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Das dänische Energieunternehmen Ørsted setzt voll auf Grün

Widfarm
Widfarm

Die Frage ist schon länger nicht mehr ob, sondern wie: Deutschland, Europa, die Welt sollen grüner werden. Auf das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens (2015) haben sich fast 200 Staaten verständigt. Die globalen CO2-Emissionen sollen drastisch sinken. Der zentrale Hebel dafür ist die Energiewende. Weg von fossilen Brennstoffen, hin zu erneuerbaren. Soweit der Anspruch.

Aktuell stammt nur ein Fünftel aller verbrauchten Energie in Deutschland aus nicht-fossilen Energieträgern, so die Zahlen des Umweltbundesamts. Der Anteil ist zwar gestiegen, aber noch weit hinter den Zielen, auf die sich die EU-Energieminister verständigt haben. Bis 2030 sollen danach 45 Prozent des Bruttoendverbrauchs aus erneuerbarer Energie kommen.

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Die Energiewende ist angelaufen, das nötige Tempo hat sie noch nicht. Der erforderliche Wandel ist tiefgreifend und braucht Zeit. Man kann ihn aber durchaus beschleunigen, wie das Energieunternehmen Ørsted zeigt. Innerhalb von zehn Jahren haben die Dänen ihr Geschäft komplett umgekrempelt: Vom kohleintensiven Energieproduzenten zu einem der nachhaltigsten Energieunternehmen der Welt. 17,8 Milliarden Umsatz machte das Unternehmen 2022 mit grünen Energien und ist kurz davor, CO2-neutral zu sein. Wie ist diese Transformation gelungen?

Eine radikale Neuausrichtung

Noch 2008 war Ørsted ein klassischer Energiekonzern. Unter dem damaligen Namen Dong Energy produzierte er Strom und Wärme, die zu 85 Prozent aus fossilen Brennstoffen gewonnen wurde. Zu der Zeit sollten in Norddeutschland zwei neue Steinkohlekraftwerke entstehen, milliardenschwere Projekte. An beiden Standorten, Lubmin und Emden, gab es Widerstand. Anwohner, Politiker und Umweltschützer protestierten gegen den Bau. Das Management unter dem damaligen CEO Anders Eldrup interpretierte die Proteste als Zeichen eines sich wandelnden Zeitgeistes. Es war nicht das erste Mal, dass Dong Energy wegen seines Kerngeschäfts in Konflikte geriet.

Die beiden Kraftwerke wurden nicht gebaut, doch gelegt war der Grundstein für eine radikale Neuausrichtung des Geschäftsmodells. Sie sollte 2019 vom Harvard Business Review als eine der 10 eindrucksvollsten Businesstransformationen der Dekade gekürt werden. Die Führungsebene von Dong Energy erkannte die ökologische Notwendigkeit von erneuerbaren Energien, wie auch ihr wirtschaftliches Potenzial. Das Geschäft sollte auf Offshore-Windanlagen ausgerichtet, die Kohle- und Gassparte abgestoßen werden. Geld verdienen und dabei einen gesellschaftlichen Beitrag leisten, so die neue Leitlinie der Unternehmensstrategie.

Langer Atem wird belohnt

Es folgten: schwierige Jahre. Von Öl- und Gasanlagen auf Wind umzusteigen, das bedeutete für Dong Energy sehr schnell sehr viel über Windkraft lernen zu müssen. Die Technik, die politischen Rahmenbedingungen, die Wirtschaftlichkeit. Testläufe von neu konstruierten Anlagen, die nicht erfolgreich waren. Es bedeutete auch, bewährte Geschäftsbeziehungen aufzugeben und sich von langjährigen Mitarbeitern zu trennen, Expertise abzugeben und neu aufzubauen.

Der Umbau machte sich auch in den Geschäftszahlen bemerkbar. Der Finanzdienstleister S&P Global stufte die Kreditwürdigkeit des Unternehmens 2012 auf eines der niedrigsten Ratings, das noch als Investment Grade gilt. In den Folgejahren fuhr Dong Energy Milliardenverluste ein – und blieb auf Kurs Nachhaltigkeit. Der lange Atem wurde 2016 mit zwei Meilensteinen belohnt. Dong Energy baute seine tausendste Offshore-Windanlage und ging mit einer Bewertung von 15 Milliarden US-Dollar an die Börse. Bis heute hat sich die Marktkapitalisierung mehr als verdoppelt.

Die Konzernleitung unter Eldrups Nachfolger Henrik Poulsen (ab 2012) hatte an der Vision eines grünen Energieunternehmens festgehalten und sie konsequent umgesetzt. 2017 folgte der Verkauf des Öl- und Gasgeschäfts. Dong Energy wurde zu Ørsted. Benannt nach Hans Christian Ørsted, einem der Mitbegründer der Elektrizitätslehre.

Ørsted erhält den Deutschen Nachhaltigkeitspreis

Heute, 15 Jahre nach dem radikalen Kurswechsel, erwirtschaftet Ørsted seine Umsätze mit einem Portfolio, das fast komplett auf grüne Energie setzt: Offshore- und Onshore-Windparks, Solar-Parks und Energiespeicheranlagen, dazu Anlagen für erneuerbaren Wasserstoff, E-Kraftstoffe und Biomasse-Kraftwerke. 2020 erhielten die Dänen den Deutschen Nachhaltigkeitspreis im Bereich Klima und wurden im Corporate Knights Global 100 Index zum nachhaltigsten Unternehmen der Welt gekürt.

Nach aktuellen Prognosen wird das Geschäft bis 2025 emissionsneutral sein. Die vollständige Wertschöpfungskette soll bis 2040 ebenfalls klimaneutral werden. Dieses Ziel wurde von der Klima-Organisation Science Based Targets Initiative (SBTi), an der unter anderem der WWF beteiligt ist, validiert. Die SBTi hat eine wissenschaftlich fundierte Methodik entwickelt, nach der Unternehmen CO2-Ziele setzen und umsetzen können.

In Kattegat hat Ørsted 3D-gedruckte Riffstrukturen auf dem Meeresboden zwischen Windturbinen errichtet
In Kattegat hat Ørsted 3D-gedruckte Riffstrukturen auf dem Meeresboden zwischen Windturbinen errichtet

Zu Ørsteds Nachhaltigkeitsstrategie gehört auch das Recycling von Windturbinen, die nach 20 Jahren das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben. So können bis zu 95 Prozent der Materialen wiederverwendet werden. Die Rotorenblätter sind allerdings eine Herausforderung. Sie bestehen aus einem Glas- und Kohlefaserverbund, der nicht recycelt werden kann. Ørsted hat sich dennoch verpflichtet, Turbinenblätter nicht in den Müllkreislauf zu überführen, sondern sie wiederzuverwenden oder zu lagern, bis adäquate Recyclinglösungen entwickelt worden sind. Dafür arbeiten die Windenergie-Experten mit Hochschulen und Unternehmen zusammen. Bereits heute ist die Wiederverwertung der Blätter in Faserplatten für Fußböden und Wände möglich.

Ørsted macht sich für Artenvielfalt stark

Die Energiewende ist eine Voraussetzung für eine nachhaltigere, grünere Welt, in der unsere Lebensgrundlagen auch am Ende des Jahrhunderts noch gewährleistet sind. Intakte Ökosysteme sind eine zweite. Sie versorgen uns mit Ressourcen, federn Extremwetterereignisse ab und halten CO2 im Boden und in den Ozeanen.

Doch die Zerstörung von natürlichen Lebensräumen schreitet voran. Inzwischen sind bezogen auf die jeweilige Biomasse etwa 80 Prozent der natürlich vorkommenden Säugetiere und 50 Prozent der Pflanzen weltweit verschwunden, heißt es nach Angaben des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in einer Gesamtdarstellung, die in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht wurde. Um diesem Trend entgegenzusteuern, engagiert sich Ørsted seit einigen Jahren für Biodiversität in den Meeren.

In zwei niederländischen Windparks hat das Unternehmen künstliche Riffe aus Betonröhren errichtet, die dem Atlantischen Kabeljau und anderen großen Fischarten einen Lebensraum bieten. Ein anderes Projekt fördert die Ansiedlung von Austern in dem britischen Ästuar Humber durch Anpflanzung von Seegras und Salzwiesen.

Im vergangenen Jahr hat Ørsted eine fünfjährige Kooperation mit dem WWF geschlossen. Ziel der Initiative ist es, global Offshore-Windenergie-Projekte zu fördern, die auf Biodiversität Rücksicht nehmen. Denn: Der Bau einer Windanlage im Meer ist ein Eingriff in das Ökosystem vor Ort – zumindest, wenn Biodiversität nicht schon bei der Planung mitgedacht wird.

Lebensraum für andere Arten

Wie das aussehen könnte, wenn Biodiversität mitgedacht wird, testen die Kooperationspartner in einem ersten Projekt zur Wiederansiedlung von Austern und Miesmuscheln in der Nordsee. Die Arten bilden sogenannten biogene Riffe, die für andere Meeresbewohner zum Lebensraum werden. Wie die Ansiedlung am besten gefördert werden kann, wird im Laufe des Projekts mit verschiedenen Technologien geprobt und evaluiert.

Grüne Energie, mehr Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Die Transformation, die Ørsted durchlaufen hat, zeigt, was es braucht, um ein Unternehmen und eine Gesellschaft, in eine nachhaltigere Zukunft zu führen: Einen Denkanstoß, eine klare Vision und den unternehmerischen Mut, sie radikal umzusetzen. Auch bei Gegenwind.