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Die Grünen im Sinkflug vor den EU-Wahlen: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Petra Sorge über Desillusionierung. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie Sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Das Hemd ist näher als der grüne Rock

Mitten im EU-Wahlkampf sieht es für keine Partei so schlecht aus wie für die Grünen. Während sie auf Bundesebene und in den drei Ost-Ländern, die im Herbst an die Urne gehen, nur leicht verloren haben, sieht es mit Blick auf die Europawahl verheerend aus: In den Umfragen liegen die Grünen rund ein Viertel unter ihrem 20,5%-Rekordergebnis, EU-weit könnte sie sogar ein Drittel ihrer Sitze verlieren.

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Die Deutschen scheinen sehr wohl zu ahnen, dass die Mehrzahl an Regularien im Klimabereich längst nicht mehr aus Berlin, sondern aus Brüssel kommen. Und nun zeigen sie ihren einstigen Umweltstars die kalte Schulter: Denn die Klima-Euphorie, die das Land 2019 noch erfasst hatte – angeführt von den Protesten um Fridays for Future –, ist verpufft, die Menschen sorgen sich nach Corona- und Energiekrise eher um die Folgen der Inflation, steigende Lebensmittelpreise und unbezahlbare Wohnungen. Landwirte marschieren mit Mistgabeln gegen weitere Umweltvorgaben. Vor den Bauernprotesten knickten selbst führende Grüne ein, wie zuletzt das Beispiel Agrardiesel zeigte: Die teilweise Rücknahme der angekündigten Subventionskürzung ging ausgerechnet zu Lasten der Fischerei und des Meeresschutzes.

Vom Absturz der Grünen dürften am 9. Juni rechte und europakritische Parteien profitieren. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen — die nicht zuletzt dank der Grünen ins Amt kam — stünde dann unter Druck, stärker mit diesen Kräften zu kooperieren, um sich eine zweite Amtszeit zu sichern. In der Folge dürfte die Klimapolitik dann wohl eher an Relevanz verlieren oder – schlimmer noch – aufgeweicht werden.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell und Stephan Kahl: Banknachrichten, iPfui, politisierte Geschäfte, Wandel wegen Klimawandel, und Energie für Banker.

Banknachrichten

Die UBS erwägt informierten Kreisen zufolge die Einführung eines Prämiensystems für Investmentbanker, die Kunden an das Wealth Management des Konzerns vermitteln. Bei der vom Konzern übernommenen Credit Suisse hatte es solche Boni bereits gegeben. Die genaue Ausgestaltung der Prämien wird dem Vernehmen nach noch im Management erörtert. Eine Entscheidung stehe noch aus, hieß es. Einen Kursrutsch um 32% gab es heute bei den Titeln der italienischen BFF Bank, nachdem die Zentralbank in Rom gestern einen vorübergehenden Stopp der Gewinnausschüttung und der Expansion ins Ausland angeordnet hatte. Hintergrund sind offene Fragen, die sich bei einer Untersuchung zu Unternehmensführung und Vergütungspraktiken ergeben hatten. Bis zu 6% aufwärts ging es an der Börse für die Deutsche Pfandbriefbank. Mit dem stützenden Effekt von Leitzinssenkungen auf den europäischen Immobiliensektor sieht Citigroup die Titel nicht länger als Verkauf.

iPfui

Apple hat sich für einen Werbespot für das neueste iPad Pro entschuldigt, der für einen Sturm der Entrüstung gesorgt hat. In ihm werden Musikinstrumente, Plattenspieler, Studioequipment, Farbdosen und andere Ausrüstung Kreativer von einer Presse zermalmt — die sie letztlich zu einem iPad komprimiert. Die Folge waren Ärger, Hohn und Spott in den sozialen Medien, wie es das so bei einer Apple-Marketingkampagne noch nie gab. Der Schauspieler Hugh Grant sagte, die Werbung propagiere die “Zerstörung der menschlichen Erfahrung”. Das Fazit anderer reichte von “extrem deprimierend” bis “herzzerreißende, verstörende und egoistische Werbung”. Der Spot soll nun nicht wie geplant im Fernsehen ausgestrahlt werden. Auf dem X-Konto von Apple-Chef Tim Cook ist er weiterhin zu sehen, die Zahl der Abrufe liegt bereit bei über 56 Millionen. Ob der Lapsus auf Apples eigene Werbeabteilung oder den Partner Media Arts Lab zurückgeht, ist nicht bekannt. Einige der künftigen KI-Funktionen will Apple über Rechenzentren mit eigenen Prozessoren bereitstellen, ist unterdessen zu hören. Nur einfachere KI-Funktionen sollen direkt auf iPhones, iPads und Macs laufen.

Politisierte Geschäfte

Chinas Machtambitionen und die konfrontative Reaktion des Westens hinterlassen Spuren beim China-Engagement europäischer Unternehmen. In einer am Freitag vorgestellten Umfrage der Europäischen Handelskammer in China sehen nur 13% der befragten Unternehmen das Reich der Mitte als Top-Investitionsziel. Einen so niedrigen Wert gab es seit Beginn der Umfrage im Jahr 2010 noch nie. 2021 waren es noch 27%. Dabei hatte Staatspräsident Xi Jinping im November weitere „herzerwärmende“ Maßnahmen angekündigt, um den Zugang zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt zu erleichtern. Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben an, dass es 2023 schwieriger geworden sei, in China Geschäfte zu machen. Nach Xis Europa-Reise, die ihn weder nach Brüssel noch nach Berlin führte, bahnen sich gute Geschäfte zwischen China und Ungarn an. Unterdessen wird erwartet, dass die Biden-Administration bereits nächste Woche weitreichende Entscheidungen zu China-Zöllen bekannt geben wird. Kreisen zufolge sollen neue Abgaben auf Sektoren wie Elektrofahrzeuge, Batterien und Solarzellen abzielen, bestehende Zölle sollen weitgehend beibehalten werden.

Wandel wegen Klimawandel

Der Druck der Europäischen Zentralbank, unter großzügiger Auslegung ihres Mandats den energieintensiven Firmen in Europa die Finanzierung zu erschweren, zeigt offenbar Wirkung. Die Zahl der europäischen Banken, die Umweltrisiken bei ihren Rückstellungen für Kreditausfälle berücksichtigen, hat sich innerhalb eines Jahres mehr als verdreifacht. Nach dem zunehmenden Druck des Bankenaufsehers im vergangenen Jahr berücksichtigen nun 55% der Banken das Klima, verglichen mit 16% im Vorjahr. Die EZB begründet ihren Handlungsdrang mit der Notwendigkeit, Banken auf Verluste vorzubereiten, die durch Klimawandelfolgen und durch Kunden mit hohem CO2-Ausstoß verursacht werden, die in einer grüner regulierten Wirtschaft in Schwierigkeiten geraten könnten. Einige europäische Banken befürchten eine Wettbewerbsverzerrung gegenüber den USA, wo es keine derartigen Anforderungen gibt. Wer in ein paar Jahren ein Steak verzehrt, sollte unterdessen darauf gefasst sein, dass das Rind zuvor eine Impfung gegen Methan-produzierende Mikroorganismen erhalten haben könnte. Mahlzeit.

Energie für Banker

Angesichts des Fachkräftemangels und des Wettstreits um die besten Köpfe haben sich deutsche Banken zuletzt so einiges einfallen lassen — Homeoffice-Regeln aus Pandemie-Zeiten wurden verlängert, Gutscheine verteilt, Workation-Angebote eingeführt. Um nur einige Beispiele zu nennen. Die Düsseldorfer Targobank versucht es jetzt mit einem weiteren Hebel: Mini-Kraftwerke für den heimischen Balkon auf Firmenkosten. Ab Juni erstattet das Institut Mitarbeitern die Kosten für entsprechende Photovoltaik-Anlagen, auch als Balkon-Kraftwerke bekannt. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels könnten Arbeitgeber im Wettbewerb um die besten Kräfte mit Zusatzleistungen wie diesen überzeugen, sagt Targobank-Personalchef Alexander Bohrer. Fest steht, dass die Branche einen riesigen Personalbedarf hat. Allein im ersten Quartal schrieben Banken und Fintechs rund 40.000 Stellen in Deutschland öffentlich aus.

Was sonst noch passiert ist

  • Anschwellender Pool

  • Milliardengeschäft Weltraumschrott

  • Schnellere Lockerung

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