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Diese Gründer wollen die Cloud einfacher machen

Das Gründertrio Kraus, Gottschlich und Rudolph will die Cloudverwaltung für große Unternehmen vereinfachen. Auch in der Coronakrise hält das Start-up an seinen Wachstumszielen fest.

Wer im stationären Einzelhandel oder in der Gastronomie arbeitet, für den ist die Arbeit im Homeoffice aus praktischen Gründen unmöglich. Entwicklerteams hingegen können auch in Zeiten von Corona von zu Hause aus an langfristigen Digitalisierungsprojekten arbeiten – zum Beispiel an neuen Banking-Apps, Automobil-Software oder Onlineshops. Das geschieht oft in der Cloud.

Das Gründertrio des Frankfurter Start-ups Meshcloud, bestehend aus Christina Kraus, Jörg Gottschlich und Johannes Rudolph, liefert dafür die passende Lösung: Die Gründer haben eine Software entwickelt, mit der sich verschiedene Cloud-Plattformen zentral verwalten lassen. Bei großen Unternehmen sind das meistens die sogenannten Public-Cloud-Plattformen der Tech-Riesen Amazon, Microsoft und Google, die derzeit vom Homeoffice-Boom profitieren.

Aber auch sogenannte Private-Cloud-Technologien, die Unternehmen in eigenen Rechenzentren betreiben, lassen sich mit Meshcloud verwalten. Die Cloud-Management-Plattform bündelt die administrativen Prozesse (Identitätsmanagement, Projektverwaltung, Abrechnung) für alle genutzten Cloud-Plattformen in einer Lösung. „Das reduziert die Komplexität der Cloud-Nutzung für Unternehmen erheblich“, sagt Kraus. Meistens sind es große, börsennotierte Unternehmen, die auf die Dienste von mehreren Cloud-Anbietern zurückgreifen, aber auch größere Mittelständler gehören zum potenziellen Kundenkreis.

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Die Wirtschaftsinformatikerin Kraus sieht im Zuge der Coronakrise einen wachsenden Digitalisierungsdruck, „und das ist für uns gut. Es muss jetzt schnell gehen, und da können wir helfen.“ Unternehmen, die bislang vor allem auf den stationären Handel fokussiert gewesen seien – etwa aus der Lebensmittelbranche oder auch Apotheken – seien aufgrund der massiv erhöhten Nachfrage in der aktuellen Situation gefordert, alternative digitale Lösungen wie zum Beispiel Onlineshops zu entwickeln. Dazu werde eine leistungsstarke Cloud-Infrastruktur benötigt, die schnelle Innovation ermögliche.

„Aus der Krise ergibt sich die Notwendigkeit, Kosten und Komplexität zu reduzieren, aber auch eine verstärkte Notwendigkeit, Geschäftsmodelle zu transformieren“, sagt Gernot Gutjahr, Partner und Cloud-Berater von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG. Und diese neuen Geschäftsmodelle – beispielsweise Telemedizin oder Direktbanken – seien oft cloudbasiert. KPMG schätzt das Volumen des Marktes für sogenannte Infrastructure-as-a-Service-Dienstleistungen als Teilbereich des gesamten Cloudmarktes in Deutschland im Jahr 2019 auf 1,5 Milliarden Euro.

„Die Zukunft ist Multicloud“

Dabei gibt es für Unternehmen verschiedene Gründe, auf sogenannte Multicloud- oder Hybridcloud-Lösungen zu setzen: „Zum einen möchten sich Unternehmen aus kommerziellen oder technischen Gründen nicht von einem Anbieter abhängig machen“, erklärt Frank Strecker, verantwortlich für das Cloud-Geschäft von T-Systems. Zum anderen gewährleiste eine Multicloud-Strategie Flexibilität und Optimierungsmöglichkeiten, da jeder Anbieter in einem anderen Segment führend sei. So gilt beispielsweise Google beim Thema Künstliche Intelligenz (KI) als führend, während Amazon Web Services (AWS) beim Thema Vernetzung vorne liegt.

Doch es sind längst nicht nur Start-ups wie Meshcloud, die auf dem Markt mitmischen. Auch etablierte Konzerne aus dem IT-Beratungs- und Systemintegrationsbereich wie IBM oder T-Systems bieten eigene Multicloud-Lösungen an. „Jeder Softwarehersteller muss heute eine Multi- und Hybridcloud-Strategie haben, denn der Cloudmarkt ist der größte Wachstumsmarkt“, sagt Jan Kunigk, CTO für die Emea-Region (Europa, Naher Osten und Afrika) des Softwareanbieters Cloudera, der in den Bereichen Big Data und KI mit IBM kooperiert.

Der Fokus liegt bei den meisten größeren Anbietern aber nicht allein auf diesem Geschäftsbereich: „Multicloud- und Hybridcloud-Management ist ein sehr wichtiges Feature und technologischer Enabler, aber den größten Teil unseres Umsatzes machen wir immer noch mit den darunter liegenden Plattformen“, sagt T-Systems-Cloudchef Strecker. Nichtsdestotrotz sieht Cloud-Experte Peter Wüst vom Anbieter NetApp einen klaren Trend: „Wir leben noch in einer Übergangszeit, aber die Zukunft ist Multicloud. Das Bild in Unternehmen bleibt aber vorerst heterogen.“

Gründerin Kraus glaubt, dass viele Unternehmen in Zukunft mehr Ressourcen in die Entwicklung digitaler Produkte stecken werden: „Sie können den Weg für neue Geschäftsmodelle und Einnahmequellen ebnen und sind nicht so sehr von externen Faktoren abhängig wie beispielsweise die Automobilproduktion von Lieferketten“, sagt die 29-Jährige.

Durch Automatisierung könne man vielerorts Ressourcen einsparen oder die Kosteneffizienz steigern. „Meshcloud ermöglicht es, alle Cloud-Ressourcen zu analysieren und so potenzielle 'Zombie-Workloads' – also Ressourcen die laufen, aber nicht genutzt werden – zu identifizieren und anschließend herunterzufahren“, erklärt Kraus.

Und während viele Start-ups derzeit um ihre Existenz bangen, hat Meshcloud seine Wachstumsziele für das laufende Jahr nicht geändert: Im März wurde das Team auf 19 Mitarbeiter aufgestockt, bis Ende des Jahres sollen es 30 sein. „Wir sind ein gutes Beispiel dafür, dass auch Start-ups stabile Arbeitsplätze bieten, die zum Teil sogar krisenresistenter sind als anderswo“, sagt Kraus.

Kein Geld von Investoren nötig

Sie und ihre beiden Mitgründer hatten im Jahr 2016 noch als Wirtschaftsinformatik-Studenten der TU Darmstadt das sogenannte Exist-Gründerstipendium des Bundeswirtschaftsministeriums erhalten und seitdem kein weiteres Geld von Investoren einsammeln müssen.

„Das Thema würde wahrscheinlich erst dann aufkommen, wenn wir über einen Markteintritt in die USA nachdenken würden“, sagt Kraus. Doch die Coronakrise lässt solche Überlegungen derzeit in den Hintergrund treten.

Da Events ein Kernbestandteil der Vertriebs- und Marketingstrategie von Meshcloud sind, muss sich das Start-up jetzt darum bemühen, die entgangenen Kundenkontakte über andere Kanäle zu kompensieren. „Selbst wenn diese Events zum Teil noch virtuell stattfinden, hilft das nur bedingt, weil wir nicht mehr die Chance haben, auf jemanden direkt zuzugehen und ein offenes Gespräch zu starten“, sagt Kraus.

Ein offenes Gespräch mit ihrer Familie auf Kreta war für die Halbgriechin in den vergangenen Wochen nur per Videoanruf möglich. Unlängst hatte sie mit dem Surfen angefangen – das fiel zuletzt angesichts der geschlossenen Grenzen buchstäblich ins Wasser.

Der selbsternannte Food-Nerd ist immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen. Als Kraus 2009 nach nur zwei Monaten ihr Medizin-Studium beendete, tat sie es aus folgendem Grund: „Es hat mich total eingeengt, genau zu wissen, wie dieser Pfad weiterverläuft.“

Ab 2010 studierte sie in Darmstadt Wirtschaftsinformatik, wo sie ihre beiden Mitgründer Jörg Gottschlich und Johannes Rudolph kennen lernte. „Die Cloud ist eine Basistechnologie, die einem tausend Möglichkeiten eröffnet, damit den Markt zu verändern“, erklärt Kraus ihre Faszination.

Banken und die Automobilindustrie hätten einen großen Druck, sich neue Geschäftsmodelle auszudenken und digitale Plattformen zu entwickeln. „Wir sind quasi die Ermöglicher dessen“, sagt Kraus.