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Frauen greifen am Golf nach der Macht

Der radikale Umbau Saudi-Arabiens schreitet voran – und Frauen werden immer wichtiger dabei. Obwohl sie außerhalb des riesigen Firmencampus des Ölgiganten Saudi Aramco bis heute nicht Autofahren dürfen, obwohl sie ohne männliche Begleitung oft nicht mal auf die Straße dürfen – jetzt treten sie in der Unternehmenswelt ins Rampenlicht. Mit Sara al-Suhaimi überwacht künftig erstmals eine Frau die saudische Börse. Mit Rania Nashar tritt als Chefin der Samba Financial Group erstmals eine Frau den CEO-Posten einer Bank in Saudi-Arabien an.

Samba gehört zu den größten Banken Saudi-Arabiens. Riads Börse Tadawul ist die größte Aktien- und Anleiheplattform aller Golfstaaten. Weltweit rangiert der saudische Kapitalmarkt mit einer Börsenkapitalisierung von 425 Milliarden Euro auf Platz 21.

Die Frauen rücken vor ins Machtzentrum der arabischen Finanzwelt. Die neue Börsenaufseherin Al-Suhaimi ist bereits seit 2014 Chefin einer Investmentbank. Sie behält ihre Position an der Spitze von NCB Capital, dem Investmentarm der ältesten Bank in den arabischen Ländern. Al-Suhaimis Vater war bis 2006 Chef der saudi-arabischen Finanzmarktaufsicht. Auch Rania Nashar, die erste Bankchefin in Saudi-Arabien, ist eine anerkannte Ökonomin und bereits seit 20 Jahren im Geschäft.

Die Berufung der beiden Top-Bankerinnen überrascht viele Experten nicht. Denn Vize-Kronprinz Mohammed bin Salman soll im Auftrag von König Salman die größte Macht am Golf radikal umbauen und das Reformprogramm „Vision 2030“ umsetzen. Dabei spielen die Frauen neben grundlegenden Wirtschaftsreformen eine Schlüsselrolle. Schon jetzt verfügt Saudi-Arabien über mehr weibliche als männliche Hochschulabsolventen. Die Zahl berufstätiger Frauen ist zuletzt rasant gestiegen.

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An der Börse warten wichtige Aufgaben auf Al-Suhaimi: Saudi-Arabien hat den Zugang ausländischer Investoren zu seiner Börse erst kürzlich deutlich erleichtert. Zudem will das Land die Börse selbst in eine Aktiengesellschaft umwandeln. Der Tadawul-Index soll außerdem ein Teil des führenden MSCI Emerging Markets Index werden.

Die Frauen werden immer wichtiger für das Königreich – und erlangen Stück für Stück ihr Rechte. Im Jahr 2015 durften sie erstmals an den Kommunalwahlen teilnehmen. Bereits zwei Jahre zuvor berief der König zum ersten Mal 30 Frauen in sein Beratergremium.

Vize-Kronprinz Mohammed bin Salman kann Unterstützung auch gut gebrauchen. Bis 2018 sollen durch den Börsengang des weltgrößten Ölproduzenten Saudi Aramco 600 Milliarden Dollar in die Kassen gespült werden. Es wäre der größte Börsengang der Geschichte. Zusammen mit Währungsreserven und Einnahmen aus Privatisierungen staatlicher Firmen und Immobilien sollen die Einnahmen aus den Aktienverkäufen Riads Staatsfond zur globalen Nummer eins machen – mit zwei Billionen Dollar Kapital. Zum Vergleich: Microsoft und die Google-Mutter Alphabet sind zusammen 1,4 Billionen Dollar wert.


Sonne statt Öl

Der Umbauplan „Vision 2030“ soll Saudi-Arabien auf die Zeit nach dem Öl vorbereiten. Bis 2020 will Mohammed bin Salman sein Land unabhängig vom Ölpreis machen. Sein Land solle zu einem Global Player werden, sagte er in einem „Al-Arabiya“-Interview.

Mit seinen 30 Millionen Bürgern ist Saudi-Arabien der einzige arabische Golfstaat, der eine große Bevölkerung versorgen muss. Um die saudischen Königskinder im Arabischen Frühling ruhig zu stellen, hatte der Monarch Lohnerhöhungen, Einstellungen in den öffentlichen Dienst und Investitionsprogramme veranlasst. Die Kosten dafür gingen in die Milliarden. Seit dem Zusammensacken des Ölpreises kämpft Riad deswegen mit erheblichen Finanzproblemen. 2015 klaffte ein Loch von 14,8 Prozent des Bruttoinlandprodukts im Staatshaushalt. Analysten der Ratingagentur Fitch gehen davon aus, dass sich dies auch in diesem Jahr kaum ändern wird.

Nun steuert Prinz Mohammed gegen. Der Umbau der saudischen Wirtschaft soll das Land in die Post-Öl-Ära katapultieren. Statt bisher 16 Prozent sollen 2030 bereits 50 Prozent der Exporte aus dem Nicht-Ölsektor kommen. Die Privatwirtschaft werde massiv gestärkt, die Korruption eliminiert, verspricht Mohammed bin Salman. Die Bürokratie will er abbauen, Beamte sollen künftig klare Leistungen erreichen. Zudem kündigt der Vizekronprinz in seiner von der Unternehmensberatung McKinsey inspirierten „Vision 2030“ zwei weitere grundlegende Kehrtwenden an: Eine Bildungsoffensive soll das Königreich in eine Wissensgesellschaft umwandeln. Und statt Öl steht nun Solarenergie auf dem Plan.

Ein Viertel des Energiebedarfs soll schon 2020 aus Solarstrom kommen. Bisher verbrennt der größte Ölexporteur der Welt ein Viertel seiner Förderung zur Stromgewinnung und zur Wasserentsalzung in heimischen Dieselkraftwerken. 109 Milliarden Dollar will Riad in diese Solarwende stecken, eigene Solarzellenfabriken aufbauen und intensiv mit deutschen Firmen kooperieren.

Das Geld dafür soll aus Privatisierungserlösen und Subventionseinsparungen kommen. Außerdem führt Saudi-Arabien erstmals eine Mehrwertsteuer in Höhe von fünf Prozent sowie Abgaben auf Luxusgüter und gesundheitsbedenkliche Produkte wie Softdrinks ein. 100 Milliarden Dollar sollen so bis 2020 unabhängig von den Öleinnahmen in Riads Kassen kommen.

KONTEXT

Die größten Staatsfonds der Welt

Wo Geld langfristig angelegt werden soll

Sie horten Devisen oder gehören zu den größten Einzelanteilseignern von Konzernen: Staatsfonds. Der Marktführer etwa hält allein 1,3 Prozent an den börsennotierten Unternehmen der Welt. Einmal im Jahr gibt das Sovereign Wealth Fund Institute ein Ranking über die größten Staatsfonds heraus. Dies sind die Ergebnisse.

Stand: 31. Dezember 2015

"Statens pensjonsfond utland" (Norwegen)

Der "Statens pensjonsfond utland", wie der norwegische Staatsfonds offiziell heißt, ist mit einem Volumen von 824,9 Milliarden Dollar der weltweit größte seiner Art. Der Fonds wurde 1990 gegründet, um den Wohlstand der Nation aus dem Ölgewerbe für zukünftige Generationen zu erhalten. Deshalb wird er inoffiziell auch "Ölfonds" genannt. 60 Prozent des Vermögens sind in Aktien, 35 Prozent in Zinspapieren und fünf Prozent in Eigentum wie Immobilien investiert.

Abu Dhabi Investment Authority

Ölreichtum ist auch der Hintergrund für den zweitgrößten Staatsfonds der Welt, die Abu Dhabi Investment Authority. Dessen Ziel ist es, über breit gestreute Investments in Aktien, Immobilien oder etwa Hedgefonds für die Zeit nach dem fossilen Zeitalter vorzusorgen.

Wert: 773 Milliarden Dollar

China Investment Corporation

Dieser chinesische Staatsfonds wurde 2007 gegründet, um einen Teil der riesigen Devisenreserven des Landes zu managen und beispielsweise in ausländische Firmen zu investieren. Von einst 200 Milliarden US-Dollar in seinem Gründungsjahr wuchs der CIC bis Ende 2015 auf 746,7 Milliarden US-Dollar an.

SAMA Foreign Holdings (Saudi-Arabien)

In dem Foreign Holdings-Fonds verwaltet die saudische Zentralbank "Saudi Arabien Monetary Agency" die Einkommen aus der Ölindustrie des Staates. Fondsvolumen Ende 2015: 668,6 Milliarden Dollar.

Kuwait Investment Authority

Auch der arabische Staat Kuwait möchte seine Einnahmen aus dem Öl möglichst gewinnbringend anlegen - und diversifiziert seine Investments an den internationalen Märkten. Das Volumen des Fonds beträgt 592 Milliarden Dollar. Einen Teil davon hat Kuwait bei einem deutschen Autobauer angelegt: Kuwait hält 6,8 Prozent der Anteile an Daimler.

SAFE Investment Company (China)

Am liebsten sicher möchte China sein Geld anlegen, wie das Akronym vermuten lässt. Dahinter verbirgt sich die "State Administration of Foreign Exchange". Diese unterhält eine Tochtergesellschaft in Hongkong, die SAFE Investment Company, welche sich wie auch schon die China Investment Corporation um die Anlage der Devisenreserven des Landes kümmern soll. Das Volumen des zweitgrößten chinesischen Staatsfonds wird auf 547 Milliarden Dollar geschätzt.

Hong Kong Monetary Authority Investment Portfolio

Der Exchange Fund, ein Vorläufer des Fonds, wurde bereits im Jahr 1935 gegründet. Knapp 60 Jahre später, 1993, wurde schließlich die Hong Kong Monetary Authority gegründet, welche den Fonds managt. Ende 2015 wachte verfügte der über 417,9 Milliarden Dollar. Diese werden vor allem in die Hongkonger Börse Hang Seng investiert.

GIC Privat Limited (Singapur)

Der größte Staatsfonds Singapurs wurde bereits im Jahre 1981 gegründet. Zuletzt wachte er über eine Anlagevermögen von 344 Milliarden Dollar. Die Summe teilt sich auf gleich drei einzelne Fonds, die alle von der Mutter verwaltet werden. International deutlich bekannter ist indes der Singapurer Staatsfonds Temasek. Der landet mit einem Volumen von "nur" 193,6 Milliarden Dollar lediglich auf Rang 11 der weltweit größten seiner Art.

Qatar Investment Authority

Das kleine Emirat Qatar am persischen Golf erfreut sich großer Öl- und Gasressourcen. Um den Gewinn daraus möglichst langfristig anzulegen, wurde 2005 die Qatar Investment Authority gegründet. Sie wacht über 256 Milliarden Dollar. Die für Deutsche wohl bekannteste Beteiligung besitzt die Investmentgesellschaft an Volkswagen: Insgesamt 17 Prozent hält der Staatsfonds über die Qatar Holding LLC am Wolfsburger Konzern.

National Social Security Fund (China)

Die Top Ten der größten Staatsfonds der Welt rundet ein chinesischer Fonds ab. Der National Social Security Fund wurde 2000 gegründet, um die Anlagen der sozialen Leistungen zu verwalten. Sein Volumen beträgt 236 Milliarden Dollar. Damit stammen von den zehn größten Staatsfonds der Welt gleich vier aus dem Reich der Mitte - das Hong Kong Monetary Authority Investment Portfolio inbegriffen.

KONTEXT

Anleiheplatzierung Saudi-Arabiens

Volumen

17,5 Milliarden Dollar hat Saudi-Arabien über eine Anleihe mit verschiedenen Laufzeiten aufgenommen. Mehr platzierte noch nie ein Schwellenland.

Nachfrage

Laut Bankern gaben Investoren Kaufaufträge in Höhe von 67 Milliarden Dollar ab.

Konditionen

Platziert wurden die Papiere mit Renditen von rund 2,6 Prozent für die fünfjährige, knapp 3,5 Prozent für die zehn-, und 4,7 Prozent für die 30-jährige Laufzeit.