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Russland will den Hyperloop

Eigentlich wollte der Kreml US-Multimilliardär schon in diesem Jahr als Stargast für das Petersburger Wirtschaftsforum präsentieren. Gerüchten zufolge war Oligarch und Milliardär Roman Abramowitsch als Brautwerber geschickt worden. Doch Musk zierte sich und schickt nun nur die zweite Garde. Wohl auch, weil das US-State Department ziemlich deutlich klar gemacht hatte, dass es das Forum in St. Petersburg ablehnt und warnte vor „Risiken wirtschaftlicher Natur, als auch für das Image“.

Nun hat die russische Regierung Musk allerdings einen guten Grund für seine persönliche Teilnahme im nächsten Jahr geliefert: Denn das von ihm erdachte Konzept des Hyperloop soll nach Russland kommen - mit einem Unternehmen, dass diese Technologie umsetzt.

„Wir haben vereinbart, dass wir mit der Ausarbeitung des Projektes schon heute beginnen, um das erste Modell schon auf dem Östlichen Wirtschaftsforum Anfang September in Wladiwostok vorstellen zu können“, sagte Verkehrsminister Maxim Sokolow.

Die 70 Kilometer lange Strecke dürfte lauft Sokolow zwischen 30 bis 40 Milliarden Rubel (umgerechnet 400 bis 540 Millionen Euro) kosten und soll von der chinesischen Grenze bis zum Hafen Sarubino, auf dem Landweg rund 200 Kilometer südlich von Wladiwostok, führen. Die russische Regierung ist dabei offenbar bereit, als Co-Investor aufzutreten. Sokolow sprach von einem Pilotprojekt, das den Güterverkehr zwischen den beiden Ländern beschleunigen soll. Etwa zehn Millionen Tonnen Güter pro Jahr sollen auf der Strecke befördert werden.

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Die russische Eisenbahn AG, RZD, hat in der Vergangenheit bereits mehrfach Interesse an der Hyperloop-Technologie bekundet. Das Konzept elektrisch getriebener Transportkapseln, die auf einem Luftkissen durch eine Röhre geschossen werden, soll Geschwindigkeiten von über 1.000 Kilometer pro Stunde ermöglichen. Laut Musk ist das System potenziell billiger als der Bau einer Highspeed-Bahnstrecke.


Siemens will seit Jahren den Zuschlag

Hyperloop könnte sich damit auch zu einer Gefahr für die Russland-Pläne des deutschen Technologiekonzerns Siemens entwickeln. Die Münchner bewerben sich seit Jahren um den Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahn in . Mit der Einführung des überaus erfolgreichen ICE-Pendants „Sapsan“ auf der Strecke Moskau-St. Petersburg schien schon den Fuß in der Tür zu haben.

Das Projekt einer Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Moskau und Peking beflügelte schon die Phantasien. Als erstes Teilstück soll nun tatsächlich die rund 800 Kilometer lange Strecke zwischen Moskau und Kasan realisiert werden. Kostenpunkt rund 20 Milliarden Euro. Als nächstes steht dann die Verlängerung bis nach Jekaterinburg im Ural auf dem Plan.

Doch die Verschlechterung der politischen Beziehungen zwischen Moskau und Brüssel hat die Chancen von Siemens an dem lukrativen Geschäft deutlich geschmälert. Für das erste Teilstück wählten die Russen zumindest vorerst die chinesische Eisenbahn als Partner aus.

„Wenn die Beteiligten an dem Megaprojekt Moskau-Kasan nur eingeschränkten Zugang zu europäischer Finanzierung haben, dann haben wir keine große Wahl und der Vorschlag unserer chinesischen Partner, sich an der Finanzierung zu beteiligen, könnte ausschlaggebend sein“, beschied Siemens Russlandchef Dieter Möller im vergangenen Herbst. Siemens hofft trotz allem noch auf den fahrenden Zug aufzuspringen, unter anderem durch eine Beteiligung an der Finanzierung.

Das Problem: Sollte sich Hyperloop tatsächlich als deutlich billiger erweisen als herkömmliche Technologien, dürfte Moskau insgesamt sein Konzept von Highspeed-Bahnen überdenken. Mit dem Pilotprojekt demonstriert der Kreml zumindest seine Flexibilität in der Frage.

KONTEXT

Die Firmen von Elon Musk

Zip 2

Als das Internet massentauglich wurde, gründeten Elon Musk und sein Bruder Kimbal die Firma Zip 2, ein durchsuchbares Firmenverzeichnis - damals eine Innovation. Große Zeitungsverlage schlossen mit dem Start-up Verträge ab. 1999 übernahm der Computerhersteller Compaq die Firma für gut 300 Millionen Dollar, Musk erhielt 22 Millionen Dollar.

X.Com

Musk dachte schon länger darüber nach, wie man mit einer Online-Bank die Finanzbranche umkrempeln könnte. Er engagierte die besten Programmierer und gründete 1999 mit dem Großteil des Verkaufserlöses von Zip2 X.Com. Die Firma experimentierte mit radikalen Konzepten und ermöglichte etwa den Versand von Geld per E-Mail.

Paypal

Auch andere entwickelten ein Bezahlsystem fürs Internet - etwa das Start-up Confinity mit seinem Dienst Paypal. Erst konkurrierten X.com und Confinity, dann schlossen sie sich zusammen. Eine große Finanzierungsrunde ermöglichte weiteres Wachstum, 2002 übernahm Ebay den Dienst für 5,1 Milliarden Dollar. Musk erhielt davon 165 Millionen Dollar.

Space X

Mit dem Geld konnte Musk seine Faszination für den Weltraum ausleben. Die erträumte Marsmission war zunächst unrealistisch, der Unternehmer ließ sich aber 2002 davon überzeugen, eine günstige Rakete zu entwickeln. Heute bietet Space X tatsächlich Raumflüge zu deutlich günstigeren Konditionen an als etwa Boeing oder Lockheed Martin.

Tesla Motors

Das bekannteste Musk-Projekt ist Tesla, auch wenn andere die Firma gründeten und der Macher erst 2004 mit seinem Geld dazu stieß. Zunächst nahm in der Autobranche niemand die Idee eines reinen Elektrofahrzeuges ernst, dank der Ingenieursleistung von Tesla ist das jetzt anders. Bei allem Erfindergeist ist die börsennotierte Firma immer noch nicht profitabel.

Solar City

Weil Solarzellen teuer waren, gründeten Lyndon und Peter Rive 2006 die Firma Solar City. Sie produzierte selbst keine Module, sondern finanzierte die Anlage vorab, so dass die Kunden sie nicht auf einen Schlag bezahlen mussten. Ihr Cousin Elon Musk stieg als Investor ein und ist bis heute größter Anteilseigner. Die Firma gehört zu den größten Anbietern von Solarzellen in den USA.

Hyperloop

Als Musk vom Eisenbahnsystem enttäuscht war, ersann er eine Alternative: Transportkapseln sollen durch Druckluftröhren schießen und so auch lange Strecken in kurzer Zeit bewältigen. Mehrere hochrangige Ingenieure von Space X und Tesla erarbeiteten ein Konzept. Derzeit ist eine Verbindung zwischen Los Angeles und Las Vegas geplant. Kosten: mehr als 8 Milliarden Dollar.