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Manager weg, Streit mit Aldi Nord: Warum der Discounter Aldi Süd gerade zu kämpfen hat — und am Ende doch gewinnen könnte

 - Copyright: picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopres
- Copyright: picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopres

Discountern müsste es aktuell eigentlich gut gehen. Die Inflation treibt ihnen die Kunden in die Arme, während Supermärkte um Marktanteile kämpfen müssen und Bio-Märkte reihenweise Umsatzeinbrüche verzeichnen. Bei Aldi Süd allerdings häufen sich Meldungen, die Fragen aufwerfen: neue Uneinigkeit um eine gemeinsame Werbestrategie mit dem Discounter-Bruder aus dem Norden und zuletzt die Trennung von Konzernchef Matthew Barnes und damit dem Bruch der Doppelspitze. Zusammen mit Thomas Ziegler war Barnes eigentlich angetreten, um den Konzern zu modernisieren und den Rückstand zum Konkurrenten Lidl zu schließen.

Der war, nach den letzten Zahlen von 2020 und 2021 zu urteilen, zuletzt in einigen Punkten davongezogen. So war das Umsatzwachstum während der Corona-Pandemie deutlich größer als bei Aldi, ebenso wie die Flächenproduktivität, also der Umsatz pro Quadratmeter Ladenfläche. Laut dem aktuellsten Retail Real Estate Report der Hahn Gruppe erlöste Lidl 2021 ganze 9320 Euro pro Quadratmeter, Aldi Süd 8380 Euro – und Aldi Nord lediglich 6450 Euro. Was macht Lidl so erfolgreich? „Ich habe generell den Eindruck, dass Lidl einen riesigen Sprung bei der Digitalisierung gemach hat. Und dass dort sehr strategisch gedacht wird“, kommentiert Handelsexperte Martin Fassnacht.

„Bei Aldi dauert alles ein bisschen zu lange“

Aldi Süd hingegen habe in den letzten Jahren nicht mit Lidls Digital-Tempo mithalten können. Und das, obwohl der Discounter noch erfolgreicher war als sein Schwester-Unternehmen aus dem Norden. „Bei Aldi dauert alles ein bisschen zu lange, geht zu langsam voran“, meint Fassnacht.

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Ein Beispiel dafür ist die gerade von Aldi Süd angekündigte Einführung von SB-Kassen: „Das kommt viel zu spät“, sagt Fassnacht. Zumal er das gesamte Konzept des selber Scannens nur für eine „Übergangslösung“ zu den vollständig kassenlosen Smartstores hält. In diesen können Kunden die Ware einfach aus dem Regal nehmen und gehen. Bezahlt wird automatisch per App, Kameras registrieren, welche Produkte eingekauft wurden. „Ich würde da gar kein Geld investieren. In zehn, vielleicht fünfzehn Jahren werden wir viele Smartstores haben, weil die für Kunden praktisch sind.“ Solche Smartstores hat auch Discounter-Schwester Aldi Nord bereits getestet und zuletzt in den Technik-Anbieter Trigo Vision investiert.

Kooperation: Digitalisierung und Online-Handel „ist ein Geschäft pro Land“

Was auch den Punkt der Kooperation zwischen den beiden Unternehmen berührt. Gerade mit dem Antritt von Barnes und Ziegler sollte die konsequent verstärkt werden. Eigenmarken-Sortimente wurden harmonisiert, Werbekampagnen zusammengelegt und der Nonfood-Onlineshop in einer gemeinsamen Gesellschaft gebündelt.

Ein logischer Schritt: Wenn Aldi konkurrenzfähig bleiben wolle, sei es wichtig, Synergien zu nutzen und Doppelstrukturen abzubauen, meint Fassnacht. Das gelte gerade im Online-Bereich, beispielsweise beim von Aldi Süd bisher allein geplanten Lebensmittellieferdienst: „Wenn sie das Digitalisierungsthema ernst nehmen, ist das ein Geschäft pro Land“, sagt Fassnacht. „Wenn eine Einheit immer hinterherhinkt, kann es natürlich sein, dass es der anderen ein bisschen zu bunt wird und sie eigene Wege geht.“ Es könne aber auch gut sein, dass Aldi Süd im Onlinehandel mit Lebensmitteln erst allein vorprescht und Aldi Nord dann integriert – wie es schon beim Nonfood-Shop der Fall gewesen ist.

„Aldi handelt trotz allem aus einer Position der Stärke“

Auch bei der Werbung hatte es zuletzt allerdings wieder Zwist gegeben – Aldi Nord setzte für seine erste Kampagne im neuen Jahr auf Preisbewusstsein, Süd auf Nachhaltigkeit und den Veganuary. Ein Fehler, findet Fassnacht: „Bei Rezession und Inflation würde ich Preisgünstigkeit in den Vordergrund stellen. Aldi Süd hat mit Nachhaltigkeit und Veganuary auf das falsche Pferd gesetzt“, sagt er. Die zusätzliche gemeinsame Kampagne von Nord und Süd unter dem Slogan „Mit Aldi kannst du's dir leisten“ findet er allerdings gut – im Gegensatz zu Edekas Versuch, sich als Discounter zu positionieren. „Deren Kampagne ist konzeptionell einfach kompletter Unsinn“, so Fassnacht.

Trotz der harten Konkurrenz unter den Discountern und den Nord-Süd-Reibereien sieht Fassnacht Aldi aber nicht in der Krise: „Die aktuelle Situation spricht für die Discounter. Man hat eine hohe Inflation und eine rezessive Wirtschaftsentwicklung in vielen Ländern“, erinnert Fassnacht. „Aldi hat relativ gesehen an Marktanteilen gewonnen und kann deshalb trotz allem aus einer Position der Stärke handeln.“ Natürlich seien sie durch die Konkurrenz auch getriebene. „Aber starke Wettbewerber stärken oft das eigene Geschäft.“