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Warum immer mehr Bankfilialen schließen

Banken auf Sparkurs - Warum immer mehr Bankfilialen schließen

Lange Zeit hatten Bankfilialen mit Bäckern eines gemeinsam, es gab sie an fast jeder Ecke. Doch allmählich werden Deutschlands Bankfilialen rar: Allein seit Anfang dieses Jahres haben Sparkassen und Genossenschaftsbanken rund 360 Filialschließungen angekündigt. Das zeigt eine Erhebung des Handelsblatts, die auf Angaben der Geldhäuser sowie Berichten lokaler Medien beruht.

Beispiele sind quer durch Deutschland zu finden. So gibt die Sparkasse Trier 21 personenbesetzte Filialen auf. Die Sparkasse Passau will zwölf Filialen schließen, bei der Sparkasse Dortmund geht es um 16 Filialen und bei der Berliner Sparkasse um etwa zehn. Auch die Sparkassen in Dillenburg und Gießen dünnen ihr Filialnetz aus, ebenso die Erzgebirgssparkasse und die Sparkasse Regensburg.

Bei den Genossenschaftsbanken haben unter anderem die Volksbank Mitte aus Duderstadt (Niedersachsen) und die Volksbank Eifeltor angekündigt, dass sie die Zahl der Filialen zusammenstreichen werden. Vor allem bei Volks- und Raiffeisenbanken werden häufig so genannte Kleinstfilialen geschlossen, die nur an wenigen Tagen pro Woche und dann nur einige Stunden geöffnet haben.

Konkret haben Sparkassen dieses Jahr rund 290 Filialschließungen avisiert. Bei den Genossenschaftsbanken sind es mehr als 70. Die Zahlen weisen daraufhin, dass sich das Filialsterben beschleunigt. Im Jahr 2015 kündigten Sparkassen und Genossenschaftsbanken nach einer Handelsblatt-Analyse rund 750 Filialschließungen an – die vielfach erst noch umgesetzt werden. Auch jüngste Bundesbank-Daten signalisieren, dass im vergangenen Jahr mehr Filialen als zuvor geschlossen wurden. Und Beobachter rechnen jetzt erst recht mit mehr Tempo: Oliver Mihm, Chef der Beratungsfirma Investors Marketing, erwartet, dass bis zum 2025 rund gut 40 Prozent der zuletzt 34.000 Bankfilialen wegfallen.

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Bernd Nolte, Bankenprofessor und Chef der Beratungsfirma 4P Consulting, geht von noch mehr Veränderungen aus: „Wir haben in unserer Datenbank etwa 15.000 Filialen. Die Hälfte davon steht zur Debatte und könnte in den kommenden drei bis fünf Jahren geschlossen werden. 20 Prozent wiederum müssen dringend modernisiert werden.“ Er sieht eine große Herausforderung: „Das müssen die Kreditinstitute in einer Zeit mit niedrigsten Erträgen stemmen – was eine große Herausforderung wird.“


Balanceakt für regional verwurzelte Geldhäuser

Trendsetter ist die Hypo-Vereinsbank. Sie hat gut 40 Prozent ihrer 600 Filialen geschlossen - und die übrigen modernisiert. Auch die Deutsche Bank will ich Filialnetz stark schrumpfen. Bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken dürften Zusammenschlüsse letztlich für weniger Filialen sorgen. „Der steigende Kostendruck ist oft der große Treiber für Fusionen. Eine gewisse Zeit nach einer Fusion kommt es oft zu Filialschließungen“, registriert Steffen Rogge, geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Dienstleistungs- und Prozessmanagement, das auch Banken berät.

Die Geldhäuser begründen den Schritt meist damit, dass weniger Kunden die Filialen besuchen und diese stattdessen mehr Onlinebanking nutzen. So weisen Sparkassen daraufhin, dass ihre Kunden im Schnitt nur noch einmal pro Jahr in die Filiale kommen, die Sparkassen-App auf dem Smartphone aber 200 Mal aufrufen. „Auf dieses veränderte Kundenverhalten müssen wir reagieren“, sagte Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon kürzlich.

Die Geschäftsstellen sollen demnach stärker die Beratung konzentrieren und aufgewertet werden. „Nun kann man diese Aufwertung der Geschäftsstellen nicht in Ein- oder Zwei-Personen-Filialen umsetzen. Diese werden deshalb zu größeren Einheiten zusammengefasst. Damit sinkt zwingend die Zahl der Geschäftsstellen“, so Fahrenschon.

Das Schrumpfen des Filialnetzes ist allerdings ein Balanceakt, gerade für die regional verwurzelten Geldhäuser. Schließlich ist die Nähe zum Kunden ein essenzieller Teil der Daseinsberechtigung von Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Doch die niedrigen Leitzinsen, die die Margen im Kreditgeschäft auffressen, lasten besonders auf kleinen Häusern. Und in vielen Geschäftsstellen bleiben die Kunden aus.

Allein moderne Filialen dürften den Geldhäusern aber nicht helfen. „Es geht nicht um die Ausstattung, sondern immer um die Mitarbeiter“, meint Rogge. „Ich kenne Filialen aus den 70er Jahren, die also alles andere als modern sind, aber gut funktionieren, weil die Mitarbeiter vor Ort gut verdrahtet sind und das Vertrauen der Kunden genießen.“

Wie schwer das den meisten Banken allerdings fällt, zeigt ihre Wortwahl: Statt von „schließen“ sprechen viele Häuser lieber von Filialen „integrieren“, „zusammenlegen“, „umziehen“ – oder davon, Filialen in Selbstbedienungsstandorte „umzuwidmen“.

Der Berater Nolte sieht trotz allem eine Zukunft für die Filialen: „Wenn es um wichtige Themen geht, etwa um eine Immobilienfinanzierung, gehen die meisten Kunden doch lieber in die Filiale, weil sie einen Eindruck von ihrem Geschäftspartner, also dem Bankberater, bekommen wollen“, sagt er. „Nach unseren Untersuchungen sind 70 Prozent der Deutschen bereit, einen Weg von 15 Minuten zur Bank in kauf zu nehmen. Geht es um kompliziertere Geschäfte, akzeptieren sie auch bis zu 30 Minuten.“

Das heißt: Irgendwann wird das Filialsterben enden.

KONTEXT

Filialsterben der Banken (2010 bis 2015)

Sparkassen

Zahl der Filialen (Ende 2010): 13.025

Zahl der Filialen (Ende 2013): 12.323

Zahl der Filialen (Ende 2015): 11.459

Veränderung 2015 vs. 2010: -12 Prozent

Quelle: Bundesbank

Volksbanken/Raiffeisenbanken

Zahl der Filialen (Ende 2010): 11.830

Zahl der Filialen (Ende 2013): 11.335

Zahl der Filialen (Ende 2015): 10.630

Veränderung 2015 vs. 2010: -10,1 Prozent

Großbanken

Zahl der Filialen (Ende 2010): 8.132

Zahl der Filialen (Ende 2013): 7.610

Zahl der Filialen (Ende 2015): 7.240

Veränderung 2015 vs. 2010: -11 Prozent

Regional- und Kreditbanken

Zahl der Filialen (Ende 2010): 2.604

Zahl der Filialen (Ende 2013): 2.424

Zahl der Filialen (Ende 2015): 2.340

Veränderung 2015 vs. 2010: -10 Prozent

KONTEXT

Die größten Sparkassen (2015)

Platz 10

Sparkasse Bremen AG

Bilanzsumme: 11,1 Mrd. EuroEinlagen: 7,6 Mrd. EuroSpareinlagen: 3,1 Mrd. EuroKundenkredite: 8,8 Mrd. Euro

Angaben jeweils für Ende 2015

Platz 9

Nassauische Sparkasse (Wiesbaden)

Bilanzsumme: 11,4 Mrd. EuroEinlagen: 8,7 Mrd. EuroSpareinlagen: 1,8 Mrd. EuroKundenkredite: 8,9 Mrd. Euro

Platz 8

Mittelbrandenburgische Sparkasse (Potsdam)

Bilanzsumme: 11,6 Mrd. EuroEinlagen: 9,5 Mrd. EuroSpareinlagen: 4,5 Mrd. EuroKundenkredite: 5,4 Mrd. Euro

Platz 7

Ostsächsische Sparkasse (Dresden)Bilanzsumme: 12,3 Mrd. EuroEinlagen: 10 Mrd. EuroSpareinlagen: 3,8 Mrd. EuroKundenkredite: 5,2 Mrd. Euro

Platz 6

Sparkasse HannoverBilanzsumme: 113,7 Mrd. EuroEinlagen: 10,9 Mrd. EuroSpareinlagen: 3 Mrd. EuroKundenkredite: 10,6 Mrd. Euro

Platz 5

Stadtsparkasse MünchenBilanzsumme: 17,1 Mrd. EuroEinlagen: 14,6 Mrd. EuroSpareinlagen: 4,7 Mrd. EuroKundenkredite: 12,2 Mrd. Euro

Platz 4

Frankfurter Sparkasse

Bilanzsumme: 18 Mrd. EuroEinlagen: 15,6 Mrd. EuroSpareinlagen: 1,9 Mrd. EuroKundenkredite: 7,5 Mrd. Euro

Platz 3

Kreissparkasse Köln

Bilanzsumme: 24,6 Mrd. EuroEinlagen: 17,7 Mrd. EuroSpareinlagen: 5,6 Mrd. EuroKundenkredite: 19,4 Mrd. Euro

Platz 2

Sparkasse KölnBonn

Bilanzsumme: 26,7 Mrd. EuroEinlagen: 19.109.971.000 EuroSpareinlagen: 5.125.852.000 EuroKundenkredite: 19.140.172

Platz 1

Hamburger Sparkasse (Haspa)

Bilanzsumme: 43 Mrd. EuroEinlagen: 33 Mrd. EuroSpareinlagen: 7,6 Mrd. EuroKundenkredite: 30,5 Mrd. Euro

Quelle

Deutscher Sparkassen- und Giroverband (DSGV)