Die größten Finanzbetrüger aller Zeiten: Christophe Rocancourt
Christophe Rocancourt: Ein Name, der in der Hochstapler-Szene Kult-Status genießt. Die Geschichte eines Mannes, der die US-amerikanische High-Society an der Nase herumgeführt hat und all das nicht wirklich bereut – trotz langer Gefängnisaufenthalte.

Begonnen hat der 1967 in schwierigen Verhältnissen (Mutter Prostituierte, Vater Alkoholiker) in der Normandie geborene Franzose seine “Karriere” in Paris, wo er eine Grundstücks-Urkunde fälschte und diese für 1,4 Millionen Dollar verkaufte. Seine kriminellen Machenschaften entgingen dem französischen Staat nicht, fünfmal wurde er für seine Betrügereien verurteilt.
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Als ihm Nummer sechs drohte, flüchtete er in die USA – und startet dort groß durch. Erst trieb er in Hollywood sein Unwesen, mehrere Prominente wie Mickey Rourke oder Jean-Claude Van Damme gingen ihm dabei auf den Leim. Van Damme überzeugte er davon, mit ihm an einem Film zu arbeiten, der – Überraschung – niemals gedreht wurde.
Rocancourt bewegte sich in den edelsten Kreisen und stieg in den teuersten Hotels ab – natürlich am liebsten in den Präsidenten-Suiten. Als es ums Bezahlen ging, fand er immer eine Ausrede (Probleme mit der Kreditkarte oder der Bank) und kam damit durch.

Formel-1-Fahrer, Box-Champion, Sohn von Sophia Loren
Sein Glamour-Leben bescherte ihm eine Hochzeit mit dem Playboy-Model Pia Reyes, das gemeinsame Kind wurde auf den Namen Zeus getauft. Während der Ehe hatte er eine Affäre mit Rhonda Rydell, einem anderen Playboy-Model. Diesem hatte er erzählt, er sei der Sohn einer reichen französischen Gräfin.
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Überhaupt: Seine Fähigkeit, sich als jemand auszugeben, der er gar nicht war, war seine größte Stärke. Fabien Ortuna, Prince Galitzine Christo, Michael van Hoven: Über die Jahre schlüpfte er in die Rollen von mehr als zwölf verschiedenen Personen. Mal gab er sich als Formel-1-Fahrer aus, dann als Box-Champion. Er gab vor, der Sohn von Sophia Loren oder der Enkel des Modedesigners Oscar de la Renta zu sein. Rocancourt hatte immer eine Geschichte auf Lager, die gut klang und er schaffte es irgendwie immer, dass sie ihm abgenommen wurde – egal, wie abstrus sie auch schien.

“Ich habe gelogen, aber nie gestohlen”
Sein “Meisterstück” machte er aber in New York. Im Big Apple gab er sich als Verwandter der Rockefeller-Familie aus - aus Christophe Rocancourt wurde Christophe Rockefeller. Er trat dabei so überzeugend auf, dass niemand hinterfragte, warum ein Nachkomme einer US-Millionärs-Dynastie nur gebrochen Englisch sprach. Er brachte zahlreiche Menschen dazu, in seine Projekte zu investieren. Das Problem dabei: Diese Projekte gab es gar nicht.
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Rocancourt hat eine ganz eigene Sicht auf seine Verbrechen, die ihm insgesamt zehn Jahre im Gefängnis beschert haben. Er habe nie etwas gestohlen, sagte er 2009 in einem Gefängnis im kanadischen Vancouver. “Nie. Ich habe gelogen, aber nie gestohlen.” Von Reue ist bei ihm auch keine Spur. Er habe “zehn Jahre in den tollsten Hotels der Welt verbracht, ordentlichen Rotwein getrunken, bin tolle Autos gefahren, tolle Flugzeuge geflogen und habe mit den schönsten Frauen geschlafen”, erklärte er dem “SZ Magazin”. Dafür könne man zehn Jahre Haft schon mal auf sich nehmen.
Sein Fazit: “Ich bin nicht stolz darauf, was ich gemacht habe, aber es gibt auch keinen Grund, sich zu schämen. Dort, wo ich herkomme, stellte sich nur die Frage, ob ich verhungern, Drogen verkaufen, die Leute auf der Straße überfallen oder lieber die Reichen ausnehmen sollte, die ohnehin mehr als genug haben. Die letzte Wahl schien mir am meisten Spaß zu versprechen. Und ich musste für den Spaß bezahlen. Das darf man alles nicht dramatisieren.”
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