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BMW-Chef verteidigt Dividende auf Hauptversammlung

Trotz Kurzarbeit und drohender Verluste schüttet der Konzern Gewinn aus. BMW-Chef Oliver Zipse sieht die Autoindustrie vor einer Auslese

Um 10 Uhr beginnt am Donnerstag eine denkwürdige BMW-Hauptversammlung. Zum 100. Aktionärstreffen des Autokonzerns versammeln sich Vorstand und Aufsichtsrat nicht wie gewohnt in der Olympiahalle, sondern in der kleineren BMW-Welt nebenan.

Die Aktionäre sind wegen der Corona-Pandemie nur über das Internet zugeschaltet, die Fragen mussten vorab geschickt werden. Und mit Oliver Zipse steht auch ein neuer Vorstandschef auf der Bühne, sein Vorgänger Harald Krüger hatte im vergangenen August vorzeitig aufgegeben.

Zipse nutzt die Gelegenheit, um den Konzern auf eine lange Durststrecke einzuschwören. Hatte der BMW-Vorstandschef noch im März an einen überschaubaren Einbruch geglaubt, so fürchtet er nun eine tiefe Krise. „Gerade hier in Deutschland denken viele, die Talsohle sei durchschritten, das Schlimmste sei vorbei“, sagt Zipse. „Doch die allgemeine Wahrnehmung deckt sich nicht mit der tatsächlichen Lage.“

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Während China wieder kräftig anziehe, schlage die Krise voll auf das Geschäft in Europa und den USA durch. BMW trifft der Shutdown in seinen Kernmärkten schwer. Anfang Mai hat Finanzchef Nicolas Peter bereits angedeutet, dass für das zweite Quartal tiefrote Zahlen drohen. Zipse kappt nun die Investitionen und kürzt beim Personal, um einen Jahresverlust zu verhindern.

Ein schwieriges Unterfangen, noch im April waren 30.000 Beschäftigte in Kurzarbeit, der Absatz lag weltweit 41 Prozent unter dem Vorjahr. Erst allmählich läuft die Produktion wieder an. Dass der Konzern dennoch eine Dividende von 2,50 Euro je Stammaktie zahlt und damit über 1,6 Milliarden Euro ausschüttet, stößt nicht überall auf Zustimmung.

„Muss man in dieser Situation nicht eher sein Pulver trocken halten?“, fragt Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz mit Blick auf die Ausschüttung. Zipse begründet die Dividendenzahlung mit dem Geschäftsjahr 2019, das der Konzern mit einem Gewinn von rund sieben Milliarden Euro vor Steuern abschloss.

„Ihr Unternehmen handelt zuverlässig, auch in der Dividendenpolitik“, sagt der BMW-Chef an die Adresse der Anteilseigner. Neben vielen Fondsgesellschaften kommen auch die Familien Quandt und Klatten in den Genuss der Zahlungen, sie kontrollieren rund die Hälfte der Stimmrechte.

Zudem ist bei BMW die Erfolgsbeteiligung der Mitarbeiter an die Dividende gekoppelt. Mit dem Betriebsrat hatte Zipse bereits im vergangenen Jahr ein Kappen der Erfolgsbeteiligung um zwanzig Prozent verhandelt. Statt über 9100 Euro erhält ein Bandarbeiter nun 7600 Euro Erfolgsprämie und damit immer noch deutlich mehr als der Branchendurchschnitt.

Ein Stopp der Ausschüttung an die Aktionäre hätte Zipse auch intern eine Menge Gegenwind beschert. Wenig überraschend also, dass sich schließlich 99,53 Prozent des vertretenen Kapitals für die Ausschüttung aussprachen.

19 Milliarden Euro Liquidität

Aufsichtsratschef Norbert Reithofer verteidigt den Vorstand: „Wir halten das Vorgehen für angemessen“, sagt Reithofer. Immerhin sei genug Liquidität im Unternehmen vorhanden, im ersten Quartal lag der Wert bei 19 Milliarden Euro. Reithofer stimmt den Vorstand selbst auf magere Jahre ein: Sinke die Rendite im Unternehmen unter drei Prozent – wie jetzt prognostiziert –, dann sinke die kurzfristige Erfolgskomponente auf null. Hinzu kämen ein Absinken der langfristigen Komponenten und der Wertverfall des Aktienanteils. Das Gehalt eines BMW-Vorstands ist zu 70 Prozent erfolgsabhängig.

BMW-Chef Zipse hat intern die Zügel angezogen. Für die obersten Führungskräfte herrscht seit Beginn der Krise Präsenzpflicht. Der Sparkurs wird verschärft, der Bau der neuen Fabrik in Ungarn ist mindestens um ein Jahr verschoben. Nicht gekürzt werden die Mittel für Forschung und Entwicklung. Im „Fiz“, dem zentralen Entwicklungszentrum in München, laufen die Projekte weiter.

Vor der BMW-Welt hatten sich einige Umweltaktivisten zum Protest versammelt, die dem Konzern mangelnden Klimaschutz vorwerfen. Zipse geht davon aus, dass die Klimadiskussion bei einem Abflachen der Pandemie „mit voller Wucht“ zurück auf die politische Agenda komme. Die steigenden Anforderungen an die Autoindustrie würden zu einer Auslese führen, beschleunigt durch die Folgen der Coronakrise.

Mit dem „i4“ und dem „iNext“ wird der Konzern 2021 zwei neue Elektroautos auf den Markt bringen. Die von der EU gesetzten Vorgaben für Kohlendioxidausstoß der Neuwagenflotte für 2021 werde BMW einhalten, verspricht Zipse. „Manche nutzen die Corona-Pandemie, um Vorgaben der geltenden Umweltregulierung infrage zu stellen. Ich sage ganz klar: Nicht mit uns!“, sagt Zipse. Eine Verschiebung von Zielen oder Fristen werde nur denen helfen, „die sich nicht rechtzeitig und ausreichend vorbereitet haben“.

Ein Seitenhieb auf die Konkurrenz. Der BMW-Chef setzt sich damit auch von Volkswagen und Daimler ab, die seit Wochen eine Kaufprämie für Autos mit Verbrennungsmotor fordern. Zipse redet lieber von einem „Konjunkturpaket für die gesamte Wirtschaft“, das „Innovation und Umweltschutz verbinde“. Offen fordert er eine zusätzliche Förderung der Ladeinfrastruktur für Elektroautos.