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Tesla schafft ersten Jahresgewinn – enttäuscht aber die Investoren

Der wertvollste Autokonzern will jedes Jahr 50 Prozent mehr Autos verkaufen und poliert seine Luxusmodelle auf. Doch die Aktie fällt nachbörslich um fünf Prozent.

„Das beste Auto in der Welt in jeder Preisklasse“, sagt Tesla-Chef Musk. Foto: dpa
„Das beste Auto in der Welt in jeder Preisklasse“, sagt Tesla-Chef Musk. Foto: dpa

So wertvoll, wie Tesla inzwischen ist, reicht schon eine schlechte Nachricht, um Milliarden zu vernichten: Nachdem der kalifornische Elektroautobauer seine Jahreszahlen nach US-Börsenschluss veröffentlichte, sank der Kurs nachbörslich um mehr als fünf Prozent – bei dem aktuellen Aktienkurs entspricht das rund 40 Milliarden Dollar.

Mit der Versiebenfachung seines Marktwerts im Jahr 2020 sind auch die Erwartungen an den nun wertvollsten Autobauer der Welt gestiegen: Eigentlich war es operativ ein sehr erfolgreiches Jahr für Tesla. Das Unternehmen von Elon Musk hat seine Sturm-und-Drang-Jahre hinter sich gelassen und ist zum starken Player in der neuen Ära der Elektromobilität herangewachsen.

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Der Umsatz aus dem Automobilgeschäft stieg im vergangenen Jahr um fast ein Drittel auf 27,2 Milliarden Dollar. Der Absatz kratzte trotz zeitweiliger Schließung des Hauptwerks im kalifornischen Fremont wegen der Pandemie an der Marke von 500.000 Autos.

Der Gewinn nach GAAP-Standard war mit 721 Millionen Dollar erstmals in der Geschichte des 2003 gegründeten Autobauers für ein gesamtes Jahr positiv. 2019 hatte Tesla noch einen Verlust von 862 Millionen Dollar geschrieben.

Dabei war Tesla allerdings immer noch vom Verkauf von Emissionszertifikaten abhängig, die der E-Autobauer anderen Autokonzernen in den USA und Europa verkaufen kann. Im Erfolgsjahr 2020 schöpfte Tesla mehr als 1,5 Milliarden Dollar aus dieser Einnahmequelle, fast eine Milliarde mehr als im Jahr davor.

Langfristig werde der Gewinn aus den Zertifikaten aber „kein materieller Teil unseres Geschäfts“ sein, sagte Tesla-Finanzchef Zachary Kirkhorn. Weil Analysten aber mit einem höheren Gewinn gerechnet hatten, sank der Kurs der Aktie. Hier finden Sie den aktuellen Kurs der Tesla-Aktie.

Eine Kasse mit 20 Milliarden Dollar

2021 wird für Tesla ein mindestens so entscheidendes Jahr wie 2020: Eine Wachstumsrate von 50 Prozent bei den ausgelieferten Autos will Tesla ab jetzt jedes Jahr erreichen, im laufenden sogar noch mehr.

Entweder erfüllt Musk die enormen Erwartungen, die Anleger in Projekte wie den Aufbau neuer Fabriken in Grünheide bei Berlin oder Austin gesteckt haben – dann werden die Diskussionen um regulatorische Kredite kleinlich wirken.

Oder Tesla übernimmt sich und wird von der wachsenden Elektro-Konkurrenz alter und neuer Autohersteller ausgebremst – dann hat Musk deutlich größere Probleme als die Frage, wo genau nun Teslas Gewinnschwelle liegt.

Musks Kasse für 2021 ist allerdings mit 19,4 Milliarden Dollar bestens gefüllt: Finanzchef Kirkhorn hat die Aktienrally zuletzt für eine Kapitalerhöhung von fünf Milliarden Dollar genutzt.

Die Kapazitäten für einen großen Produktions-Spurt schafft Tesla gerade: In die Gigafactory Berlin-Brandenburg würden bereits Anlagen transportiert, schreibt Tesla in seinem Update an Investoren. Sowohl dort als auch in dem neuen Werk in Austin im US-Bundesstaat Texas, das gerade gebaut wird, soll in diesem Jahr die Produktion beginnen.

Doch auch die Herausforderungen wachsen: In Europa sank Teslas Marktanteil am wachsenden E-Automarkt zuletzt und fiel hinter den des Volkswagen-Konzerns zurück. Überall tauchen neue Konkurrenten auf: Lucid Motors oder Rivian in den USA, Nio oder XPeng in China. Und dann ist da noch die etablierte Autoindustrie, die VWs, Renaults oder GMs, die in diesem Jahr ihrer Kundschaft eine große Menge neuer E-Modelle anbieten.

Chipmangel trifft auch Tesla

Auch der Chipmangel in der Autoindustrie trifft Tesla aktuell. Er könne einen „temporären Einfluss“ haben, sagte Kirkhorn. Man arbeite „sehr hart“ daran, die Auswirkungen aufs eigene Unternehmen gering zu halten. Ob die zeitweilige Schließung von Werken wie bei VW und Daimler nötig werden könnte, sagte der Finanzchef aber nicht.

Auch sank die operative Marge von Teslas Automobil-Geschäft im vierten Quartal wieder. Hatte sie im dritten Quartal bei ungewöhnlichen 9,2 Prozent gelegen, sank sie nun wieder auf 5,4 Prozent – dort lag sie auch in der ersten Hälfte des Jahres 2020.

Tesla hatte zuletzt in China die Preise für sein meistverkauftes Model 3 gesenkt, zudem sank der Absatz der alternden, höherpreisigen Modelle S und X. Diese erhalten ab März eine Design-Auffrischung: Ein rechteckiges Lenkrad, ein neues größeres Display und ein überarbeitetes Interieur sollen den Absatz der frühen Tesla-Modelle wieder steigern.

Außerdem kann der neue, auf Teslas „Battery Day“ angekündigte Plaid-Antriebsstrang dort für einen Aufschlag von mindestens 40.000 Dollar bestellt werden. Dieser, verspricht Tesla, lässt das Model S in unter zwei Sekunden auf 60 Meilen pro Stunden (etwa 96 Km/h) beschleunigen – schneller als jedes Porsche-Modell.

Die Plaid+-Variante, die den Preis des Model S auf knapp 140.000 Dollar treibt, hat laut Tesla mit 837 Kilometern die höchste Reichweite aller E-Autos. Nachdem Tesla den Wettbewerb um die Luxusklasse mit Porsches Taycan oder dem anstehenden Lucid Air zuletzt vernachlässigt hat, nimmt der Pionier ihn nun wieder voll auf. „Das beste Auto in der Welt in jeder Preisklasse“, sagte Musk. Auch der lang erwartete Kleinlastwagen „Semi“ solle in diesem Jahr erstmals ausgeliefert werden.

Neben einer aufgefrischten Modellpalette sollen auch Teslas Software-Updates höhere Umsätze und Margen garantieren: Das als „Full-Self Driving“ (FSD) beworbene Assistenzsystem könne inzwischen selbst komplizierte Kreuzungen sicher durchqueren. Nun gehe es darum, die Software auf seltene Gefahrensituationen, sogenannte Corner Cases, zu trainieren. Öffentliche Videos von Tesla-Fahrern legen allerdings nahe, dass die Software noch grundsätzlichere Probleme hat.

Doch Musk denkt bereits an weitere Einnahmequellen: Es habe Diskussionen mit anderen Autoherstellern gegeben, das Assistenzsystem „Autopilot“ an diese zu lizenzieren. Ab Februar oder März will Tesla FSD auch im Abo anbieten, also für einen monatlichen Preis statt einmalig 10.000 Dollar.

Tesla-Kunden können das Softwarepaket allerdings weiterhin nicht von einem alten auf ein neues Auto übertragen. Das kritisierte neulich ein Kunde auf Twitter, nachdem er bei einem Upgrade auf ein anderes Tesla-Modell sein teures Softwarepaket verloren hätte.