jeden zehnten Arbeitsplatz in der Region — ist Google inzwischen zu einem der größten Arbeitgeber geworden. Derzeit arbeiten mehr als 5.000 Menschen aus 85 Ländern für den Technologieriesen in Zürich, der drei Campusse in der Stadt betreibt. Ein vierter soll noch in diesem Jahr im Szenequartier um die Langstraße eröffnet werden.

Die Ansiedlung von Unternehmen wird in der Schweiz seit 1998 gefördert, als steuerliche Privilegien für Holdinggesellschaften und Expats eingeführt wurden. Doch nun wächst die Sorge, dass man zu weit gegangen ist.

Derzeit leben etwa 8,9 Millionen Menschen in der Schweiz, ein Anstieg von fast 10% in den letzten zehn Jahren. Das Bevölkerungswachstum ist zu einem zentralen Thema im Wahlkampf zu den Parlamentswahlen am 22. Oktober geworden. Die rechte Schweizerische Volkspartei drängt auf eine Obergrenze von 10 Millionen Menschen und will das Asylrecht einschränken. Die Sozialdemokraten nennen die Unternehmensansiedlung als Problem.

In einer im Jahr 2022 durchgeführten Umfrage gaben 37 % der Migranten berufliche Gründe und nur 6 % die Asylsuche als Hauptgrund für die Niederlassung in der Schweiz an.

Um den steigenden Lebenshaltungskosten zu begegnen, hat Zürich Anfang dieses Jahres einen Mindestlohn von 23,90 Franken pro Stunde eingeführt, was einem monatlichen Vollzeitgehalt von etwa 4.000 Franken entspricht. Google zahlt Softwareentwicklern allerdings Einstiegsgehälter von bis zu 200.000 Franken pro Jahr.

Hinzu kommt, dass auch die Finanzierung in der Schweiz günstiger für Wohnungskäufer ist. Die Schweizerische Nationalbank hat ihren Leitzins am Donnerstag unerwartet bei 1,75% belassen — weniger als die Hälfte der 4% der Europäischen Zentralbank. Die eidgenössischen Banken verlangen zwar häufig Eigenmittel von mindestens 20%, doch können Hypotheken manchmal über 50 Jahre laufen, was die Rückzahlungslast mindert.

Angesichts des vielen Geldes, das im Umlauf ist, sind die Preise in ungeahnte Höhen geschossen. Unter aktuell angebotenen Immobilien findet sich etwa ein 45-Quadratmeter-Loft mit anderthalb Zimmern im Erdgeschoss, das für 890.000 Franken angeboten wird. Einer der größten Pluspunkte: Es liegt nur 15 Minuten mit dem Fahrrad von den Google-Büros entfernt.

“Für jede Führungskraft, die einwandert, braucht es geschätzt zehn andere, die im Umfeld die Dienstleistungen erbringen. So entsteht diese Zuwanderung”, sagte die sozialdemokratische Nationalrätin Jacqueline Badran der Neuen Zürcher Zeitung unlängst. “Insofern hat unser Businessmodell des Tiefsteuerlandes tatsächlich funktioniert, mit all den unnetten Folgen.”

Diese Geschichte wurde mit Unterstützung von Bloomberg Automation erstellt.

Überschrift des Artikels im Original:Google Recruiting Propels Zurich Home Prices Past London, Paris

--Mit Hilfe von Bastian Benrath und Marion Halftermeyer.

©2023 Bloomberg L.P.