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Laufschuhe im Abo – die Marke On will nachhaltiger sein als Adidas und Nike

Das Schweizer Unternehmen startet das erste Mietmodell im Laufschuhmarkt und will nachhaltiger produzieren. Lohnt sich das Angebot für Hobbyläufer?

Ein Schuh, der nur gemietet wird: damit stößt die Schweizer Laufschuhfirma On eine besondere Nachhaltigkeitsinitiative an und bietet den weltweit ersten Abonnementservice im Sportschuhmarkt. Das erste Produkt ist ein vollständig recyclebarer Laufschuh mit dem Namen „Cyclon“. Er besteht aus biobasierten Materialien der Rizinusbohne und setzt auf Kreislaufwirtschaft.

Kunden zahlen 29,95 Euro im Monat und tauschen ihre abgetretenen Schuhe am Ende der Lebensdauer gegen ein neues Exemplar ein. Der wie eine Retoure zurückgegebene Schuh wird unterdessen von On vollständig recycelt, und die Materialien werden wiederverwendet, um neues Laufequipment herzustellen.

„Cyclon ist ein neuer Weg, um nachhaltiger zu werden und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Performance für unsere Kunden niemals beeinträchtigt wird“, erklärt Caspar Coppetti, Mitgründer von On. Mit diesem Modell ist On eigenen Angaben zufolge führend in der Kreislaufwirtschaft im Sportsektor.

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Der Schuh wiegt keine 200 Gramm, und das Angebot richtet sich vor allem an schnelle Läufer und ambitionierte Hobby-Athleten. „Die Herstellung eines vollständig recycelbaren Performance-Laufschuhs ist eine enorme Leistung, auf die wir außerordentlich stolz sind“, sagt Olivier Bernhard, Mitgründer von On. Der Cyclon-Schuh wird in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 und ausschließlich über den Abonnementservice erhältlich sein.

Weitere Modelle sollen in der Cyclon-Serie folgen. Doch lohnt es sich, aufs Jahr hochgerechnet rund 360 Euro zu bezahlen? Es gilt die grobe Richtlinie, dass ein Laufschuh zwischen 600 und 1200 Kilometer halten soll. Für Hobbyläufer wären das etwa 60 bis 120 Trainingseinheiten. Die meisten Läufer benötigen etwa zwei Paar Laufschuhe pro Jahr – auch wenn einige sie länger tragen, als gesund ist.

Recycling für die Füße und Laufschuhe im Abo

Einen Preisvorteil hat man durch das Schuh-Abo also nicht. Wenn man sich statt im On-Abo zwei Paar Laufschuhe regulär im Laden kauft, wird man ungefähr dasselbe ausgeben müssen wie bei vergleichbar hochwertigen Produkten. Wer jetzt auf die Idee kommt, sich einfach jeden Monat ein frisches Paar Schuhe aus der Schweiz kommen zu lassen, wird enttäuscht. Zum einen kann innerhalb der ersten sechs Monate das Abo nicht gekündigt werden, zum anderen sind pro Kunde maximal zwei Cyclon-Modelle pro Jahr vorgesehen.

Lohnen tut es sich aber in ganz anderer Hinsicht. Vor allem spart der Laufschuhhersteller Geld beim Materialeinkauf, da die getragenen Schuhe im Ganzen zerkleinert, gemahlen und für neue Produkte wiederverwendet werden. Es ist von Anfang an ein erklärtes Ziel von On, Ressourceneinsatz und Abfallproduktion zu minimieren. Das zeigte die Firma zuletzt auch mit dem Launch ihres ersten veganen Sneaker-Modells „TheRoger“, das zu 60 Prozent aus recyceltem Polyester besteht.

Gegenentwurf zur Wegwerfgesellschaft

Das Prinzip der Kreislaufwirtschaft ist natürlich nicht neu und die Gegenbewegung zur Wegwerfgesellschaft. Das hat nicht nur einen positiven Effekt für die Umwelt, sondern ist durchaus auch wirtschaftlich sinnvoll. Laut der Europäischen Kommission hat eine effizientere Ressourcennutzung für die europäische Industrie das Potenzial, bis 2030 circa 630 Milliarden Euro einzusparen.

Diese Vorteile haben mittlerweile viele Firmen und Start-ups erkannt. Etwa das Münchener Start-up Hejhej-mats, das nachhaltige Yogamatten aus Müll herstellt und die alten Matten anschließend wieder zu 100 Prozent zu einer neuen Matte recycelt.

Auch in der Sportindustrie tüfteln die großen Player seit Jahren an nachhaltigen Lösungen. So hat beispielsweise der Dax-Konzern Adidas jüngst einen Schuh entwickelt, aus dem nach dem Recycling ein genauso gutes neues Modell entstehen soll. Das Konzept mit dem Namen „Futurecraft“ soll im kommenden Jahr in Serie gehen.

Und Branchenprimus Nike hat Anfang des Jahres eine Sneaker-Kollektion auf den Markt gebracht, die zu großen Teilen aus Abfällen aus den Fabriken des Labels besteht: weggeworfene Fäden, Stofffetzen, aufgearbeitete Sohlen und alte Plastikflaschen.

„Man muss kein Raketenwissenschaftler sein, um zu erkennen, dass es den Klimawandel gibt“, sagte Nike-Chef John Donahoe jüngst dem Handelsblatt. Er wirke sich direkt auf die Möglichkeiten aus, zu trainieren und Wettkämpfe zu absolvieren. „Also sind wir gefordert.“

Noch etwas sei entscheidend: „Nachhaltigkeit wird für die Konsumenten immer wichtiger, sie wird das Verhalten der Leute bestimmen.“ Allerdings sei das alles nicht neu für Nike. Donahoe: „Niemand recycelt so viel Polyester wie wir weltweit. Jedes Jahr werden eine Milliarde Plastikflaschen wiederverwertet.“

Auch Brooks, eine der ältesten Laufschuhmarken, hat sich vorgenommen, dass alle Schuhe ab 2023 aus 100 Prozent recyceltem Material bestehen müssen. Die Amerikaner brachten schon 2010 den ersten Schuh auf den Markt, der zu 75 Prozent aus wiederverwertbaren Materialien bestand.

Nichts für Schnäppchenjäger

Druck kommt aber nicht nur durch ein verändertes Bewusstsein bei den Verbrauchern, auch die Politik drängt mit der neuen EU-Plastiksteuer Unternehmen dazu, verstärkt nach neuen Wegen zu suchen, wie sie unnötige Abfälle aus Kunststoff reduzieren können. Ab Januar 2021 sollen die Mitgliedsländer für nicht wiederverwertete Abfälle aus Kunststoff zahlen – und zwar 80 Cent je Kilogramm. Pro Jahr will die EU auf diese Weise etwa sieben Milliarden Euro einnehmen.

Gute Nachrichten also für die Umwelt. Nicht ganz so gut wirkt sich die On-Nachhaltigkeitsinitiative auf den Geldbeutel aus. Denn: Obwohl das Unternehmen Materialkosten in der Produktion spart, werden die Laufschuhe nicht billiger. Auf Nachfrage räumt eine Sprecherin von On ein: „Cyclon ist nichts für Schnäppchenjäger, wenn man so will. Vielmehr geht es darum, ein Zeichen zu setzten, Innovation im Hinblick auf neue Materialien und die Produkt-Zirkularität zu unterstützen.“

Was den Schuh teuer mache, seien die Implementierung von neuen Prozessen und die Erforschung der neuen Materialien. „Der erste große Schritt ist gemacht, doch Cyclon wird sich weiterentwickeln“, so die Sprecherin. „Was mit einem Schuh startet, soll auch auf Bekleidung ausgeweitet werden.“ Die Ankündigung des Abo-Services sei der erste Schritt für ein neues Kaufverhalten.