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Wissenschaftler glauben, endlich herausgefunden zu haben, warum Giraffen so lange Hälse haben

Eine neue Studie stellt eine etablierte Theorie darüber infrage, warum Giraffen so lange Hälse haben. (Bild: Douglas Cavener)
Eine neue Studie stellt eine etablierte Theorie darüber infrage, warum Giraffen so lange Hälse haben. (Bild: Douglas Cavener)

Faszinieren Sie Giraffen auch, wenn sie elegant ihre langen Hälse den Blättern in Baumkronen entgegenstrecken? Heute kennen wir die Tiere als wunderschöne Riesen, doch einst glichen sie eher kleineren Rehen. Aus einem unbekannten Grund veränderten sie sich im Laufe der Zeit und entwickelten die längsten Hälse aller lebenden Tiere. Evolutionsbiologinnen und -biologen streiten seit 150 Jahren darüber, was dahinter steckt.

Im 19. Jahrhundert stellten etwa Charles Darwin und Jean Baptiste Lamarck die Theorie auf, dass Giraffen lange Hälse entwickelten, um die Blätter von den Bäumen zu schnappen. Spätere verdrängte eine neue Erklärung, was Darwin und Lamarck ausgeführt hatten. Sie besagte, dass männliche Giraffen lange Hälse besitzen, um zu kämpfen und um Partnerschaften zur Fortpflanzung zu werben. Diese "Hälse für Sex"-Idee ist seit den späten 90er Jahren die führende Theorie. Doch das könnte sich bald ändern.

Eine neue Studie, die in der Fachzeitschrift "Mammalian Biology" veröffentlicht wurde, wirft ein neues Licht auf die Debatte. Sie könnten beweisen, dass Darwin und Lamarck zumindest teilweise richtig lagen.

Die Größe spielt nicht immer eine Rolle

Männliche Giraffen haben längere Hälse als weibliche Tiere. Aus diesem Grund haben Biologen spekuliert, dass die Männchen die Evolution dieses körperlichen Merkmals vorangetrieben haben.

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Der Hauptautor der neuen Studie, Douglas Cavener, war davon nicht ganz überzeugt. Er forscht als Biologieprofessor an der Penn State University im US-Bundesstaat Pennsylvania. Ja, Männchen haben längere Hälse, aber alles andere an ihnen ist auch größer, gibt Cavener im Interview mit Business Insider (BI) zu bedenken.

"Ich erkannte, dass die wichtige Frage lautete: Haben Männchen im Vergleich zum Rest ihres Körpers proportional längere Hälse?", so Cavener.

Douglas Cavener erforscht Giraffen seit Jahren. In den frühen 2010er Jahren leitete er ein Team, das das Genom der Giraffe sequenzierte. (Bild: Douglas Cavener)
Douglas Cavener erforscht Giraffen seit Jahren. In den frühen 2010er Jahren leitete er ein Team, das das Genom der Giraffe sequenzierte. (Bild: Douglas Cavener)

Also begannen er und seine Kolleginnen und Kollegen – darunter seine Frau und seine Tochter als Mitautorinnen der Studie – mit der Untersuchung. Sie schätzten die Halslänge anhand von Fotos erwachsener Masai-Giraffen, einer Giraffenart, die in Tansania und im südlichen Kenia in Ostafrika heimisch ist.

Sie zählten die Pixel auf jedem Foto sowohl von in Gefangenschaft lebenden als auch von wilden Giraffen, um verschiedene Körperteile wie den Hals, die Beine und den Körperstamm zu messen. Als sie die Zahlen auswerteten, stellten Cavener und seine Kollegen fest, dass die Männchen zu kurz geraten waren.

"Was wir herausfanden, war ziemlich überraschend. Weibchen haben proportional längere Hälse als Männchen – genau das Gegenteil der Vorhersage", sagt Cavener. "Es stellte sich heraus, dass Weibchen proportional auch längere Rümpfe besitzen." Cavener: "Das hat die Dinge also auf den Kopf gestellt."

Cavener und sein Team berechneten das Verhältnis von männlichen und weiblichen erwachsenen Giraffen und waren überrascht von dem, was sie anhand der Zahlen herausfanden. (Bild: Douglas Cavener)
Cavener und sein Team berechneten das Verhältnis von männlichen und weiblichen erwachsenen Giraffen und waren überrascht von dem, was sie anhand der Zahlen herausfanden. (Bild: Douglas Cavener)

Warum Giraffen lange Hälse haben

Weibliche Giraffen bringen etwa alle zwei Jahre ein Kind zur Welt. Etwa 15 Monate lang sind sie trächtig. Das bedeutet, dass quasi immer trächtig sind oder säugen, erläutert Cavener.

"Das erfordert eine Menge Energie. Aber Giraffenweibchen sind wählerische Esser, sodass sie ihren Hals tief in eine Krone stecken, um wirklich die besten Blätter zu bekommen", so Cavener. Im Laufe der Jahrtausende haben die Giraffenweibchen so lange Hälse entwickelt, weil sie immer mehr Energie und Nahrung benötigen, mutmaßt Cavener.

"Das geht auf die Theorie von Darwin und Lamarck zurück, wonach dies wahrscheinlich eher durch den Wettbewerb um Nahrung als durch den Paarungserfolg bedingt war. Aber die wichtige neue Erkenntnis ist, dass der Schwerpunkt auf den Weibchen und nicht auf den Männchen liegt", fügt Cavener hinzu.

Laut Cavener ist dies möglicherweise die erste Studie, die darauf hindeutet, dass nicht die Männchen, sondern die Weibchen der Grund für die langen Hälse der Giraffen sind. Das ist nicht nur für das Verständnis der Giraffenevolution wichtig, sondern auch für das unterschiedliche Verhalten von männlichen und weiblichen Giraffen. Insbesondere was den Artenschutz betrifft, könnte dieses Wissen sich als hilfreich erweisen.

"Diese Studie unterstreicht für mich, wie wichtig es ist, die unterschiedlichen Verhaltensstrategien zu verstehen, die Männchen und Weibchen in ihrem Überlebenskampf einsetzen, und wie diese Strategien die Evolution einer Art langfristig vorantreiben können", ordnet Zoe Raw im BI-Interview ein. Sie ist Verhaltensbiologin und Giraffenexpertin, die nicht an Caveners Forschung beteiligt war.

Dass Giraffen lange Hälse besitzen, hat wahrscheinlich mehr mit der Nahrungssuche als mit dem Fortpflanzungstrieb zu tun. (Bild: Art Wolfe/Getty Images)
Dass Giraffen lange Hälse besitzen, hat wahrscheinlich mehr mit der Nahrungssuche als mit dem Fortpflanzungstrieb zu tun. (Bild: Art Wolfe/Getty Images)

"Die Studie trifft den Nagel auf den Kopf"

Dessen Studie ist Teil eines größeren Projekts zur Erhaltung der Spezies. Im Jahr 2015 stufte die International Union for Conservation of Nature die Massai-Giraffen als vom Aussterben bedroht ein. Illegale Wilderei und andere menschliche Eingriffe haben die Population dezimiert. Die Jagd auf Massai-Giraffen ist in Ostafrika illegal. Aber Wilderer haben es auf das Fleisch wildlebender Tiere abgesehen und die angeblichen Gesundheitsvorteile ihres Knochenmarks und Gehirns.

Zwar gibt es in der Regel immer einen Rückschlag, wenn eine neue Idee ins Gespräch kommt, doch Raw sagte, die neue Studie sei überzeugend genug, um die führende Theorie "Hälse für Sex" in Frage zu stellen.

"Nichts kann jemals 'beweisen', was die Evolution verursacht, aber was die Entwicklung einer robusten und realistischen, evidenzbasierten Theorie angeht, denke ich, dass diese Arbeit den Nagel auf den Kopf getroffen hat", so Raw.

(Lesen Sie den Originalartikel auf Business Insider)