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Warmer Wind aus Warschau nach Wahl: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Michael Nienaber über Entscheidungen rechts der Oder. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Aufatmen in Berlin

Der sich abzeichnende Sieg der Opposition in Warschau ist ein seltener Lichtblick für die Europäische Union — und entsprechend erleichtert fielen am Montagmorgen dann auch die ersten Reaktionen aus Kanzleramt und Auswärtigem Amt aus. Zwar hielt sich Berlin mit einer offiziellen Stellungnahme zum Wahlausgang in Polen zunächst zurück. Schließlich hatte die deutsche Botschaft in Warschau die Kollegen in Berlin ausdrücklich davor gewarnt, sich zu früh zu äußern auf Basis der noch volatilen Ergebnisse von Nachwahlbefragungen.

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Doch wenn sich der Trend bestätigen sollte, dass Oppositionschef Donald Tusk entgegen aller Prognosen neuer Ministerpräsident mit Hilfe eines Mitte-Links-Bündnisses werden könnte, käme das einer Zeitenwende in Polen gleich — die auch in Brüssel einige Blockaden lockern könnte, etwa zu den Dauerstreitthemen Klima und Zuwanderung.

“Dies ist ein klarer Sieg für die Opposition”, wagte sich Nils Schmid, außenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, als erster aus der Deckung. “Vor allem ist es aber ein Sieg der demokratischen und proeuropäischen Kräfte in Polen, die jetzt Rechtsstaatlichkeit und Medienfreiheit im Land wiederherstellen können.” Es sei zudem ein Zeichen der Hoffnung für die deutsch-polnische Freundschaft, dass mit anti-deutschen Ressentiments in Polen offensichtlich Wahlen nicht gewonnen werden könnten, fügte Schmid hinzu.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Boris Groendahl und Alexander Kell: Riskanter für länger, in die Sandale gesetzt, Unruhe im Heidi-Land, verlorenes Bond-Jahr, und Flaute bei Immobilienfinanzierern.

Riskanter für länger

Die Bilanz der Weltversammlung von Notenbankern und Finanzministern im marokkanischen Marrakesch ist wenig ermutigend: Zinsen, die über einen längeren Zeitraum auf hohem Niveau verharren, stellen nicht nur für hoch verschuldete Staaten, sondern auch für Immobilienmärkte — und möglicherweise auch für Banken — ein Risiko dar. Hinzu kommen geopolitische und geoökonomische Unsicherheiten, wie sie sich derzeit im Angriff der Hamas auf Israel manifestieren. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte, dass die Kerninflation im Euroraum nach wie vor stark und das Lohnwachstum im historischen Vergleich hoch sei. Die Eindämmung der Teuerung erfordere weitere Fortschritte. Wenig Wunder also, dass die Frankfurter Notenbanker laut der aktuellen Bloomberg-Umfrage unter Ökonomen die Zinsen erst im September 2024 senken werden. Ihre Botschaft, dass es so bald keine Lockerung geben wird, kommt offenbar langsam an.

In die Sandale gesetzt

Was konnte da schon schiefgehen! Von Hippielatsche zu High-Fashion-Ikone gemauserte Kultsandale, gerade erst im Blockbuster Barbie publikumsträchtig platziert, robuste New Yorker statt lasche Frankfurter Börse, alles was an der Wall Street Rang und Namen hat im Beraterstab. Doch am Ende wurde Birkenstock ein Flop für die Geschichtsbücher — gemessen am ersten Handelstag schnitten nur 13 von mehr als 300 Groß-Börsengängen der letzten 100 Jahre schlechter ab. Eine Analyse der Hintergründe zeigt, dass zum einen Pech eine Rolle spielte, etwa in Gestalt einer enttäuschenden Umsatzmeldung des Louis-Vuitton-Konzerns — pikanterweise eigentumsseitig verbunden mit Birkenstock — am ersten Handelstag, und der Eskalation in Israel und dem Gazastreifen. Zum anderen waren aber auch einige bewusste Entscheidungen möglicherweise suboptimal, etwa die Einbindung von Ankerinvestoren und der Fokus auf langfristige Fonds. Für die anstehenden bzw. verschobenen nächsten Börsengänge eventuell Lehrmaterial.

Unruhe im Heidi-Land

Mehr als 90 Prozent der Schweizer befürworten die über 200-jährige Neutralität ihres Landes — die mit dem Einschwenken Berns auf die Sanktionen gegen Russland allerdings einen Knacks bekommen hat. Seither behauptet der Kreml, die Schweiz sei nicht mehr neutral — und trifft damit einen Nerv im 8,9-Millionen-Volk. Das macht sich die Schweizerische Volkspartei zunutze, die bei den Wahlen am kommenden Wochenende erneut stärkste Kraft in der Eidgenossenschaft werden dürfte. Mit ihrer Neutralitätsinitiative will sie per Volksabstimmung eine Änderung der Bundesverfassung erzwingen, die die “immerwährende” Neutralität festschreibt und damit Sanktionen wie gegen Russland ausschließt. Gegner der Initiative locken mit dem Argument, dass strikte Neutralität schlecht fürs Geschäft sei, könne sie doch ausländische Investitionen abschrecken. Hingegen argumentiert die SVP, die Schweiz sei beispielsweise im Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont worden, da sie sich “nicht in fremde Händel eingemischt” habe.

Verlorenes Bond-Jahr

Nach dem Anleihe-Abverkauf 2022 gingen an der Wall Street viele davon aus, dass 2023 das Jahr der Bonds sein werde. Bislang allerdings ist sie nicht aufgegangen, die Wette, dass die Serie von Fed-Zinserhöhungen eine US-Konjunkturflaute bewirken würde und Treasuries in Erwartung von Zinssenkungen gesucht wären. Es seien die schwierigsten Zeiten seiner gesamten Karriere, sagt Lacy Hunt, der 81-jährige Chefvolkswirt von Hoisington Investment Management, der seit rund einem halben Jahrhundert Märkte, Fed und Konjunktur analysiert. Der Wasatch-Hoisington U.S. Treasury Fund gab 2022 ein Drittel nach. In diesem Jahr liegt er weitere 13% im Minus. Bond-Bulle Steve Major von HSBC räumt ein, falsch gelegen zu haben mit der Sicht, die wachsende Staatsverschuldung der USA sei nicht von Bedeutung. Die Londoner Fondsgesellschaft Schroders indessen wettet auf Kursanstiege bei zweijährigen Treasuries und weitere Verluste bei 30-jährigen Langläufern angesichts der Aussichten zu den Ausgaben Washingtons.

Flaute bei Immobilienfinanzierern

Immobilienfinanzierer in Deutschland treten beim Neugeschäft auf die Bremse, wie der Immobilienfinanzierungsindex Difi zeigt. Der lag im dritten Quartal bei minus 33,5 Punkten und damit weiter im tiefroten Bereich — allerdings mit steigender Tendenz aufgrund eines weniger pessimistischen Ausblicks auf die kommenden sechs Monate. Die aktuelle Lage am Finanzierungsmarkt wird indes als weiterhin schlecht eingeschätzt. Auf die Frage, wie sich ihr Engagement in der Finanzierung von Projektentwicklern in den letzten 18 Monaten entwickelt hat, gaben 71% der Experten an, dieses reduziert zu haben. Unterdessen eskaliert die Krise im deutschen Wohnungsbau: Die Zahl der stornierten Projekte hat einen neuen Rekordwert erreicht, und die Bauunternehmen blicken pessimistischer in die Zukunft als je zuvor. Laut Ifo-Institut gaben im September 21,4% der Unternehmen an, von Stornierungen betroffen zu sein. Das ist der höchste Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 1991.

Was sonst noch passiert ist:

  • Ableben eines Bankenbauers

  • Deutsches Double-Dip

  • Nagel feiert nicht

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