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Coronavirus-Infektionen stiegen nach Querdenken-Demos signifikant an

In einer Studie haben zwei Ökonomen untersucht, wie sich die Querdenken-Demonstrationen in Leipzig und Berlin auf das Infektionsgeschehen ausgewirkt hat. Ihr Ergebnis zeigt, dass sich bis zu 21.000 Menschen aufgrund der Demonstrationen angesteckt haben.

Peter Boehringer, Bundestagsabgeordneter der Alternative für Deutschland, hält auf einer Querdenken-Demo eine Rede. Foto: Annette Riedl / dpa
Peter Boehringer, Bundestagsabgeordneter der Alternative für Deutschland, hält auf einer Querdenken-Demo eine Rede. Foto: Annette Riedl / dpa

Es ist eine Frage, über die in der Coronavirus-Pandemie regelmäßig Gerichte entscheiden müssen: Überwiegt das Recht auf Demonstrationsfreiheit oder die mit dem Infektionsschutzgesetz begründeten Versammlungsverbote?

Es ist stets eine Abwägung: Auf der einen Seite die Gefahr von sogenannten Superspreading-Events, dass sich also massenhaft Menschen mit dem Coronavirus anstecken könnten. Auf der anderen Seite steht die Freiheit, mit Demonstrationen eine politische Meinung zu artikulieren.

Kein Abstand, keine Masken

Vor allem die Bewegung „Querdenken“, die in Baden-Württemberg vom Verfassungsschutz beobachtet wird, hat vergangenes Jahr regelmäßig zu Demonstrationen aufgerufen. Dabei haben sich hunderte bis tausende Menschen auf oft engem Raum versammelt, um sich gegen die Maßnahmen der Regierung auszusprechen. Weil regelmäßig Teilnehmer*innen gegen Hygiene-Auflagen verstießen, sie wahrten keinen Abstand oder trugen keinen Mundschutz, wurden die Demonstrationen häufig von der Polizei aufgelöst.

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Jetzt hat eine Untersuchung von zwei Forschern des Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und der Humboldt-Universität zu Berlin untersucht, wie sich die „Querdenken“-Demonstrationen auf das Infektionsgeschehen ausgewirkt haben.

In Berlin und Leipzig versammelten sich bis zu 50.000 Menschen

Dazu wurden zwei „Kundgebungen“ der Bewegung untersucht, die Ende vergangenen Jahres stattgefunden haben: Am 7. November in Leipzig, angereist waren zwischen 20.000 und 40.000 Menschen, und am 18. November in Berlin mit knapp 10.000 Menschen.

Die Forscher haben sich dabei nicht das darauffolgende Infektionsgeschehen in diesen beiden Städten angeschaut, sondern in den Landkreisen, aus denen die Demonstrierenden angereist waren. In einer aktuellen Pressemitteilung des ZEW wird erklärt, wie sie diese identifiziert haben:

„Um diese Orte zu bestimmen, nutzen die Autoren der Studie Informationen über das Angebot von Busreisen eines Netzwerks von Busunternehmen, das sich seit Sommer 2020 auf die Beförderung von Demonstranten/-innen zu den „Querdenken“-Kundgebungen spezialisiert hat.“

Viele Anhänger*innen von „Querdenken“ reisten mit Bussen des Netzwerks „Honk for Hope“ von Thomas Kaden, selbst ein Kritiker der Coronavirus-Politik, zu den Demonstrationen.

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16.000 bis 21.000 Infektionen auf oder nach den Demonstrationen

Das Ergebnis der Studie: Die Sieben-Tages-Inzidenz nach den Demonstrationen stieg deutlich stärker an in Landkreisen, wo das Busunternehmen stoppte auf dem Weg nach Berlin und Leipzig als in Landkreisen ohne diese Busverbindungen. Der Wert war im Vergleichszeitraum ungefähr 40 Punkte höher. Im Gespräch mit dem Tagesspiegel sagt Studienautor Martin Lange: „Wir sehen in unseren Daten, dass zehn bis zwölf Tage nach den Demos die Inzidenz in den Bushaltestellen-Landkreisen stark ansteigen.“

Übersetzt in Infektionen schätzen die beiden Forscher: In der Zeit bis Weihnachten hätten zwischen 16.000 und 21.000 Covid-19-Erkrankungen verhindert werden können, wenn die Demonstrationen verboten worden wären. Dazu wird Lange in der ZEW-Pressemitteilung wie folgt zitiert: „Eine mobile Minderheit, die sich nicht an geltende Hygieneregeln hält, kann so ein erhebliches Risiko für andere Personen darstellen.“

Eine radikale Minderheit

Die beiden Autoren sehen deshalb einen politischen Mehrwert in ihren Ergebnissen. Bei zukünftigen Entscheidungen über Demonstrationen sollte mitgedacht werden, wie groß die Auswirkung auf die öffentliche Gesundheit durch das Verhalten einiger weniger sein kann. Sie schreiben in ihrer Studie: „Wir zeigen, dass eine radikale Minderheit ein signifikantes Risiko für die gesamte Bevölkerung darstellen kann.“

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