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"GEZ": Unsinn oder unabdingbar? Zwei Meinungen zu den Rundfunkgebühren

Rund 3,5 Millionen Deutsche werden in nächster Zeit Post vom Beitragsservice von ARD, ZDF und Deutschlandradio bekommen. Denn seit Mai bekommt der Nachfolger der GEZ die Daten der Einwohnermeldeämter. Ein Thema, das polarisiert. Zwei Autorinnen schreiben über das Pro und Kontra.

Nie konnte man mehr Inhalte konsumieren als heute – doch brauchen wir dafür die GEZ? (Bild: Getty Images)
Nie konnte man mehr Inhalte konsumieren als heute – doch brauchen wir dafür die GEZ? (Bild: Getty Images)

Dagegen: Antonia Wallner, freie Autorin, widerwilliger Rundfunkbeitrag-Zahler

Ich zahle brav den Beitragsservice für meine Wohnung. Aber ich frage mich oft, warum ich überhaupt monatlich so viel Geld dafür ausgebe. Es gibt die Hardliner, die trotz Pfändungsandrohung schon jahrelang einfach nicht zahlen. 17,50 pro Monat klingt erstmal nicht viel. In der Summe kommen da dennoch 210 Euro im Jahr zusammen. Wofür? Auf der Webseite des Rundfunkbeitrages heißt es: “Die Programme von ARD, ZDF und Deutschlandradio bilden die Grundlage für Ihre persönliche Meinungsfreiheit, gesellschaftliche Meinungsvielfalt und unsere Demokratie.“

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Hintergrund: GEZ-Nachfolger sammelt acht Milliarden Euro ein

Ich persönlich nutze kein einziges der staatlichen Programme. Als Grundlage für meine Meinungsfreiheit brauche ich kein staatlich finanziertes Rundfunk- und Sendeprogramm. Ich schaue weder “Tagesschau” noch “Tatort” oder Fußball. Ich höre keine öffentlich-rechtlichen Radiosender. Und trotzdem zahle ich, Monat für Monat. Ein neutraler Journalismus soll damit garantiert werden. Das ist ja gut und schön, aber wir wissen letztendlich nicht, wie das ganze Geld, was hier von gut 40 Millionen Haushalten eingenommen wird, verteilt wird.

“Es ist absurd, dass Einliegerwohnungen extra zahlen müssen”

Kommt die Milliardensumme wirklich den Journalisten zugute? Oder fließt das Geld gar in ganz andere Taschen? Warum bekommt die ARD beispielsweise den größten Anteil? Transparenz? Fehlanzeige. Dann sind da die Voraussetzungen an sich. Wohnt zum Beispiel ein volljähriges Kind in einer Einliegerwohnung, die zum Haus der Eltern gehört, wird der Beitrag doppelt fällig. Das finde ich nun wirklich absurd. Auch die soziale Gerechtigkeit lässt zu wünschen übrig. Der arme Student zahlt genauso viel wie das reiche Unternehmer-Ehepaar. Ein Kritikpunkt, den auch die Richter im letzten Urteil zum Rundfunkbeitrag diskutierten.

Hintergrund: Keinen Rundfunkbeitrag für die Zweitwohnung

Trotzdem entschieden sie zugunsten der Gebühren. Ich bin für eine grundlegende Reformierung des Systems. Wenn wir schon zahlen müssen, dann sollte man erneut bei der Beitragshöhe und den Richtlinien für die Erhebung nachbessern. Und auch bei den Programmen. Sicher, die Sendefamilie ist groß und bemüht sich, möglichst viele Interessen abzubilden. Und ja, man kann es nicht jedem recht machen. Dennoch würde ich mir wünschen, dass gerade das jüngere Publikum und die Online-Generation besser angesprochen wird. ARD, ZDF und Co. haben bei mir immer noch ein verstaubtes, konservatives und langweiliges Image.

Was die GEZ mit Fake News zu tun hat? Eine ganze Menge, meint unsere Autorin. (Bild: Getty Images)
Was die GEZ mit Fake News zu tun hat? Eine ganze Menge, meint unsere Autorin. (Bild: Getty Images)

Dafür: Hannah Klaiber, freie Autorin, Rundfunkbeitrag-Verfechterin

In Zeiten, in denen Fake News das Internet dominieren und tausendfach geteilt werden, ist der Rundfunkbeitrag wichtiger als je zuvor. Die Gebühren ermöglichen das, was viele Redaktionen aus Geldmangel nicht mehr gewährleisten können: neutralen, faktenbasierten Journalismus. Wie wichtig der ist, zeigt ein Blick in die Welt. Überall dort, wo Autokraten erstarken und die Demokratie wankt, fällt die Pressefreiheit zuerst. Es ist natürlich einfacher, diejenigen mit Propaganda zu überzeugen, die nicht mit Gewissheit sagen können, was Fakt ist und was nicht.

“Viele Enthüllungen und Informationen gäbe es ohne Rundfunkbeitrag nicht”

Völlig verständlich, dass viele Menschen bei “GEZ”-Gebühren zuerst an “Sturm der Liebe”, “Tatort” oder langatmige Radio-Talks denken. Doch es steckt eben so viel mehr dahinter. Aufwändige Reportagen, gute Recherchen und Investigativer Journalismus, den es bei vielen Zeitungen und Magazinen, die den Regeln des Marktes unterworfen sind, nicht mehr gibt. Und davon profitieren auch diejenigen, die sich für das Programm der Öffentlich-Rechtlichen nicht direkt interessieren, aber Enthüllungen und Informationen in ihren Medien konsumieren, die es ohne die unabhängigen Institutionen gar nicht gäbe. Als Beispiel seien hier die monatelangen Recherchen zu “Paradise Papers”, “Die Volkswagen-Story” oder die “Swiss-Leaks” genannt.

Hintergrund: Der Rundfunkbeitrag ist verfassungsgemäß

Gegründet wurde die GEZ nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Ziel, die informative Grundversorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Denn eines sollte nie wieder geschehen: Dass Medien zur Manipulation der Bevölkerung und zu Propagandazwecken missbraucht werden. Ein wichtiger Auftrag im Sinne der Demokratie, für den ich gerne bereit bin, 17,50 Euro pro Monat zu bezahlen.

Im Video: Der Rundfunkbeitrag bleibt – aber es gibt eine Ausnahme