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Nach der Einigung ist vor der Einigung: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Christoph Rauwald über den Etappenerfolg einer strauchelnden Regierung. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Showdown in dunkler Nacht

Ganze vier Wochen haben die Spitzen der Ampel-Koalition in Berlin gerungen, bis es in den frühen Morgenstunden endlich eine Einigung über den Bundeshaushalt 2024 gab. Wie diese genau aussieht, haben Bundeskanzler Scholz, Finanzminister Lindner und Wirtschaftsminister Habeck heute Mittag im Kanzleramt erläutert.

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Einer der wichtigsten Punkte dabei ist, dass die Regierung die Schuldenbremse nicht zum fünften Mal in Folge aussetzt. Dem “freundlichen Falken” Lindner ist es trotz aller Kritik augenscheinlich gelungen, dies zu verhindern. Unabhängig davon bleibt aber unerklärlich, warum die Regierung durch das Karlsruher Urteil vom 15. November so auf dem falschen Fuß erwischt wurde. Offensichtlich hat man es nicht für nötig gehalten, trotz der nicht nur von der Opposition geäußerten Kritik am exzessiven Gebrauch von Sondervermögen einen Plan B in der Schublade zu haben.

Die vierwöchige Hängepartie hat Deutschland politisch und wirtschaftlich geschadet, weil sie in einer schwierigen Situation Unsicherheit über den Kurs und die Amtsfähigkeit der Regierung geschürt hat. Deshalb ist der erzielte Kompromiss letztlich nicht mehr als Schadensbegrenzung. Die Umsetzung des Haushalts, die Freigabe vieler dringend benötigter Investitionen muss jetzt zügig erfolgen. Ob dies ohne weitere zeitraubende Auseinandersetzungen zwischen den Ampelparteien gelingt, werden die nächsten Wochen zeigen.

Ein Schlupfloch bei der Schuldenbremse hat sich die Ampel übrigens offen gelassen: Sollte sich die Lage in der Ukraine verschärfen, kann sie aufgehoben werden.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Boris Groendahl und Verena Sepp: Heißes Pflaster, klimahistorisch, unzulängliche Planwirtschaft, Biteuro? Eurokrypt? Kreuptro?, und Tesla liefert Update.

Heißes Pflaster

Gewerbeimmobilien sind für europäische Banken derzeit ein heikles Thema. Drei Viertel von ihnen planen, ihr Engagement zu verringern oder auf einem konstanten Niveau zu halten, wie eine Umfrage der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde ergab. Mehr als 60% rechnen mit einer Verschlechterung der Kreditqualität, da die Bewertungen zuletzt aufgrund der gestiegenen Zinsen und des Trends zu Homeoffice stark nachgegeben haben. Dazu passen Berechnungen des Maklers CBRE, der im Laufe der nächsten vier Jahre eine Finanzierungslücke von 176 Milliarden Euro ortet, weil Immobilienwerte geschrumpft sind und Kredite sowohl knapp als auch teurer geworden sind. Die Zurückhaltung der Banken und die Verkäufe verschuldeter Investoren könnten den Preisdruck auf die Immobilien dabei noch verschärfen, warnt die Eba, die auch Liquiditätsrisiken bei Immobilienfonds sieht. Die Banken sind mit 1,4 Billionen Euro bei Gewerbeimmobilien engagiert und generell gut besichert. Doch immerhin fast 160 Milliarden Euro haben eine Beleihungsquote von über 100% — heißt: Der ausstehende Betrag ist höher als der Wert der beliehenen Liegenschaft.

Klimahistorisch

Die Klimakonferenz COP28 in Dubai endete schließlich doch noch mit einem Abkommen, das die Welt erstmals zu einer Abkehr von allen fossilen Brennstoffen verpflichtet. Gipfelpräsident Sultan Al Jaber fand eine Formulierung, die sowohl dem Wunsch von USA und Europa entgegenkommt, die Notwendigkeit drastischer Einschränkung bei fossilen Brennstoffen zu betonen, als auch die erdölproduzierenden Länder wie Saudi-Arabien und den Gastgeber Vereinigte Arabische Emirate an Bord hält. Dass die Abkehr rasch aber auch in gerechter und geordneter Weise erfolgen soll, half die Skeptiker ebenso zu überzeugen wie die Formulierung, dass die Länder zu einer globalen Umstellung beitragen sollen — anstatt aufgefordert zu sein, diese Umstellung selbst vorzunehmen. Trotz dieser Einschränkungen ist es das erste Kommuniqué, das die Abkehr von Öl und Gas explizit erwähnt und verdient damit wohl den Titel historisch — in dem heißesten je gemessenen Jahr, das 2023 wohl werden wird.

Unzulängliche Planwirtschaft

Chinas jährliche Zentrale Wirtschaftskonferenz hat getagt und die Marschroute für das kommende Jahr vorgegeben. Die Priorisierung der Themenfelder war für Investoren eher enttäuschend, denn die Kommunistische Partei hat den Aufbau eines “modernen Industriesystems” zum Ziel Nr. 1 erklärt. Zurückgefallen im Vergleich zum Vorjahr ist Ziel Nr. 2, die Ankurbelung der Binnennachfrage. Die Formulierungen zum Wohnungsbau haben sich im Vergleich zu früheren Erklärungen kaum verändert. “Die Maßnahmen klingen eher traditionell und sind nicht sehr kreativ”, kommentierte Jacqueline Rong, China-Chefvolkswirtin bei BNP Paribas. Für eine bullische Marktreaktion hätte es Hinweise auf mehr Stimulus gebraucht. Ein Index in Hongkong notierter chinesischer Aktien verlor denn auch bis zu 1,6%. Eine Konjunkturflaute in China kann die exportorientierte deutsche Wirtschaft gar nicht gebrauchen. Sie wird nach Einschätzung des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft nicht nur in diesem, sondern auch im nächsten Jahr schrumpfen. “Das Rezessionsjahr 2024 reflektiert das schwache globale Umfeld, was wiederum den deutschen Außenhandel und damit die Investitionen in Deutschland belastet”, so Konjunktur-Chef Michael Grömling. Dazu käme die unsichere staatliche Haushaltslage.

Biteuro? Eurokrypt? Kreuptro?

Sogenannte Stablecoins sind ein wichtiger Schmierstoff für den Kryptomarkt, da sie Werterhaltung sichern und damit die Abwicklung von Transaktionen im Kryptobereich erleichtern. Sie sind meist an Nicht-Kryptowerte gekoppelt, typischerweise Währungen und ebenso typischerweise den Dollar. Der Plan des Deutsche-Bank-Fondsmanagers DWS, gemeinsam mit zwei anderen wichtigen Playern — dem Market Maker Flow Traders und dem Krypto-Fondsmanager Galaxy — eine Euro-Stablecoin auszugeben, stößt daher in eine Lücke. Eine weitere Lücke, die das Trio mit seinem Joint Venture namens AllUnity schließen möchte, könnte man vielleicht Seriositätslücke nennen. Das neue Unternehmen wird sich offiziell in Frankfurt ansiedeln und bei der Bafin eine Lizenz beantragen. Das ist erst seit diesem Jahr möglich, da erst jetzt die Verordnung der EU dazu — auch bekannt als Micar — in Kraft getreten ist. “Es fehlten die Anwendungsfälle und der rechtliche Rahmen”, sagt der designierte Chef des Joint Ventures, der frühere Börse-Manager Alexander Höptner. “Jetzt sind der regulatorische Rahmen und die Anwendungsfälle da.” Bitcoin stabilisiert sich unterdessen um die 41.000 Dollar nach einer Schwächephase in den letzten Tagen.

Tesla liefert Update

Tesla spielt wegen Problemen mit der Autopilot-Funktion eine neue Software auf seine vierrädrigen Computer, was im Jargon der Verkehrssicherheitsbehörden als “Rückruf” bezeichnet wird, auch wenn kein Fahrzeug auf den Hof eines Händlers zurückgerufen wird. Mehr als zwei Millionen Fahrzeuge sind betroffen. Ein Sprecher der US-Behörde NHTSA sagte, langjährige Untersuchungen hätten ergeben, dass Tesla die ständige Aufmerksamkeit der Fahrer bei der Nutzung von Fahrassistenzsystemen nicht ausreichend sicherstelle. Nach Hunderten von Unfällen, von denen einige tödlich endeten, gerät die Tesla-Technologie zunehmend in die Kritik. Unterdessen wachsen die Zweifel am Geschäft mit Elektroautos, die trotz staatlicher Subventionen deutlich teurer sind als Verbrennermodelle. Mercedes wurden bei Exane von Neutral auf Untergewichten herabgestuft. Die aktuelle E-Auto-Schwäche sei nur die Spitze des Eisbergs, heißt es. In Aussicht stehende Zinssenkungen könnten hingegen das zyklischere Massengeschäft beleben, so die Exane-Analysten, die Volkswagen auf Neutral von Underperform anhoben. Porsche wurden bei HSBC auf Kaufen erhöht. Die Bewertung des Unternehmens sei “attraktiv” die Sorgen um die Preisgestaltung — wen wundert’s — übertrieben.

Was sonst noch passiert ist:

  • Uhren-Deal

  • Die Schulden der Armen

  • Schock-Therapie in Argentinien

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