Werbung
Deutsche Märkte öffnen in 3 Stunden 40 Minuten
  • Nikkei 225

    38.106,41
    -708,15 (-1,82%)
     
  • Dow Jones 30

    38.589,16
    -57,94 (-0,15%)
     
  • Bitcoin EUR

    61.978,74
    +226,03 (+0,37%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.406,71
    -11,16 (-0,79%)
     
  • Nasdaq Compositive

    17.688,88
    +21,28 (+0,12%)
     
  • S&P 500

    5.431,60
    -2,14 (-0,04%)
     

Chip-Mangel bedroht Pkw-Markterholung: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Christoph Rauwald über das zarte Pflänzchen Autokonjunktur. — Fünf Themen des Tages ist jetzt auch als Gratis-Newsletter erhältlich. Zum Abo bitte hier entlang.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Nach der Knappheit ist vor der Knappheit

Im Juni stiegen die Pkw-Neuzulassungen in Europa zum elften Mal in Folge, vor allem weil sich die zeitweise dramatische Knappheit bei Halbleiterchips nach dem Abflauen der Corona-Pandemie etwas entspannt hat. Für eine Entwarnung ist es aber zu früh, denn der Zugang zu wichtigen Hightech-Komponenten dürfte dauerhaft angespannt bleiben.

WERBUNG

Neue Elektrofahrzeuge benötigen im Schnitt mehr und komplexere Chips als ältere Verbrenner mit weniger leistungsfähiger Elektronik an Bord für Assistenzsysteme und Funktionen wie teilautonomes Fahren. Zudem bauen die Hersteller batteriebetriebene Fahrzeuge zunehmend auf gemeinsamen Plattformen, um Skaleneffekte zu erzielen, so dass ein fehlendes Bauteil schnell die Produktion mehrerer Modelle betreffen kann. Hinzu kommt ein Thema, auf das die Industrie selbst kaum Einfluss hat: Politische Spannungen zwischen China, den USA und Europa könnten den Zugang zu wichtigen Materialien und Technologien für die Chipherstellung perspektivisch einschränken.

Angesichts des steigenden Elektronikbedarfs in Autos und erhöhter geopolitischer Risiken steige die Wahrscheinlichkeit “enorm”, dass es in den kommenden Jahren wieder zu erheblichen Engpässen bei der Chipversorgung komme, sagte Stellantis-Manager Joachim Kahmann diese Woche in einem Bloomberg-Interview. Kahmann war bei der Lieferkettenkrise während der Pandemie mittendrin statt nur dabei — er leitet den Halbleiter-Einkauf beim Mutterkonzern von Opel und Fiat.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell, Boris Groendahl und Verena Sepp: Marsalek lebt, EZB-Sorge um Liquidität, die Mietrenditen steigen, Abu Dhabi giert nach Covestro, und Bestverdiener bei der Arbeiterbank.

Marsalek lebt

Jan Marsalek hat sich über seinen Anwalt an das Landgericht München gewandt. Es ist das erste Lebenszeichen des Ex-Wirecard-Topmanagers, der vor drei Jahren im Zuge des Zusammenbruchs des Aschheimer Zahlungsdienstleisters verschwand. Der 43-jährige gebürtige Wiener war eine der Schlüsselfiguren hinter Wirecards exorbitantem Aufstieg und seinem nicht minder spektakulären Kollaps. Marsalek floh über einen Sportflugplatz südlich von Wien und wird in Russland oder Weißrussland vermutet — anderen Berichten zufolge auch in der Türkei oder der Südsee. Bei Interpol ist er unter “Most Wanted” aufgelistet. Laut WirtschaftsWoche weist Marsalek in dem Schreiben die Behauptung zurück, das Drittkundengeschäft von Wirecard habe nicht existiert, und beschuldigt einen der Hauptbelastungszeugen im laufenden Betrugsprozess der Lüge.

EZB-Sorge um Liquidität

Nach dem Ansturm auf US-Regionalbanken plant die EZB eine deutlich strengere Überwachung der Bankenliquidität. Ihr schwebt vor, dass Banken wöchentlich Daten zu ihren Liquiditätsreserven, aufgeschlüsselt nach Laufzeit und Kundentyp, vorlegen sollen, ist zu hören. Eine akute Sorge bedeute dies nicht. Von mehreren Top-Aufsehern war jüngst zu hören, dass sie noch immer kein vollständiges Bild von der Liquiditätslage haben. Hinsichtlich ihrer Geldpolitik steht die Zentralbank ab nächster Woche vor einem Kommunikationsproblem. Eine Viertelpunkt-Erhöhung am 27. Juli ist fest eingepreist, aber jegliche Vorfestlegung für den September ist vermintes Terrain. Christine Lagarde läuft bei der Pressekonferenz Gefahr, Falken oder Tauben vor den Kopf zu stoßen. Die Tücken des EZB-Sprechs wurden erst gestern wieder deutlich.

Die Mietrenditen steigen

In Berlin und München liegen die Kaufpreise für Wohnungen weiterhin unter den Höchstständen des Vorjahres, gleichzeitig entspannt sich aber der Mietmarkt nicht. Die Preise bei Neuvermietungen von Bestandswohnungen stiegen in Berlin laut Immoscout im Juni auf 12,98 Euro pro Quadratmeter — 14% mehr als im Vorjahr. Aufgrund der höheren Zinsen halten sich potenzielle “Häuslebauer” gleichzeitig trotz sinkender Kaufpreise zurück.

Abu Dhabi giert nach Covestro

Im Juni soll Covestro Avancen aus Abu Dhabi die kalte Schulter gezeigt haben. Nun hat der staatliche Ölkonzern Adnoc seine Offerte offenbar aufgehübscht: Rund 57 Euro je Aktie sollen den Leverkusener Chemiekonzern an den Verhandlungstisch locken. Das erste informelle Angebot hatte etwa zwei Euro darunter gelegen. Ende letzter Woche waren die Titel der ehemaligen Bayer-Kunststoffsparte knapp 48 Euro wert. Dank der Ölpreis-Hausse, die Moskaus Einmarsch in der Ukraine bewirkt hatte, sitzen die Länder am Persischen Golf auf prall gefüllten Staatskassen. Mit dem Trend weg von fossilen Energieträgern hin zur Klimaneutralität arbeiten die Ölstaaten aus dem Nahen Osten jedoch verstärkt daran, ihre Einnahmen breiter aufzustellen. Adnoc verhandelt mit der österreichischen OMV parallel über eine mögliche Fusion der gemeinsamen Petrochemietöchter Borouge und Borealis.

Bestverdiener bei der Arbeiterbank

Er verdiente 2022 mehr als Deutsche-Bank-Chef Sewing und UniCredit-Boss Orcel: 10,5 Millionen Euro strich der Chef der österreichischen Bawag, Anas Abuzaakouk, im vergangenen Jahr ein. Auch sein Werdegang und jener der Wiener Retailbank qualifizieren ihn nicht unbedingt als Arbeiterführer: Das einst als “Arbeiterbank” gegründete gewerkschaftseigene Institut wurde nach einer schweren Finanzkrise 2006 an den Finanzinvestor Cerberus notverkauft und mit dickem Rotstift saniert. Doch jüngste Angriffe eines aktivistischen Investors auf das nun unabhängig an der Börse notierte Haus führten in der Chefetage nun zu einer Rückbesinnung auf die große Vergangenheit: “Wir bekennen uns zu unserer langen und reichen Tradition als ‘Arbeiterbank’, die allen Bevölkerungsgruppen dient — von Gewerkschaftern über Rentner bis hin zu migrantischen Communities”, so Abuzakook bei der Präsentation der Quartalszahlen. Herzerwärmend.

Was sonst noch so passiert ist

  • Kerninflation beschleunigt

  • Bürowetten laufen falsch

  • Private Equity zapft Staatsfonds an

©2023 Bloomberg L.P.