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Inflations-Erleichterung währte nur kurz: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Jana Randow über ein kurzes Vergnügen. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Flüchtige Hoffnung

Für einen Monat — im November — war in Deutschland das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank von 2% zum Greifen nah. Es war ein kurzes Vergnügen. Zum Jahresende nahm der Preisdruck wieder deutlich zu, weil die staatlichen Energiebeihilfen vom Dezember 2022 nun wegfallen. Volkswirte erwarten einen Anstieg der Inflationsrate auf satte 3,9%. Offizielle Daten veröffentlicht das Statistische Bundesamt heute Nachmittag um 14 Uhr, aber Berichte aus mehreren Bundesländern bestätigen den Trend.

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Auch zu Beginn dieses Jahres hält die Bundesbank aufgrund des kräftigen Lohnwachstums und der Anhebung der CO2-Preise für fossile Brennstoffe Inflationsraten jenseits der 2% für wahrscheinlich. Gleiches erwartet die EZB für den Euroraum. Dezember-Zahlen von Eurostat gibt’s am morgigen Freitag; eine Bloomberg-Umfrage prognostiziert einen Anstieg der Inflationsrate auf 3%.

Trotzdem wetten Anleger schon länger fleißig auf Zinssenkungen. Für 2024 preisen sie derzeit sechs Schritte von jeweils einem Viertelpunkt ein, den ersten spätestens im April. EZB-Präsidentin Christine Lagarde insistierte nach der letzten geldpolitischen Sitzung im Dezember, dass ein solches Szenario vom Rat in keinster Weise diskutiert worden sei. Und auch Bundesbankpräsident Joachim Nagel stemmt sich tapfer dagegen.

“Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ist der Zinshöhepunkt erreicht,” sagte er zuletzt in einem bei T-Online veröffentlichten Interview. “Allen, die deshalb gleich auf eine baldige Zinssenkung spekulieren, sage ich: Vorsicht, es haben sich schon manche verspekuliert.”

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Alexander Kell und Boris Groendahl: ‘Stupid German Money’, Goldilocks oder blondiert?, Panik, Sorge, Hoffnung, schlechte Chinalaune und grünes Geschäft.

‘Stupid German money’

Geprägt in Hollywood in den Nullerjahren für Gelder aus deutschen Medienfonds, die sich Steuerschlupflöcher zunutze machten, ist das Klischee von solventen, aber ungeschickt investierenden deutschen Geldgebern an den Finanzmärkten nicht totzukriegen. Die Signa-Pleite wird daran wohl nicht allzuviel ändern. Wie stark deutsche Versicherungen als Aktionäre (R+V, LVM) oder Kreditgeber (wieder R+V, Iduna) sich engagiert hatten, war schon bekannt. Eine neue Facette ist nun das besonders ausgeprägte Investment in Genussscheine — gut verzinste (8%) aber eigenkapitalähnliche und deshalb riskante Papiere. Auch die Liste der Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die Signa-Gesellschaften oder -Projekten Geld geliehen haben, wird länger.

Goldilocks oder blondiert?

Die Notenbanker der Fed waren sich bei ihrer letzten Sitzung einig, dass es angemessen wäre, die restriktive Geldpolitik “für einige Zeit” beizubehalten. Gleichzeitig räumten sie laut dem Protokoll ihrer Dezember-Debatte ein, dass die Zinsen wahrscheinlich ihren Gipfel erreicht haben und sie 2024 mit deren Senkung beginnen dürften. Die Wall Street schloss angesichts dessen gestern leichter, der Kleinwerteindex-Russel 2000 erlitt mit einem Minus von 2,7% sogar den größten Verlust seit der US-Bankenkrise im März. Die vorherrschende Meinung schien bislang, dass in diesem Jahr die Zinsen deutlich sinken werden (was Anleihen und Aktien zugute kommen würde) — und die US-Wirtschaft dabei langsam aber stabil wächst. “Ein solches Umfeld gibt es nicht oft”, merkt Bloomberg-Kolumnist John Authers an. Der Begriff “Goldilocks” stamme eben aus dem Märchen.

Panik, Sorge, Hoffnung

Bei der Evotec-Aktie gab es heute den größten Kursrutsch seit fast zehn Jahren. Zeitweise fast 22% fielen die Titel des Hamburger Pharma-Forschungsunternehmens angesichts der Nachricht, dass CEO Werner Lanthaler nach fast 15 Jahren an der Firmenspitze überraschend abtritt. Sein Vertrag läuft noch bis März 2026. Adidas fielen 3%, nachdem der US-Sporthändler JD Sports seinen Ausblick gesenkt und einen Kurseinbruch um bis zu 21% erlitten hatte. Mehr als 5% stieg die gestern abgestrafte Siltronic-Aktie, bei der Oddo BHF angesichts des KI-Booms 40% Aufwärtspotenzial sieht und die Einstufung auf Outperform angehoben hat. Als Wafer-Hersteller stehen die Münchner am Anfang der Chip-Wertschöpfungskette. Vor Weihnachten hatte bereits die Aktie des Speicherchipherstellers Micron einen Kurssprung gemacht, nachdem der US-Konzern Schub im Datencenter-Geschäft meldete.

Schlechte Chinalaune

Die Spannungen zwischen Washington und Peking und eine härtere regulatorische Gangart Chinas scheinen in der westlichen Finanzwelt mittlerweile zu erheblicher Sorge zu führen. Wurden Töchter in der Volksrepublik einst als Schlüssel für die Expansionspläne der nächsten Jahrzehnte gesehen, scheinen sich Wall-Street-Banken ebenso wie Institute aus Europa auf die Rolle rückwärts zumindest vorzubereiten. Dahinter steht auch die Sorge, in einem konjunkturell raueren Umfeld gegenüber den Bankenriesen aus Peking und Schanghai ins Hintertreffen zu geraten. Viele sind informierten Kreisen zufolge dabei, um ihre China-Bereiche herum die Schotten dicht zu machen. Ein Wall-Street-Riese hat aufgehört, den Leiter seiner China-Tochter über sensible Themen zu unterrichten, damit die Regierung nicht mithören oder später Einzelheiten verlangen kann. “Das Ringfencing wird zunehmen, und das Engagement auch”, sagt Branchenkenner John O’Connor. “Ab einem gewissen Punkt stellt sich die Frage, ob die Chancen das Risiko wirklich wert sind.”

Im Grünen

Schon das zweite Jahr in Folge haben Banken weltweit mehr Geld mit der Emission von Anleihen und der Vergabe von Krediten für grüne Projekte verdient als mit der Finanzierung von Öl-, Gas- und Kohlegeschäft. Laut von Bloomberg zusammengestellten Daten haben die weltweit größten Kreditgeber im vergangenen Jahr etwa 3 Milliarden Dollar Gebühren für das Arrangement von Krediten für als umweltfreundlich vermarktete Projekte eingenommen. Im Vergleich dazu erwirtschaftete der Sektor insgesamt weniger als 2,7 Milliarden Dollar aus Transaktionen mit fossilen Brennstoffen. Europäische Banken waren führend, wobei die BNP Paribas die Rangliste anführt. Die Wall Street führt das Geschäft mit fossilen Brennstoffen an; Wells Fargo und JPMorgan machen am meisten Ertrag aus Öl- und Gasgeschäften.

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