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Die Dominanz der deutschen Autobauer schwindet

Keine Frage: Die Ergebnisse sind dürftig. BMW meldet für das dritte Quartal lediglich einen Betriebsgewinn von 1,74 Milliarden Euro. Das ist ein Minus von fast 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Schlimmer noch: Im Segment Automobile, der Kernsparte der Münchener, brach das Ergebnis um mehr als 880 Millionen Euro ein. Die operative Gewinnspanne hat sich beinahe halbiert und liegt bei mageren 4,4 Prozent. Von der angestrebten Zielmarge im Kerngeschäft von mindestens sieben Prozent ist der bayerische Dax-Konzern im abgelaufenen Quartal weit entfernt.

BMW-Chef Harald Krüger beschwichtigt. Die aktuelle Situation sei „besonders“. Es gebe eine „Kumulation“ an negativen Effekten, erläutert der Manager. Das Umfeld habe sich „verschärft“, sein Konzern spüre „Gegenwind“. Krüger führt eine Palette an externen Faktoren an, die seinen Konzern belasten. Da wäre etwa der Handelsstreit zwischen China und den USA, der Brexit, negative Rohstoff- und Währungseinflüsse oder „Angebotsverwerfungen“ und „hoher Preisdruck“ im europäischen Automarkt in Folge des neuen, strengeren Zulassungsverfahrens WLTP.

Hohe Rückstellung wegen Rückruf

Jürgen Pieper, Analyst beim Bankhaus Metzler, sieht bei BMW aber auch jede Menge hausgemachte Baustellen. „Hier läuft in München auch im Kerngeschäft etwas falsch, bei der Produktpalette und bei der Preisdurchsetzung“, erläutert der Kapitalmarktexperte.

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Weil mehrere BMW-Modelle nach Problemen mit der Abgasrückrührung in Flammen aufgingen, rief der Konzern im Oktober 1,6 Millionen Fahrzeuge zurück. Die Folge: Der Konzern musste seine Rückstellungen um 679 Millionen Euro erhöhen. Aus der Sicht von Pieper sind die goldenen Zeiten bei BMW fürs Erste vorbei – aber nicht nur in München. Die heimischen Autohersteller würden insgesamt ihre herausgehobene Position im Sektor verlieren.

„Die enorme Stärke der Deutschen, ihre Dominanz bei Verbrennungsmotoren, ist im sich anbahnenden Elektrozeitalter immer weniger wert“, konstatiert Pieper. Auch Ferdinand Dudenhöffer ist überzeugt: „Die Dominanz der Deutschen schwindet“, erklärt der Leiter des Center Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen. Daimler schockte seine Aktionäre dieses Jahr bereits mit zwei Gewinnwarnungen, BMW schwächelt neuerdings und auch Volkswagen liegt beim Ergebnis nach neun Monaten unter dem Vorjahreswert.

Die Schwäche der Deutschen nutzen andere. „Während die deutschen Autobauer mit Gewinnwarnungen irritieren, liefern Toyota und GM solide Ergebnisse“, erklärt Analyst Pieper. Selbst neue Konkurrenten machen schnell Boden gut. „Tesla ist mittlerweile ein ernstzunehmender Wettbewerber für BMW, Audi und Mercedes“, sagt Autoprofessor Dudenhöffer. Als Beleg führt er die jüngsten Verkaufszahlen im amerikanischen Fahrzeugmarkt an, dem zweitgrößten Absatzmarkt der Welt nach China.

Tesla verkauft in den USA mehr Wagen als Audi

Der kalifornische Elektroautohersteller hat in den USA im September und Oktober bereits mehr Neuwagen verkauft als Audi, die Premiumtochter des Volkwagen-Konzerns. „Das ist eine Zeitenwende“, sagt Dudenhöffer. Während Tesla in den vergangen beiden Monaten jeweils mehr als 21.500 Pkw in den USA absetzte, konnte Audi zuletzt lediglich 16.000 Neuwagen in Amerika ausliefern.

„Der US-Markt ist ein Hinweis auf die zukünftige Bedeutung von Tesla“, erklärt Dudenhöffer. Für die europäischen Premiumhersteller werde es „eng“, wenn es ihnen nicht gelänge, zügig Fahrt bei ihrer Stromoffensive aufzunehmen. „Es sieht ganz danach aus, als hätte Elon Musk es geschafft, die Autowelt zu ändern“, so Dudenhöffer.

Der Ausblick für die deutschen Autobauer verdüstert sich in dieser neuen Welt zusehends. Zwar hält BMW an seiner Ende September angepassten Prognose für 2018 fest, aber Finanzchef Nicolas Peter schränkt bereits ein: „Es werden weitere Maßnahmen nötig sein, um die Profitabilität zu stützen“. Man wolle beispielsweise die Komplexität der Produkte reduzieren, um am Jahresende wirklich einen Free Cashflow von drei Milliarden Euro ausweisen zu können.

„Dies wird aber kein Selbstläufer“, erklärt Peter. Der Herr über die Zahlen bei BMW weist zudem darauf hin, dass die Verwerfungen bei der Umstellung auf den WLTP-Standard längst nicht ausgestanden sind. „Wir gehen davon aus, dass die Effekte in das erste Halbjahr 2019 hineinreichen“, so Peter.

Schon das Abschlussquartal in diesem Jahr werde für alle deutschen Hersteller „schwierig“, ist Frank Schwope sicher. „Es besteht das Risiko weiterer Gewinnwarnungen“, erklärt der Autoanalyst der NordLB. Sollte etwa der Handelsstreit weiter eskalieren und die USA auch höhere Zölle auf Autos aus europäischer Produktion verhängen, drohen BMW, Daimler und VW darüber hinaus enorme Belastungen. „Das ist aktuell das größte Risiko“, erklärt Schwope. Und die Gefahr, dass das tatsächlich Risiko eintritt, ist aus seiner Sicht längst nicht gebannt.

Milliardeninvestitionen für Elektroautos

„Ich möchte klar betonen“, sagt unterdessen BMW-Chef Harald Krüger: „Wir bleiben ein profitables und verlässliches Unternehmen“. Sein Konzern investiere Milliarden in die Zukunft – in Elektroantriebe und Technik fürs autonome Fahren. „Wir denken langfristig“, so Krüger. BMW habe mehr als 100 Jahre Erfahrung im Wandel. „Wir scheuen keine Herausforderung“, erläutert der Dax-Manager.

Aber was, wenn der Wandel schneller kommt als gedacht? In den USA – der „zweiten Heimat von BMW“ (Krüger) – haben die Münchener beispielsweise nur noch einen kleinen Vorsprung gegenüber Tesla. Die Bayern lieferten im Oktober gerade einmal 1460 Neuwagen mehr aus als der kalifornische Newcomer. Auf zehn Monate gerechnet beträgt der Vorsprung auf Tesla zwar noch weit mehr als Hunderttausend verkaufte Pkw in den USA. Aber der Abstand wird von Monat zu Monat kleiner.