Werbung
Deutsche Märkte öffnen in 17 Minuten
  • Nikkei 225

    37.934,76
    +306,28 (+0,81%)
     
  • Dow Jones 30

    38.085,80
    -375,12 (-0,98%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.930,14
    +100,93 (+0,17%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.391,84
    -4,69 (-0,34%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.611,76
    -100,99 (-0,64%)
     
  • S&P 500

    5.048,42
    -23,21 (-0,46%)
     

Kurse der Derivatebroker brechen ein

Die mögliche Verschärfung der Auflagen für bestimmte Finanzinstrumente hat mehreren Brokerhäusern am Dienstag Rekord-Kursstürze eingebrockt. Die Aktien von CMC Markets und IG Group brachen in London um jeweils etwa ein Drittel auf 125,6 und 526 Pence ein. Konkurrent Plus500 büßte sogar knapp 40 Prozent seines Börsenwertes ein. Das war das drittgrößte Minus der Firmengeschichte.

Auslöser der Verkaufswelle waren Pläne der britischen Finanzaufsicht FCA, Anbieter sogenannter Contracts for Difference (CFD) zu genauerer Information über Verlustrisiken zu verpflichten. Außerdem soll das Handelsvolumen pro Kunde begrenzt werden. Sollte die Regulierung derart verschärft werden, müsse mit einem deutlichen Rückgang des CFD-Handels gerechnet werden, schrieben die Analysten der Investmentbank Liberum in einem Kommentar. Zudem würde das Geschäft für Brokerhäuser weniger profitabel.

CFD gehören zu den Finanzderivaten, die viel weniger Kapital als herkömmliche Aktienkäufe bindet. Anleger zahlen nicht den vollen Preis, sondern hinterlegen eine Sicherheitsmarge von 10 oder 20 Prozent des gesamten Deals. Dabei spricht man von einem Hebeleffekt: kleiner Einsatz, große Wirkung.

Die CFD sind viel einfacher und transparenter als die herkömmlichen Optionen, die ein Verfalldatum haben und dadurch gegen Ende der Laufzeit automatisch an Wert verlieren. Der Wert des einzelnen CFD ist nur von der Kursveränderung der zu Grunde liegenden Aktie abhängig. Steigt der Kurs um einen Euro, legt auch der CFD um einen Euro zu. Das gilt natürlich auch bei Kursverlusten. Und das bei sehr niedrigen Transaktionskosten gegenüber anderen Hebelprodukten.

WERBUNG

Im Gegenzug ist das Risiko beim Handeln deutlich größer, weil der Markt nicht reguliert ist. Der CFD-Broker ist Vertragspartei, und im Gegensatz zu herkömmlichen Futures besteht das Risiko, dass die Gegenpartei zahlungsunfähig wird. Der Broker kauft die zu Grunde liegenden Wertpapiere für die eigenen Bücher, und er garantiert, die Kursdifferenz später auszugleichen. Das investierte Geld liegt beim Broker – und ist vom Gesetz nicht wie Bankspareinlagen oder ein separates Wertschriftendepot bei Insolvenzen geschützt. Der Broker stellt auch die Preise.

Anleger brauchen nur einen Bruchteil der Summe einzusetzen, mit der sie eigentlich spekulieren. Diese Margin ist wesentlich geringer ist als der Gegenwert des Basisinstruments. Anleger streichen aber, wenn ihre Wette aufgeht, den vollen Kursgewinn ein. Die Höhe der Margin bestimmt dabei den Hebel. Bei einer Sicherheitsleistung von zwei Prozent liegt der Hebel bei 50, bei nur 0,5 Prozent Margin bei 200.

Ein Beispiel: Bei einer Hebelwirkung von zehn setzt der Anleger zehn Prozent des Basiswerts als Sicherheitsleistung ein. Kauft er also mit einem entsprechenden CFD-Kontrakt Daimler-Aktien für 10.000 Euro, muss er 1.000 Euro hinterlegen. Steigt der -Kurs um fünf Prozent, macht er 500 Euro Gewinn - bezogen auf seinen Einsatz also 50 Prozent. Hat der Stuttgarter Konzern an der Börse aber einen schlechten Tag und verliert fünf Prozent, ist der CFD-Anleger auch die Hälfte seines Einsatzes los.

Was die ganze Sache aber noch risikoreicher macht: Es gibt eine Nachschusspflicht der Anleger, die sogar mehr Geld verlieren können als sie eingesetzt haben. Denn sollte beispielsweise der Kurs außerhalb der Handelszeiten so weit einbrechen, dass das Geld nicht ausreicht, müssen Anleger die fehlende Summe nachzahlen. Bei außergewöhnlichen Kursbewegungen kann es sein, dass auch zu dem gewählten Stoppkurs die Position nicht verkauft wird, sondern erst zu einem deutlich tieferen Preis. Es gibt jedoch mittlerweile risikogeminderte CFD-Varianten ohne Nachschusspflicht.

Die Hebel variieren je nach Anbieter und Basiswert. Sowohl bei Comdirect als auch bei S-Broker handeln Kunden mit einem maximalen Hebel von 100. Wem das noch nicht genug Nervenkitzel ist, der kann den Einsatz – in diesem Fall den Hebel – noch erhöhen. Bei CMC Markets, dem größten Anbieter in Deutschland, zocken Investoren mit einem Hebel von bis zu 400. Anlegen mit Faktor 400 – das verspricht nicht nur satte Gewinne, wenn die Spekulation aufgeht. Das kann auch danebengehen und Anlegern hohe Verluste bescheren. Denn wie gesagt: Auch das Minus wird gehebelt.

Mit Material von Reuters

KONTEXT

Differenzgeschäfte

Funktionsweise

Der Wert eines Contract for Difference (CFD) verändert sich parallel zum Basiswert, etwa zu einer Aktie. Steigt der Aktienkurs um einen Euro, steigt auch der Wert des CFD um einen Euro. Der Hebeleffekt entsteht, weil das Derivat weniger kostet. Während ein Aktionär etwa eine Aktie für 100 Euro kauft, zahlt ein Trader für einen CFD auf diese Aktie etwa nur fünf Euro. Die fehlenden 95 Euro leiht ihm der CFD-Broker.

Wirkung

Eine Kurssteigerung der Aktie um zehn Euro bedeutet auch für den CFD-Anleger ein Plus von zehn Euro. Während der Aktionär nur zehn Prozent Gewinn erzielt, verzeichnet der CFD-Trader aber ein Plus von 200 Prozent. Das Problem: Die Hebelwirkung funktioniert auch umgekehrt. Fällt der Aktienkurs etwa um fünf Prozent, verliert der CFD-Anleger bereits seinen gesamten Einsatz.

KONTEXT

Wovor sich Anleger hüten sollten

Falsche Sicherheit

Fühlen sie sich nicht zu sicher - denn dieses Gefühl kommt immer vor bösen Überraschungen.

Rendite ohne Risiko

Es gibt keine Rendite ohne Risiko. Was man dagegen oft bekommt: Risiko ohne Rendite.

Zocken mit dem Sparschwein

Ersparnisse aus 35 Jahren harter Arbeit in eine Geldanlage zu stecken, die man nur 15 Minuten analysiert hat - böser Fehler.

Ungeduld

Hin und her macht Taschen leer: Hibbelige Finger sind der schnellste Weg, sein Geld zu verbrennen.

Halbwissen

Finger weg von Investments, die man nicht versteht. Der Test: Können Sie das Investment einem Schüler der vierten Klasse erklären?

Übersteigertes Selbstbewusstsein

Zu viel Selbstsicherheit hat noch nie gut getan. Wer meint, alle Gewinne beruhten auf Können, alle Verluste aber seien Pech, ist auf der falschen Fährte.

Daytrading

Man hat keine Chance gegen den Zufall und Super-Computer, die innerhalb von Millisekunden mehr Entscheidungen treffen als ein Anleger in einem ganzen Leben.

Crashpropheten

Hören Sie besser nicht auf Menschen, die ständig vor dem Untergang warnen. Es soll Leute geben, die 128 der letzen zwei Crashs richtig vorhergesagt haben...