Deutsche Inflation zieht merklich an, doch weniger als erwartet
(Bloomberg) -- Aufgrund des Basiseffekts weggefallener Energiepreis-Beihilfen hat die Inflation in Deutschland im Dezember merklich zugenommen. Der Anstieg fiel allerdings etwas geringer aus als erwartet.
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EU-harmonisiert lag der Verbraucherpreisindex im Dezember 3,8% über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mitgeteilt hat. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten im Mittel mit 3,9% Teuerung gerechnet. Im November lag die Inflationsrate bei 2,3%.
Für das Gesamtjahr 2023 meldete Destatis 6% Teuerung.
Der Inflationsanstieg im letzten Monat beruht weitgehend auf einem Basiseffekt: Ende 2022 hatte der Bund im Rahmen der sogenannten “Dezember-Soforthilfe” einmalig den Monatsabschlag der privaten Haushalte für Gas und Wärme übernommen. Das dämpfte damals die Gesamtteuerung, trieb den Index im Dezember 2023 jedoch nach oben.
In den letzten Monaten sind die Preise für Strom, Gas und Brennstoffe gesunken.
Zahlen aus Frankreich zeigten ein ähnliches Bild wie in Deutschland. Hier stieg die Inflation angesichts der Rücknahme der staatlichen Unterstützung von 3,9% auf 4,1%. Irland verzeichnete ebenfalls einen schnelleren Preisanstieg, während Spanien in der vergangenen Woche einen gleichbleibenden Wert von 3,3% meldete.
Die am Freitag zu erwartenden Zahlen für die Eurozone dürften einen Inflationsanstieg auf 3% zeigen. Im weiteren Jahresverlauf sollte sich die seit November 2022 zu beobachtende Verlangsamung der Teuerung jedoch wieder fortsetzen.
Die EZB gibt sich in Bezug auf die Inflation bislang zurückhaltend. Für Notenbankpräsidentin Christine Lagarde und ihre Kollegen stehen die Binnenfaktoren der Teuerung im Fokus, und dabei besonders die Lohnentwicklung. Für rund die Hälfte der Arbeitnehmer, die unter den Lohnspiegel der EZB fallen, werden in der ersten Hälfte des Jahres 2024 neue Tarifverträge ausgehandelt.
Am Geldmarkt wird bis zum Jahresende eine Herabsetzung der Euroraum-Leitzinsen um 156 Basispunkte eingepreist — was mehr als sechs Senkungen um einen Viertelpunkt entspricht.
Lagarde insistierte nach der letzten geldpolitischen Sitzung im Dezember, dass ein solches Szenario vom Rat in keinster Weise diskutiert worden sei. Und auch Bundesbankpräsident Joachim Nagel stemmt sich dagegen.
“Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ist der Zinshöhepunkt erreicht,” sagte er jüngst in einem bei T-Online veröffentlichten Interview. “Allen, die deshalb gleich auf eine baldige Zinssenkung spekulieren, sage ich: Vorsicht, es haben sich schon manche verspekuliert.”
Überschrift des Artikels im Original:German Inflation Jumps Less Than Expected in Boost for ECB (1)
--Mit Hilfe von Kristian Siedenburg, Joel Rinneby, William Horobin, Tom Keene, Jonathan Ferro und Lisa Abramowicz.
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