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Hitzige Dreiecksbeziehung der Ampelmänner: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Kamil Kowalcze über Stress in der Berliner ménage à trois. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Lindner und Habeck vereint gegen Scholz

Finanzminister Christian Lindner ist ein Politiker, der gerne austeilt, aber auch einstecken kann. Doch als Wirtschaftsminister Robert Habeck in der Haushaltsdebatte im Bundestag überraschend den Vorschlag ins Plenum warf, ein Sondervermögen zur Entlastung von Unternehmen einzurichten, empfand Lindner das als Schlag unter die Gürtellinie.

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Auf die Frage, ob man solche Vorschläge nicht besser vorher untereinander absprechen sollte, antwortete Lindner im Gespräch mit Bloomberg gestern Abend etwas verschnupft: „Das wäre prima gewesen. Ich habe diese Rede ja auch nicht gehalten.“ Auch inhaltlich sei er nicht d’accord: Nicht Politik und Verwaltung sollten entscheiden, welche Unternehmen oder Technologien eine Zukunft hätten. Ganz zu schweigen von den “mehreren hundert Milliarden Schulden”, die solche Subventionen verursachen würden.

Doch dann geschah das, was man eine „produktive Wende“ nennen könnte: Habeck habe Recht mit seiner Analyse, dass die Koalition mehr für die Wirtschaft tun müsse, denn Deutschland werde ärmer, sagte Lindner. Und wenn zwei Minister zu dieser Erkenntnis kämen, sei es für ihn unvorstellbar, dass die Regierung hier untätig bleibe.

Damit haben die beiden eine neue Episode der Ampel eingeläutet: Habeck und Lindner gegen Kanzler Olaf Scholz. Denn der wies den Vorstoß noch am selben Abend zurück: Man müsse sich erst einmal darauf konzentrieren, das Wachstumschancengesetz durch den Bundesrat zu bringen. Unabhängig davon, wie diese durchaus spannende Auseinandersetzung ausgeht — die damit angestoßene Debatte über die Verbesserung der Standortbedingungen in Deutschland ist endlich eine Debatte, über die es sich zu streiten lohnt. Einen Belastungsfaktor nannte der FDP-Chef übrigens ganz explizit: die AfD.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Verena Sepp und Alexander Kell: Nichts für schwache Nerven, Chefsache Aktienmarkt, von nun an ging’s bergab, herausforderndes 2024, und Büromuffel aufgepasst.

Nichts für schwache Nerven

Wie an der Börse das Pendel von Hoffnung zu Furcht umschlagen und wie der Schein trügen kann, zeigt der Langfristchart der Aktie des bayerischen Biotechhauses MorphoSys, das vom Schweizer Pharmariesen Novartis übernommen wird. 2016 waren die Titel des Krebsforschung-Spezialisten zeitweise für 37 Euro zu haben, um 2019 dann die Marke von 130 Euro ins Visier zu nehmen. Anschließend ging es mit Befürchtungen zur Entwicklungspipeline konsequent abwärts — auf nur noch 12 Euro im vorletzten Dezember. Auf eine Erholung folgte rasch wieder Ernüchterung: Temporär 32% fielen die Titel im November in einer Sitzung, als das Präparat Pelabresib bei einigen Studienzielen nicht überzeugte und Anleger zweifelten, ob die Regulierungsbehörden es in seiner aktuellen Form akzeptieren werden. Nun sicherte sich Novartis den Wirkstoff gegen Knochenmarkkrebs in einer fast 3 Milliarden Euro schweren Übernahme. Die Rechte am Krebsmedikament Tafasitamab gehen an den US-Partner Incyte. Die MorphoSys-Aktie verteuerte sich seit Montagmorgen um über die Hälfte auf zuletzt 65,52 Euro.

Chefsache Aktienmarkt

Seit dem Börsenhoch im Jahr 2021 haben die Aktienmärkte in China und Hongkong rund 7 Billionen Dollar an Wert verloren. Vor diesem Hintergrund haben die Behörden Kreisen zufolge in den letzten Monaten unermüdlich an Maßnahmen zur Marktstützung gearbeitet. Nun werde Chinas Präsident Xi Jinping ein Briefing seiner Aufsichtsbehörden zu den Finanzmärkten erhalten, heißt es. Dies unterstreicht die Bedeutung, die Peking der Stützung der fallenden Kurse beimisst. Möglicherweise noch für den heutigen Dienstag war unter Federführung der Wertpapieraufsichtsbehörde CSRC geplant, die oberste Führung über das Marktumfeld und die jüngsten politischen Initiativen zu informieren. Ob aus dem Treffen neue Stützungsmaßnahmen hervorgehen werden, sei unklar, hieß es. Central Huijin Investment, die Staatsanteile an großen Finanzinstituten hält, hat heute angekündigt, ihren ETF-Bestand zu erhöhen. Die Börsenaufsicht CSRC teilte mit, man werde alles tun, um einen stabilen Marktbetrieb zu gewährleisten. Dem Börsenbarometer CSI-300 verhalf dies am Dienstag zu einem Plus von 3,2%, der Hang-Seng-Index gewann 3,8%. In den USA notierte chinesische Aktien legten im vorbörslichen Handel auf breiter Front zu.

Von nun an ging’s bergab

Die Auftragseingänge in der deutschen Industrie sind im Dezember unerwartet gestiegen, und dazu kräftig — was als Zeichen für einen leichten Aufschwung gewertet werden könnte. Wenn nur die Großaufträge nicht wären. Die heutigen Destatis-Daten zeigen einen Anstieg um 8,9% gegenüber dem Vormonat, erwartet worden war ein Minus von 0,2%. Ohne die Großaufträge bleibt ein Rückgang um 2,2% übrig. Der üppige unbereinigte Anstieg kann “nicht über die tatsächliche Situation im deutschen verarbeitenden Gewerbe hinwegtäuschen, die nach wie vor sehr angespannt ist”, sagt Bantleon-Ökonom Jörg Angele. “Besonders alarmierend ist der Einbruch der Aufträge in der Automobilindustrie und im Maschinenbau”. Ob Zinssenkungen helfen würden? Kurzfristig sind sie weder zu erwarten, noch würden sie so wirken. Und der Abstiegspfad vom Zinsplateau ist alles andere als unumstritten — unter Notenbankern wie unter EZB-Beobachtern. Zwei Bergsteigerschulen stehen sich gegenüber: früh aufbrechen und sanft ins Tal absteigen die einen, später aufbrechen und steil bergab gehen die anderen.

Herausforderndes 2024

Grund zur Euphorie herrscht heute am Aktienmarkt weniger. Mit einem Nettoverlust von 279 Millionen Dollar verfehlte die UBS im vierten Quartal 2023 die Analystenschätzungen. Sie kündigte an, Aktienrückkäufe im zweiten Halbjahr 2024 wieder aufzunehmen, nachdem sie ihre 5-Milliarden-Pläne aufgrund der Credit-Suisse-Übernahme im vergangenen Jahr auf Eis gelegt hatte. Das aktuelle Programm von bis zu 1 Milliarde Dollar überzeugt dagegen nur wenig. Die CS-Integration soll die Gesamtrentabilität steigern, dafür ist UBS-Chef Ermotti bereit, “ein wenig Ertragswachstum zu opfern”. Einschnitte sieht auch Infineon, der bayerische Chiphersteller hat angesichts der Nachfrageflaute im Halbleitersektor durch Industriekunden sein Umsatz-Ziel für dieses Jahr gesenkt. Statt 16,5 bis 17,5 Milliarden Euro Jahresumsatz rechnet er nun mit 15,5 bis 16,5 Milliarden. Ein Lichtblick: Die Automotive-Sparte, ein wichtiger Umsatztreiber Infineons, sei trotz der strauchelnden Elektromobilitätsnachfrage außerhalb Chinas stabil.

Büromuffel aufgepasst

Nach drei experimentellen Jahren scheint der Siegeszug des Homeoffice allmählich abzuebben. Zu dieser Einschätzung kommt Michael Bütter, Chef des Immobilieninvestors Union Investment Real Estate, einer Tochter der DZ-Bank. “Insgesamt nehme ich Anzeichen wahr, dass sich der Homeoffice-Trend abschwächt und Unternehmen sehr wohl die Anwesenheit ihrer Mitarbeitenden im Büro wieder aktiv einfordern.” Das belegt eine weltweite JLL-Studie, wonach 87% der Unternehmen eine Rückkehr ihrer Mitarbeiter ins Büro fordern. Für Schlagzeilen sorgten bereits einige Tech-Giganten, aber auch im Bankensektor wird wieder mehr Büropräsenz gefordert, die Hamburg Commercial Bank hat beispielsweise schon länger ihre Vorschriften verschärft. Ohnehin sind laut Bütter die Möglichkeiten für Unternehmen, über den Verzicht auf Büroflächen Kosten zu senken, sehr gering. Sie würden maximal 10% der Gesamtkosten eines Beschäftigten ausmachen.

Was sonst noch so passiert ist

  • Baltische Ängste

  • Bayer-Dämpfer

  • Inder statt Chinesen

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