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Der Brexit-Kurssturz geht um die Welt

Marktreaktionen auf EU-Referendum - Der Brexit-Kurssturz geht um die Welt

Wohin man auch blickt - an den Börsen geht es bergab. In London, dem Epizentrum der Turbulenzen, verliert der Aktienindex FTSE bis zu 8,7 Prozent auf 5.789 Punkte. Gegen 16 Uhr hat sich der „Footsie” aber schon wieder etwas erholt. Zuletzt notierte der Index gut zwei Prozent tiefer bei 6209 Punkten. Das Pfund geriet in freien Fall bis auf 1,3232 Dollar. Am Nachmittag notierte die britische Währung noch 7,4 Prozent tiefer auf 1,37 US-Dollar.

Der Euro brach um bis zu 4,1 Prozent auf 1,0914 Dollar ein – der größte Kursrückgang in der Geschichte der Gemeinschaftswährung. Im Tagesverlauf erholte sich der Euro etwas vom ersten Schock und stand zuletzt 2,4 Prozent tiefer bei 1,11 US-Dollar. Anleger flüchteten in den Schweizer Franken, der zum Euro auf den höchsten Stand seit August 2015 kletterte. Die US-Investmentbank Morgan Stanley rechnet damit, dass das Pfund Sterling noch weiter abwertet und auf 1,25 bis 1,30 Dollar fällt.

Der Deutsche Aktienindex sackte am Freitagmorgen fast zehn Prozent ab, später lag der Dax bei rund 5,4 Prozent im Minus bei 9.705 Punkten. Die Börse in London verlor in der Spitze rund acht Prozent. In diesem Umfang rutschten auch die Kurse in Paris, in Wien und Lissabon waren es jeweils rund zehn Prozent. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 brach um neun Prozent auf 2.760 Zähler ein und notierte zuletzt noch 6,7 Prozent tiefer bei 2834 Zählern. Damit erleben Europas Börsen die größten Verluste seit der Finanzkrise im Jahr 2008. Zuvor war bereits der japanische Nikkei-225-Index um knapp acht Prozent gefallen.

Lediglich die Verluste an der Wall Street hielten sich in Grenzen. Der Dow Jones verlor 3,4 Prozent. An der elektronischen Börse Nasdaq gaben die Kurse um 4,07 Prozent nach – kein Vergleich zu der Talfahrt auf der anderen Seite des Atlantik.

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„Das Votum ist ein Schock und straft alle Marktteilnehmer, die bereits im Lauf der Woche auf einen Verbleib der Briten (in der EU) gesetzt hatten“, erklärt Stefan Kreuzkamp, Chef-Anlagestratege bei der Deutsche-Bank-Fondstochter Deutsche Asset Management. „Wir erwarten kurzfristig weiter volatile Märkte“, sagt er.

Nach Schätzung von DZ Bank-Analysten Christian Kahler haben sich durch den aktuellen Crash weltweit fünf Billionen Dollar an Börsenkapitalisierung in Luft aufgelöst. Das entspricht in etwa dem Doppelten der jährlichen Wirtschaftsleistung Großbritanniens.

Sogar eine „längere Phase der Unsicherheit für Politik, Wirtschaft und Finanzmärkte“, erwarten die Strategen vom Blackrock Investment Institute des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock. Ein schwächeres Wachstum in Europa und Arbeitsplatzverluste dürften den Euro langfristig schwächen, europäische Aktien, Firmenbonds sowie Anleihen südeuropäischer Staaten, meinen die Experten. Auch dem globalen Aktienmarkt drohen Kursrückgänge. Die Bank of England dürfte infolge der Brexit-Entscheidung die Banken massiv mit Liquidität versorgen, ihren Leitzins um deutliche 0,5 Prozent bis auf Null senken und erneut wie nach der Finanzkrise Anleihen aufkaufen (Quantitative Easing), meinen sie.

Tatsächlich stellte die Bank of England bereits ein milliardenschwere Finanzspritze in Aussicht. Der Chef der britischen Zentralbank, Mark Carney, erklärte, die Bank könne „mehr als 250 Milliarden Pfund“ (326 Milliarden Euro) bereitstellen. Daneben sei die Notenbank auch „in der Lage, bedeutende Liquidität in ausländischen Devisen bereitzustellen, wenn es nötig ist“.

Auch die erklärte sich zu zusätzlichen Finanzspritzen bereit. Der Bankensektor sei gut gerüstet, fügte die hinzu, sie werde alle notwendigen Schritte einleiten, um die Stabilität zu sichern. Man habe sich bereits mit anderen Notenbanken verständigt.


Bank-Aktien leiden besonders

Besonders stark waren die Kurse von Banken von dem Kursrückgang betroffen. In Europa sackt der Bankenindex Stoxx Euro 600 Banks um fast 15 Prozent ab. Die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank brachen im frühen Handel um bis zu 17 Prozent ein, in London verloren wichtige Bankentitel im frühen Handel um fast 30 Prozent an Wert. Später pendeln sich Titel wie und bei niedrigen zweistelligen Kursverlusten ein. Britische Bankaktien wie Barclays, Llodys Bank und Royal Bank of Scotland liegen noch mehr als 15 Prozent im Minus.

Anleger stürzen sich auf Staatsanleihen und Gold. Der Kurs der bedeutenden springt um mehr als zwei Prozent in die Höhe. Im Gegenzug sackt die Rendite weiter ins Minus auf ein neues Rekordtief bei minus 0,17 Prozent. Später pendelt sich die Rendite bei einem mittleren einstelligen Minus ein. Der Goldpreis verbuchte den größten Kurssprung seit 2008. Der Preis für das Edelmetall stieg um bis zu 8,2 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 1358,20 Dollar für die Feinunze. Allerdings hat sich auch der Goldrausch wieder etwas beruhigt, am Nachmittag lag der Preis je Feinunze nur noch 4,4 Prozent im Plus bei gut 1310 US-Dollar.

Auch an den Rohstoffmärkte gerieten die Kurse ins Wanken. Der Preis für die richtungsweisende Öl-Sorte Brent aus der Nordsee fiel um mehr als vier Prozent auf 48,57 Dollar je 159 Liter-Fass.


Achterbahnfahrt für Japans Anleger

Die asiatischen Börsen waren die ersten, die den Brexit am Freitag zu spüren bekamen. Japans Anleger haben nach einer Achterbahnfahrt ein Minus von fast acht Prozent in ihren Depots verbucht. Nach den ersten Umfragen, die die Brexit-Gegner vorne sahen, legte der Nikkei-Aktienpreisdurchschnitt zum Handelsbeginn erst zu. Dann sackte er massiv ab, erholte sich, stieg sogar kurz, um dann wieder abzusacken, immer im Einklang mit den aktuellen Auszählungsergebnissen auf der Homepage des britischen Senders BBC.

Doch je größer der Vorsprung der Brexit-Fans wurde, desto mehr drehte sich der Nikkei-Aktienpreisdurchschnitt ins Minus. Im späten Handel sackte der Leitindex unter 15.000 Punkte auf 14.952 Punkte. Der Abschwung war sogar so extrem, dass im Handel der Nikkei September Futures ein so genannter Circuit Breaker ausgelöst wurde, um mit einer Unterbrechung des Handels die Abwärtsspirale zu stoppen. Auch der US-Dollar hatte kurzzeitig die Marke von 100 Yen durchbrochen, die in Japans als Schmerzgrenze gilt. Der Euro sackte kurz unter 110 Yen ab, mehr als sieben Prozent unter den Wert des Vortags.

Dies rief in Tokio Regierung, Finanzministerium und die Notenbank auf den Plan. Ein Regierungssprecher sagte: „Die japanische Regierung ist besorgt.“ Drastische Wechselkursausschläge seien nicht wünschenswert. Und der Vizefinanzminister für internationale Angelegenheiten Masatsugu Asakawa erklärte bereits, dass das Ministerium „angemessene Maßnahmen“ erwäge.

Finanzminister Taro Aso kommentierte mittags in einer Pressekonferenz nicht, ob das Finanzministerium ein Intervention in den Devisenmarkt angeordnet habe. Er sagt lediglich, dass Devisenswaps die Märkte stabilisieren würden. Notenbank Haruhiko Kuroda wiederum kündigte an, dass die Notenbanken in aller Welt zusammenarbeiten würden, um die Folgen zu mildern.

Auch Chinas Festlandsbörsen geben nach. In Reaktion auf den Brexit sackten viele Aktien in China ab. Ein dramatischer Einbruch wie an vielen anderen Börsen in Asien blieb zunächst jedoch aus. Der Leitindex Shanghai Composite war zwischenzeitig um rund drei Prozent eingebrochen, hatte sich danach jedoch wieder etwas erholt. Chinas Aktienmarkt ist nicht so stark mit dem weltweiten Finanzsystem integriert, wie die Börsen in Tokio oder Seoul.