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Erst die Kurzarbeit, dann der Rauswurf? – Die große Jobangst

Viele Deutsche fürchten wegen der Corona-Pandemie um ihren Job. Reichen Kredite und andere Hilfsgelder aus, um Firmen und Arbeitsplätze zu retten?

Gastronomen weisen in Berlin auf die schwierige Lage ihrer Branche hin. Foto: dpa
Gastronomen weisen in Berlin auf die schwierige Lage ihrer Branche hin. Foto: dpa
  • Wegen der Corona-Pandemie droht Deutschland ein historischer Wirtschaftsabschwung. Je länger die Einschränkungen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens dauern, desto mehr wächst die Angst vor dem Jobverlust.

  • Wie steht es wirklich um den deutschen Arbeitsmarkt? Eine Analyse zeigt, wie sehr die deutsche Wirtschaft von der Krise getroffen ist – und in welchen Branchen Arbeitsplätze besonders gefährdet sind.

  • DGB-Chef Reiner Hoffmann spricht im Interview mit dem Handelsblatt über steigende Arbeitslosenzahlen, die Schwächen des Sozialstaats und Helikoptergeld.

  • „Ich spüre, wie es unter meinen Füßen brodelt“, sagt Kardinal Reinhard Marx im Interview mit dem Handelsblatt. Der Münchner Erzbischof sorgt sich um den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Diskussionen über ein Hochfahren der Wirtschaft hält er für zwingend notwendig.

Das Trennungsgespräch soll maximal eine halbe Stunde dauern. Kein Small Talk, keine Plattitüden, so wird es den Managern von Daimler geraten. Mithilfe „unmissverständlicher Worte“ sollen sie schnell zur Sache kommen: „Kurz, präzise, klar, sachlich, definitiv“, heißt es in einer 38-seitigen, internen Präsentation des Autokonzerns.

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Fehlen der Führungskraft die Worte zum Rauswurf, kein Problem. In der Vorlage sind ganze Sätze vorformuliert. Auch klassische Einwände von Beschäftigten sind in einem vierseitigen „Argumentationsleitfaden“ aufgelistet, die für die Manager in Onlineseminaren durchgespielt und vertieft werden: „Jetzt soll ich ausbaden, was das Management verbockt hat?“ Oder: „Bist du verrückt? Gerade jetzt? In dieser unsicheren Zeit!“

Bei solchen Gegenargumenten sollen die Führungskräfte deutlicher werden. Durch die Verlagerung von Aufgaben könne es sein, „dass sich für dich alles verändert“, lautet die vorgefertigte Botschaft: „Dann musst du in Zukunft sehen, wie du mit dieser Unsicherheit im beruflichen Umfeld umgehen kannst.“

Bis zu 15.000 der weltweit 300.000 Mitarbeiter von Daimler sollen gehen. Die Personalkosten müssen runter, betont Daimler-Chef Ola Källenius intern, der bereits vor der Krise ersonnene Sparplan „Move“ soll rigoros durchgezogen werden.

Eigentlich sollten den Mitarbeitern schon im April die Angebote zu Abfindung, Frührente oder Altersteilzeit unterbreitet werden. Aber wegen der Coronakrise soll das Programm erst im Juni breitflächig starten. Daimler-Chef Källenius und Arbeitsdirektor Wilfried Porth fordern ihre Manager auf, beim Personalabbau „konsequent zu handeln“, auch wenn Hunderte Führungskräfte selbst von den Maßnahmen betroffen sein werden.

Gespräche wie bei Daimler wird es in naher Zukunft wahrscheinlich viele geben. Bei dem Autobauer war die Kostenreduktion schon länger in der Planung, andere Firmen nehmen ihre Personalabbauprogramme erst jetzt auf, berichtet Sophia von Rundstedt, geschäftsführende Gesellschafterin der gleichnamigen Outplacement-Beratung.

Zum einem als Schutz gegen die Krise, „zum anderen, weil Firmen die Chance sehen, das Personal abzubauen, das sie sowieso schon längst gern reduziert hätten“. Für von Rundstedt ist klar: „Es rollt eine Entlassungswelle auf uns zu.“

Dass die Lage am Arbeitsmarkt dramatisch werden könnte, zeigt auch eine Umfrage der Beratungsgesellschaft PwC, die dem Handelsblatt exklusiv vorliegt. Mehr als die Hälfte der Finanzvorstände fast aller deutschen börsennotierten Gesellschaften gehen davon aus, dass der Nachfrageeinbruch negative Auswirkungen auf die Zahl der Beschäftigten haben wird.

34 Prozent der CFOs bereiten einen Stellenabbau vor. „Wir sehen jetzt schon eine nochmals erhöhte Nachfrage nach Restrukturierern und Sanierern“, berichtet Ralf Landmann, Deutschlandchef der Personalberatung Spencer Stuart.

Die Corona-Pandemie ist nicht nur ein Stresstest für die Weltwirtschaft, sondern auch für die Arbeitsmärkte. Weltweit könnten laut der Internationalen Arbeitsorganisation in diesem Jahr 305 Millionen Menschen arbeitslos werden. Auch in Deutschland werde zum ersten Mal seit vielen Jahren die Arbeitslosigkeit wieder steigen, räumte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier am Mittwoch bei der Vorstellung der neuen Konjunkturprognose der Bundesregierung ein.

„Der Rückgang ist sehr schmerzhaft“, sagte Altmaier, auch wenn er gegenüber anderen Ländern verhältnismäßig gering ausfalle. So werde die Erwerbstätigkeit im laufenden Jahr um 370.000 Personen zurückgehen. Die Arbeitslosigkeit steigt von 2,27 Millionen auf 2,62 Millionen. Nach aktuellen Schätzungen der Regierung könnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 6,3 Prozent schrumpfen.

Dass die Zahl der Arbeitslosen nicht noch viel höher springt, ist vor allem der deutschen Arbeitsmarktpolitik zu verdanken. Weit mehr als 700.000 Firmen beantragten bis vor wenigen Tagen Kurzarbeit bei der Bundesagentur für Arbeit, fast jede dritte Firma in Deutschland. Im Februar lag die Zahl der Kurzarbeitsanzeigen noch bei 1900. „Im Moment verhindert die Kurzarbeit, dass die Arbeitslosigkeit durch die Decke schießt“, sagt Reiner Hoffmann, Chef des Deutschen Gewerkschaftsbunds.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr kündigte an, 10.000 Mitarbeiter entlassen zu wollen. Airbus-Chef Guillaume Faury schrieb in einem Brief an seine Mitarbeiter, man „blute Geld“. Das Überleben des Flugzeugherstellers sei in Gefahr, man müsse sich „weitreichendere Maßnahmen“ überlegen, als wie bislang geplant 3000 Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken.

Wie schlimm die Lage ist, zeigt ein Schreiben mehrerer deutscher Wirtschaftsverbände an Kanzleramtschef Helge Braun. „Die Angst in den Unternehmen vor dem Untergang schlägt in tiefe Verzweiflung um“, heißt es darin.

Kein Wunder: In Deutschland breitet sich die Angst um den Arbeitsplatz aus. Laut der Boston Consulting Group fürchtet bereits ein Fünftel der Deutschen um den Arbeitsplatz, Tendenz steigend. „Die Jobangst wird große Teile der Bevölkerung erst noch erfassen“, sagt Stephan Grünewald, Psychologe und Chef des Marktforschungsinstituts Rheingold. „Derzeit vertrauen viele Menschen noch auf den finanzstarken Vater Staat.“

Arbeitslosigkeit ist Gift für Gesellschaft und Wirtschaft zugleich. Staatliche Stützungsmaßnahmen wie Arbeitslosengeld gleichen den Lohnausfall nicht aus. Das schwächt die Konsumnachfrage, der Abschwung wird verstärkt. Auch weitet sich die Schere zwischen Reich und Arm – mit politischen Konsequenzen wie dem Aufkommen von Populismus. Dazu kommt die psychologische Last der Arbeitslosen, sie fühlen sich stigmatisiert und weniger wert. „Ich spüre, wie es unter meinen Füßen brodelt“, sagt Kardinal Reinhard Marx.

Wie genau steht es um den deutschen Arbeitsmarkt? Wie effektiv sind arbeitsmarktpolitische Instrumente wie Kurzarbeit? Reichen Kredite und andere Hilfsgelder, um Firmen und Arbeitsplätze vor dem Untergang zu retten?

Eine verhinderte Katastrophe

Kevin Hassett ist eigentlich ein Optimist. Vor mehr als 20 Jahren schrieb der Ökonom das Buch „Dow 36.000“, das ihn berühmt machte – auch wenn viele Experten den Kopf schüttelten. Seine damalige These: Der US-Aktienindex Dow Jones würde sich in wenigen Jahren vervierfachen und 36.000 Punkte erreichen.

Nun, die Prognose traf bis heute nicht ein, was Donald Trump aber nicht hinderte, Hassett 2019 zu einem der einflussreichsten Wirtschaftsberater der US-Regierung zu machen.

Als Hassett vor wenigen Tagen vor das Weiße Haus trat, war seine Botschaft an die Journalisten alles andere als zuversichtlich. Amerika würde aufgrund von Corona vor einem „Schock historischen Ausmaßes“ stehen.

Derzeit melden sich dort alle zehn Tage so viele Amerikaner arbeitslos, wie Arbeitsplätze in der gesamten Großen Depression in den 1930er-Jahren verloren gingen – 8,7 Millionen. Die Arbeitslosenrate könnte laut Hassett in diesem Jahr auf mindestens 16 Prozent steigen. „Die nächsten Monate werden schrecklich.“

Coronavirus SARS-CoV-2: Die aktuellen Informationen im Liveblog

Lars-Hendrik Röller, Leiter der Wirtschafts- und Finanzabteilung im Bundeskanzleramt, muss solche Schreckensnachrichten bisher nicht verkünden. Auf seinem Schreibtisch liegen vergleichsweise gute Zahlen: Nach vorläufiger Schätzung der Bundesagentur für Arbeit und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gibt es 2020 in der Spitze insgesamt drei Millionen Arbeitslose, zum Jahresende werden es mehr als 2,6 Millionen sein.

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Die Zeiten, in denen die Bundesregierung im Monatsrhythmus sinkende Arbeitslosenzahlen vermelden konnte, sind schlagartig vorbei. Mit 5,8 Prozent wird die Arbeitslosenrate in Deutschland in diesem Jahr zwar ungefähr so hoch sein wie zuletzt vor zwei Jahren, aber nur knapp ein Drittel der US-Quote betragen.

Nach einer Umfrage des Ifo-Instituts will fast jedes fünfte Unternehmen Stellen abbauen. Das Ifo-Beschäftigungsbarometer, das auf den Personalplänen von rund 9000 Unternehmen fußt, ist im April auf einen historischen Tiefstand gefallen.

Eine Analyse der betroffenen Unternehmen zeigt, wie heftig die deutsche Wirtschaft von der Coronakrise getroffen ist – und in welchen Branchen Arbeitsplatzabbau am wahrscheinlichsten ist.

Wo Entlassungen drohen

Die Pandemie ist in ihren wirtschaftlichen Auswirkungen am ehesten mit den Terroranschlägen 2001 zu vergleichen. Die Folgen treffen nicht wie in der Finanzkrise einzelne Branchen und Unternehmen, sondern die gesamte Wirtschaft.

Auch der Kampf gegen das Coronavirus „hat alle Wirtschaftsbereiche erreicht“, sagt Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen beim IAB.

Eine Umfrage des Ifo-Instituts zeigt, wie breitflächig Corona die Wirtschaft beeinträchtigt. 96 Prozent aller Reiseunternehmen berichten, negativ betroffen zu sein, beim Gastgewerbe sind es 80 Prozent, bei der Herstellung elektrischer Ausrüstungen mehr als 73 Prozent, bei Finanz- und Versicherungsdienstleistungen gut 68 Prozent. Selbst öffentliche Dienstleister sind zu 51 Prozent negativ betroffen, der Maschinenbau mit 64 Prozent.

Entsprechend bedroht sind in den Branchen die Arbeitsplätze. Für IAB-Experte Weber stehen vor allem Gastgewerbe, Messen, Kultur- und Unterhaltungseinrichtungen sowie der Verkehrssektor und Tourismus ganz oben auf der Gefahrenliste. In der Industrie hingegen werde laut Weber die Krise auf dem Arbeitsmarkt weniger stark ausfallen, dafür aber länger anhalten.

Eine Umfrage des Ifo-Instituts zeigt, wie breitflächig Corona die Wirtschaft beeinträchtigt. 96 Prozent aller Reiseunternehmen berichten, negativ betroffen zu sein, beim Gastgewerbe sind es 80 Prozent (Bild: Getty).
Eine Umfrage des Ifo-Instituts zeigt, wie breitflächig Corona die Wirtschaft beeinträchtigt. 96 Prozent aller Reiseunternehmen berichten, negativ betroffen zu sein, beim Gastgewerbe sind es 80 Prozent (Bild: Getty)

Das zeigt die Erfahrung: Selbst 2010, ein Jahr nach der Finanzkrise, sei noch ein Drittel des Kurzarbeitsniveaus von 2009 verblieben, obwohl die Wirtschaft schon wieder durchstartete. Das liegt an der globalen Ausrichtung der Branche, die Welt erholt sich in unterschiedlicher Geschwindigkeit.

Derzeit ist der wichtige Wirtschaftspartner China am weitesten auf dem Weg zurück zur Normalität. Aber die USA sind in Sachen Außenhandel bedeutsamer für deutsche Unternehmen – und das Land schlägt sich bislang nicht sonderlich gut in der Coronakrise.

Die erste Welle der Entlassungen trifft Leiharbeiter: In der Metall- und Elektroindustrie hätten fast 38 Prozent der Betriebe Zeitarbeiter abgemeldet, berichtete IG-Metall-Chef Jörg Hofmann jüngst unter Berufung auf eine Umfrage seiner Gewerkschaft unter rund 5000 Unternehmen. Auch würden Werkverträge gekündigt und befristete Ver‧träge nicht verlängert, erklärte Hofmann. In der Gesamtwirtschaft haben rund 2,7 Millionen Arbeitnehmer ab 25 Jahren nur einen befristeten Vertrag. Sie müssen besonders um ihren Job fürchten.

Gefährdet sind in der Coronakrise auch die rund 6,7 Millionen Minijobber im gewerblichen Bereich. Weil sie nicht in der Arbeitslosenversicherung versichert sind, haben sie auch keinen Anspruch auf Kurzarbeiter- oder Arbeitslosengeld. Das IAB rechnet damit, dass kurzfristig Hunderttausende Minijobs verschwinden.

Wer einmal gefeuert ist, findet in Deutschland weniger leicht zurück in den Arbeitsmarkt. In Phasen des Abschwungs steigt die Arbeitslosigkeit konjunkturell an, sinkt im Aufschwung aber nicht auf das vorherige Maß ab, da sich monatlich etwa zehn Prozent strukturell verfestigen, wie Studien zeigen. So sind durch die Krisen in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts vor allem Helferjobs verschwunden, die einst die größte Gruppe der Arbeitsplätze ausmachten.

Eine solche Verfestigung könnte sich nun wiederholen – nur diesmal für Facharbeiter mit solider Ausbildung aus der Mitte der Gesellschaft, fürchtet IAB-Experte Weber. „Die vor der Krise begonnenen Digitalisierungstendenzen werden sich auch nach dem Ende der Pandemie fortsetzen. Im Zuge dieser Transformation werden verloren gegangene Jobs nach der Krise nicht in derselben Form wieder entstehen.“

Wie teuer wird die Krise?

Bisher gelingt es Deutschland, den Arbeitsmarkt mit einem besonderen Instrument zu schützen: dem Kurzarbeitergeld. Das wurde einst eingeführt, um saisonale Arbeit wie auf dem Bau zu stützen. Heute können die Hilfe fast alle Branchen in Anspruch nehmen. Staat, Unternehmen und Arbeitnehmer teilen sich die finanzielle Last, einen Arbeitsplatz durch die Krise zu bringen.

Der Vorteil für den Staat: Der Arbeitsmarkt bricht nicht im selben Maß ein wie die Konjunktur. Es müssen keine Unterstützungszahlungen wie Arbeitslosengeld ausgegeben werden, zugleich schwinden die Steuereinnahmen weniger als bei Massenarbeitslosigkeit.

Das Kurzarbeitergeld wirkt als Stabilisator in der Krise, volkswirtschaftlich und psychologisch. Die Menschen verlieren weniger die Zuversicht, konsumieren mehr und kehren schneller zur Normalität zurück, wenn die Rezession sich ihrem Ende nähert.

Der Vorteil für die Unternehmen: Es geht kein Humankapital verloren, der Geschäftsbetrieb kann nach dem Abschwung schneller aufgenommen und hochgefahren werden. Ökonomen bezeichnen das als „Arbeitskräftehorten“ der Firmen, das Aufbewahren von Talent und Erfahrung, unabdingbare Voraussetzung für einen Erfolg am Markt.

Und so beobachtet auch Personalberater Landmann: „Ein Stellenabbau ist für viele Unternehmer auch dieses Mal wieder nur die allerletzte Möglichkeit – sie haben schließlich aus vorherigen Krisen gelernt. Wer sich im Abschwung von seinen Leuten vorschnell trennt, hat im Aufschwung auch keine mehr.“

Laut der Investmentbank Goldman Sachs könnte die Coronakrise die Weltwirtschaft im schlimmsten Fall viermal so hart treffen wie die Finanzkrise vor elf Jahren. Alles hängt davon ab, wie rasch der Shutdown wieder aufgehoben wird, wie sehr sich wieder Normalität einstellt. „Es geht jetzt darum, unsere Wirtschaft zu stützen und einen Schutzschirm für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aufzuspannen“, sagte Kanzlerin Angela Merkel vor gut einer Woche in ihrer Regierungserklärung vor dem Bundestag.

Einige Maßnahmen sind seit Mitte März auf den Weg gebracht worden. Die Regierungsfraktionen senkten zuerst die Hürden für den Zugang zum Kurzarbeitergeld, verlängerten dann für Firmen, die schon länger in Kurzarbeit sind, die Bezugsdauer. Jetzt wollen sie noch das Kurzarbeitergeld gestaffelt von 60 auf bis zu 80 Prozent aufstocken.

Kurzarbeiter, die mit dem Geld nicht auskommen, oder Selbstständige, die keine Aufträge mehr haben, können befristet Hartz IV beantragen, ohne dafür ihr Vermögen offenlegen oder ihre Wohnung aufgeben zu müssen. Und weil in der Coronakrise so gut wie keine Aussicht auf einen neuen Job besteht, können Arbeitslose, die zwischen Mai und Dezember in Hartz IV zu rutschen drohen, drei Monate länger Arbeitslosengeld beziehen.

Nach Einschätzung von Arbeitsmarktexperten ist eine Rücklage von ungefähr 0,65 Prozent der Wirtschaftsleistung, also 22,4 Milliarden Euro, nötig, um einen mit der Finanzkrise vergleichbaren Schock auf dem Arbeitsmarkt abfedern zu können. Damals gelang das, die Arbeitslosenzahl stieg 2009 nur um rund 156 000 Personen und ist danach fast kontinuierlich gesunken.

Der Preis: Die Bundesagentur für Arbeit ging 2008 mit einer Rücklage von knapp 17 Milliarden Euro in die Finanzkrise. Bis 2010 war die aufgezehrt, der Bund musste fünf Milliarden Euro zuschießen, um den Haushalt der Behörde auszugleichen.

Wie teuer wird die heutige Krise? Nach einer Faustregel kosten 100.000 Kurzarbeiter monatlich im Schnitt 79 Millionen Euro. Dabei ist ein Kurzarbeitergeld in Höhe von 60 Prozent des Nettoeinkommens zugrunde gelegt. Bei Beschäftigten mit Kindern sind es 67 Prozent. Nach dieser Rechnung würden bei vier Millionen Kurzarbeitern schon 3,2 Milliarden Euro pro Monat fällig.

Die Bundesagentur für Arbeit verfügte Ende vergangenen Jahres über eine Rücklage von knapp 26 Milliarden Euro. Das Geld wird kaum ausreichen. Die Agentur geht in aktualisierten Finanzszenarien für den Verwaltungsrat der Behörde davon aus, dass bei 2,6 Millionen Kurzarbeitern im Durchschnitt und bis zu acht Millionen in der Spitze dieses Jahr ein Bundesdarlehen von 5,3 Milliarden Euro erforderlich würde. Auch 2021 wäre die BA noch auf Bundeshilfe in Höhe von 10,3 Milliarden Euro angewiesen.

Viel Geld, aber es ist gut angelegt, wie ein Blick in die Geschichte zeigt.

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Historische Dimensionen

Im Oktober 1929 fällt die Börse in den USA in sich zusammen. Die Baisse sendet Schockwellen in die bis dahin florierende Wirtschaft der Weimarer Republik. Es beginnt eine Weltwirtschaftskrise, die an Schrecken kaum zu überbieten ist. Die Industrieproduktion bricht ein, Betriebe melden reihenweise Konkurs an, die Realeinkommen sinken um 30 Prozent.

Kinos, Sportstätten und Lokale sind menschenleer, Existenzangst und Verzweiflung bestimmen das Leben. Die Zahl der Arbeitslosen schnellt von 1,3 Millionen im Jahr 1929 auf gut sechs Millionen Anfang 1933 hoch, die Arbeitslosenquote kratzt in der Spitze an der 30-Prozent-Marke. Die Krise trägt mit zum Aufstieg Adolf Hitlers bei, der Deutschland und die Welt in die Katastrophe führt.

In der Nachkriegszeit prägt das „Wirtschaftswunder“ das Land, sorgt für einen Boom am Arbeitsmarkt. In den 1960er-Jahren ist Arbeitslosigkeit ein Fremdwort, von 1960 bis 1973 steigt die Quote nie über 2,1 Prozent. Auf die erste Rezession 1967 reagiert die damalige sozialliberale Koalition mit dem Stabilitätsgesetz, das das „magische Viereck“ aus Vollbeschäftigung, Preisstabilität, außenwirtschaftlichem Gleichgewicht und stetigem Wirtschaftswachstum als Ziel ausgibt.

„Mir scheint“, sagte der damalige Wirtschafts- und Finanzminister Helmut Schmidt (SPD), „dass das deutsche Volk – zugespitzt – fünf Prozent Preisanstieg eher vertragen kann als fünf Prozent Arbeitslosigkeit.“

Deutschland überwindet die Schwächephase, nur um wenige Jahre später in die erste Ölkrise zu schlittern. Die steigenden Energiekosten belasten 1973 die ohnehin schwächelnde Volkswirtschaft und bescheren den Deutschen autofreie Sonntage und eine steigende Arbeitslosenzahl.

Sie vervierfacht sich innerhalb von zwei Jahren, 1975 ist wieder die Millionengrenze überschritten, dazu kommen fast eine Million Kurzarbeiter. 1982 ist die Zahl der Arbeitslosen in Westdeutschland schon auf 1,8 Millionen gestiegen.

Es schlägt die Stunde von Helmut Kohl. Mit seiner Ansage, „die Arbeitslosigkeit um die Hälfte“ zu reduzieren, gelingt ihm der Einzug ins Kanzleramt. Sein Versprechen löst er nie ein, die Arbeitslosigkeit stieg bis Mitte der Achtzigerjahre auf gut 2,3 Millionen weiter an. Erst im Jahr der Wiedervereinigung ist sie in der Bundesrepublik wieder ungefähr auf das Niveau des Jahres 1982 gefallen, die Quote lag damals bei gut sieben Prozent.

Das Ende des geteilten Deutschlands wirkt zwar wie eine Art Konjunkturprogramm im Westen. Doch der Zusammenbruch der DDR-Industrie lässt die Arbeitslosenquote in den neuen Ländern innerhalb von zehn Jahren auf 18,7 Prozent steigen. Die Regierung Kohl versuchte, mit Kurzarbeit, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Frühverrentung gegenzusteuern. Doch gegen die Arbeitslosigkeit schien kein Kraut gewachsen zu sein.

Als Helmut Kohl von Gerhard Schröder 1998 aus dem Amt geworfen wird, gibt es 4,3 Millionen Arbeitslose. Anders als Kohl stellt sich der neue Kanzler Schröder dem Problem. „Der Umbau des Sozialstaats und seine Erneuerung sind unabweisbar geworden“, sagt der SPD-Mann, als er 2003 in einer Regierungserklärung seine Agenda 2010 vorstellt. Die Arbeitsmarktreformen wirken, aber für Schröder nicht schnell genug.

Mit knapp 5,3 Millionen Arbeitslosen und einer Arbeitslosenquote von fast 13 Prozent erreicht die Krise im Frühjahr 2005 ihren bisherigen Höchststand in Deutschland. Die Gunst der Stunde nutzt die ehemalige Umweltministerin Angela Merkel, setzt sich mit knapper Mehrheit 2005 gegen Schröder durch und wird erste Kanzlerin Deutschlands. Sie erntet die Früchte, die Schröder aussäte.

Die Reformen sowie eine konjunkturelle Erholung tragen dazu bei, die Zahl der Arbeitslosen bis 2008 auf knapp 3,3 Millionen zu senken. Die Finanzkrise war dann nochmals eine Zäsur, änderte aber nicht den langfristig positiven Trend – bis 2020.

Wäre Angela Merkel nicht für eine vierte Amtszeit angetreten, hätte sie als Kanzlerin des deutschen Jobwunders in die Geschichte eingehen können. Jetzt muss sie zusehen, wie die Corona-Pandemie zumindest Teile des arbeitsmarktpolitischen Erfolgs zunichtezumachen droht.

Politische Implikationen

Seit Corona häufen sich bei Christian Graz die Anrufe. Seine Kollegen aus der Max-Grundig-Klinik schicken dem Chefarzt der psychosomatischen Abteilung immer häufiger ihre Patienten. Denn die Manager und Unternehmer, auf deren medizinische Check-ups die Klinik im Schwarzwald spezialisiert ist, klagen über Herzrhythmusstörungen – obwohl organisch bei ihnen alles bestens ist.

Und so sind sie Fälle für Spezialist Graz. Der Mediziner weiß: „Wer um seinen Job oder seine wirtschaftliche Existenz fürchtet, ist gestresst. Und Stress ist Nährboden für psychosomatische Erkrankungen.“

Typische andere Symptome sind Kopf- und Rückenschmerzen, gepaart mit Schlaflosigkeit. Nachts noch drehen sich die Gedanken um die Sorgen oder plagen Albträume. Tagsüber fühlt man sich erschöpft, unkonzentriert, antriebslos, reizbar. Graz: „Der zunehmende Tunnelblick führt schließlich dazu, dass man sich, andere und die Zukunft nur noch als schlecht wahrnimmt“. Alarmstufe Rot.

Hauptauslöser all dieser Symptome sind Furcht und das Gefühl des Kontrollverlusts. „Arbeitsplatzunsicherheit kann belastender sein als die Arbeitslosigkeit selbst“, warnt Hannes Zacher, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Uni Leipzig.

Je länger die Einschränkungen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens dauern, desto größer wird die Angst vor dem Jobverlust. Sie steht hinter jeder spröden Statistik, bewegt die Menschen und beeinflusst ihr Konsumverhalten, die Befolgung von Gesundheitsauflagen – und das Wahlverhalten.

„Ich würde die Prognose wagen, dass die Arbeitsmarktlage auch bei der kommenden Bundestagswahl Thema Nummer eins sein wird“, sagt der Kasseler Politikwissenschaftler Wolfgang Schroeder.

Das weiß man in Berlin. Fast täglich positionieren sich Politiker mit Vorschlägen zur Krisenbekämpfung für die Wahl 2021. Beispielsweise drängt Armin Laschet, der sich um das Amt als CDU-Chef bemüht, im Vergleich zu anderen Bewerbern stärker auf eine Öffnung der Gesellschaft: „Deshalb wird es in der nächsten Zeit nicht nur darum gehen, das Virus zu bekämpfen, sondern auch darum, den hart erarbeiteten Wohlstand der Menschen und die Arbeitsplätze zu erhalten“, sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident am vergangenen Montag anlässlich eines Treffens mit führenden DGB-Gewerkschaftlern in Berlin.

Laschet hat allen Grund zur Sorge. Nordrhein-Westfalen ist ein starker Wirtschaftsstandort, in dem Bundesland sitzen neun der 30 Dax-Konzerne. Aber der Ministerpräsident will nicht nur seine Klientel bedienen. Er weiß auch: Wenn die Konjunktur nicht rasch anzieht und die Arbeitslosenzahl länger über der Drei-Millionen-Marke liegt, sinken die Chancen der CDU bei der nächsten Bundestagswahl. „Dann könnten wir einen klassischen Lagerwahlkampf zwischen Schwarz-Gelb auf der einen und Rot-Rot-Grün auf der anderen Seite erleben“, sagt Politikwissenschaftler Schröder.

Der große Geldsegen vom Staat nimmt bislang SPD, Grünen und der Linken den Wind aus den Segeln. Sie haben sich in der Vergangenheit mit mehr oder weniger weitreichenden Vorschlägen zur Reform des Sozialstaats positioniert, etwa mit einer Grundsicherung ohne Sanktionen oder einer Verlängerung der Bezugsdauer des Arbeitslosengelds. Auch die AfD hat zuletzt versucht, sich als Sozialstaatspartei zu positionieren und beispielsweise für eine Aufstockung des Kurzarbeitergelds geworben.

Die SPD steht besonders schlecht da. Die Partei profitiert bisher in den Umfragen kaum von der Rettungspolitik, obwohl sie mit Hubertus Heil und Olaf Scholz den Arbeits- und den Finanzminister stellt.

Der eine schnürt Rettungspakete für Beschäftigte, der andere stellt das Geld bereit. Doch bei den Kompetenzwerten in den Bereichen Arbeit und Wirtschaft schnitten die Sozialdemokraten im Urteil der Bürger weiter schlecht ab, ganz im Gegensatz zur CDU, sagt Politikexperte Schröder.

Wer am Ende politisches Kapital aus der Krise schlagen kann, hängt entscheidend davon ab, wie tief diese ausfällt und wie lange sie andauert. Ein Ende der Pandemie ist bislang nicht abzusehen, Impfstoffe oder Medikamente sind nicht mehr als ein Hoffnungswert und stehen frühestens 2021 zur Verfügung.

Das spiegelt sich in einer aktuellen Umfrage von Meinungsforscher Civey wider. Dort erwarten 46,5 Prozent aller Entscheider und Selbstständigen in Deutschland, dass sich die negativen Effekte auf die Wirtschaft länger als ein Jahr auswirken.

Abwarten tun die Unternehmen aber nicht. Sie packen Projekte an, nutzen die Stunde, um in Zeiten von Kostendruck und Notstand aufgeschobene Veränderungen umzusetzen.

Der große Beschleuniger Corona

Gisbert Rühl hat mit seinen 61 Jahren einiges in seiner Karriere erlebt, doch die Coronakrise ist selbst für einen wie ihn eine Herausforderung. Er führt seit 2009 den im MDax notierten Stahlhändler Klöckner aus Duisburg.

Seit Mitte März arbeitet Rühl im Homeoffice in Essen. Er ist permanent im Einsatz, kommuniziert auf allen Kanälen, Audio, Video, ist mal sachlich, mal emotional, aber immer optimistisch. „Krisen werden traditionell schwärzer gesehen, als sie am Ende sind.“

Rühl sieht Corona als Katalysator, als Chance. „Die Digitalisierung hat durch diese Krise noch einmal einen gewaltigen Schub bekommen. Bei Klöckner ist der Absatz in den vergangenen vier Wochen insgesamt zwar um 30 Prozent zurückgegangen, doch strukturell hat sich etwas Entscheidendes verschoben: Der Umsatzanteil über digitale Kanäle ist in den vergangenen Wochen um zehn Prozent gestiegen. Insgesamt machen wir jetzt 35 Prozent unseres Umsatzes online.“

Die digitale Transformation, die er bereits vor fünf Jahren angestoßen habe, beschleunige sich gerade immens. Das sei sehr wichtig und zukunftsweisend für das Traditionsunternehmen aus Duisburg.

Und deshalb will sich Rühl auch in puncto Entlassungen treu bleiben. „Es wird keine krisenbedingten Entlassungen geben. Es werden aber – und das ist für unsere Mitarbeiter nicht neu – durch die Transformation Arbeitsplätze wegfallen, und das beschleunigt sich jetzt früher als gedacht.

Digitale Prozesse, Roboter und Künstliche Intelligenz werden in naher Zukunft manuelle Tätigkeiten nicht nur unterstützen, sondern komplett ersetzen. Um diesen Wandel erfolgreich zu gestalten, fordern und fördern wir seit Jahren die Fortbildung unserer Mitarbeiter in unserer eigenen Digital Academy.“

Wer sich nicht weiterbildet, wer weniger qualifiziert ist – der hat schlechte Karten in der Krise. Die weltweite wirtschaftliche Verflechtung, die Digitalisierung, die alternde Gesellschaft und gesellschaftliche Megatrends wie Gesundheit, Gleichstellung und Ethik erzeugen einen Veränderungsdruck. Die Automatisierung und Digitalisierung von Produktion, Vertrieb und Geschäftsprozessen schreiten voran.

Bereits lange vorhergesagte Trends in einzelnen Branchen wie Elektromobilität in der Autoindustrie werden vorangetrieben. „Die großen Restrukturierungs- und Transformationsprozesse, die nun wegen des akuten Corona-Managements geruht haben, nehmen gerade wieder Fahrt auf – und viele sogar mit erhöhter Geschwindigkeit“, sagt Outplacement-Chefin von Rundstedt.

Corona ist der große Beschleuniger der digitalen Transformation, auch auf dem Arbeitsmarkt. Christian Rampelt erlebt das jeden Tag. Bei ihm laufen mehr Anfragen als vor der Krise ein. Der Düsseldorfer hat mit Dfind einen KI-getriebenen Headhunter aufgebaut, spezialisiert auf die Suche nach digitalem Fachpersonal.

Ob bei Energiekonzernen, Automobilzulieferern oder Triebwerksherstellern: „Die Unternehmen suchen Spezialisten, die ihnen bei digitalen Change-Prozessen helfen.“ Gemeint sind damit Digitalchefs, IT-Leiter oder Cloud-Strategen. Aber auch Projektleiter und Personalprofis, die digitale Erfahrung mitbringen, und Fachleute, die mit Daten umgehen können. „Viele Unternehmen, mit denen wir sprechen, stehen vor großen Restrukturierungsprogrammen und merken, dass sie eine bessere Datenbasis brauchen.“

Für Rampelts Geschäft ist die Krise gleich in mehrfacher Hinsicht keine schlechte Sache. „Viele Fach- und Führungskräfte, die bislang nicht ansprechbar waren, fragen sich nun, ob sie noch im richtigen Unternehmen sind und ob ihre Firma überhaupt eine Chance hat im bevorstehenden Wandel.“

Seine These: Ohnehin digitale, zukunftsfähige Unternehmen werden in der Krise stärker. Auch weil viele von ihnen jetzt antizyklisch weiter in Personal investieren.

Für Arbeitnehmer heißt das: Vom Facharbeiter über Lehrer bis zum Arzt werden IT-Kenntnisse unabdingbar. „Berufsbilder verändern sich, die Menschen müssen fortgebildet werden“, fordert Arbeitsökonomin Nicola Düll.

Kompetenz- und Wissenslücken zu schließen, dazu könnte gerade die Kurzarbeit eine Chance bieten. „Soweit es digital möglich ist, würde ich jedem raten, sich weiterzubilden.“

Die Arbeitsforschung zeigt auch, dass Menschen mit Flexibilität, Kreativität, analytischem Denken und Problemlösung und Soft Skills besonders gut durch Krisen kommen. Für Expertin Düll ist klar: „Diese Fähigkeiten helfen, um Krisen und Veränderungen, wie wir sie gerade erleben, neu zu gestalten.“

Manche Kostensenkungen sind bei Firmen unumgänglich. Aber jeder Finanzchef sollte vorher die denkwürdigen Worte von Ulrich Störk lesen. Der Deutschlandchef der Beratungsgesellschaft PwC sagt: „Ich appelliere an uns Unternehmenslenkerinnen und -lenker: Gerade jetzt ist das Management in der Pflicht, den Menschen in den Mittelpunkt des Handelns zu rücken.“

Wer „ohne real existenzielle Notlage“ die Belegschaft verkleinere, würde auf lange Sicht verlieren. Verzichte man auf Entlassungen, habe man ein „motiviertes und vollständiges Team, das in der schwierigen Zeit gemerkt hat, für ein Unternehmen zu arbeiten, das es ernst meint mit dem Wahrnehmen der gesellschaftlichen Verantwortung.“

Mitarbeit: Claudia Obmann, Bert Fröndhoff, Angelika Ivanov, Martin Greive, Franz Hubik, Florian Kolf, Michael Scheppe