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BMW beschließt den Abbau von 6000 Stellen

Management und Betriebsrat haben sich auf einen Personalabbau geeinigt. Der Konzern rechnet weiter mit schweren Absatzeinbrüchen infolge der Corona-Pandemie.

Es ist der erste Personalabbau, den der Autobauer seit der Finanzkrise 2008 vornimmt. Foto: dpa
Es ist der erste Personalabbau, den der Autobauer seit der Finanzkrise 2008 vornimmt. Foto: dpa

Seit Mitte Mai laufen die Bänder bei BMW wieder, aber ausgelastet sind die Fabriken nicht. Die Kurzarbeit für die rund 34.000 Beschäftigten ist weitgehend aufgehoben, doch es mangelt an Arbeit. Die wichtigsten deutschen Standorte laufen im Ein-Schicht-Betrieb – zu wenig, um wirtschaftlich zu produzieren. Die Aussichten sind mau: In Deutschland läuft das Geschäft schleppend, in Frankreich, Italien und Großbritannien liegt es weiter am Boden.

Seit Wochen verhandeln Betriebsratschef Manfred Schoch und Personalchefin Ilka Horstmeier über einen Personalabbau, den Finanzchef Nicolas Peter bereits mit 6000 Vollzeitstellen vorgegeben hat. Hinzu kommt der weitgehende Wegfall von Leiharbeitern und Werkverträgen.

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„Wir sind auf gutem Wege“, sagte eine Konzernsprecherin am Donnerstag. Betriebsbedingte Kündigungen, vor denen Betriebsratschef Schoch vor wenigen Wochen noch gewarnt hatte, sind vorerst ausgeschlossen. Die Betriebsvereinbarung soll an diesem Freitag unterzeichnet werden.

Es ist der erste Personalabbau, den BMW seit der Finanzkrise 2008 vornimmt. Schon vor der Coronakrise stimmten die Zahlen bei den erfolgsverwöhnten Münchenern nicht mehr. Die Umsatzrendite im Autogeschäft lag 2019 unter fünf Prozent, angepeilt sind acht. Das erste Halbjahr 2020 wird BMW wegen des Shutdowns in die roten Zahlen treiben. Der Absatz von 2,5 Millionen Autos könnte auf knapp über zwei Millionen sinken, heißt es in Konzernkreisen.

BMW-Chef Oliver Zipse und Finanzchef Nicolas Peter wollen um jeden Preis Verluste am Ende des Jahres vermeiden. Das wollen auch die Betriebsräte: Solange BMW im Gesamtjahr schwarze Zahlen schreibt, sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen.

Der jetzt vereinbarte Personalabbau findet daher auch freiwillig statt: Offene Stellen werden nicht wiederbesetzt. Die Masse soll über Aufhebungsverträge erreicht werden. Die Altersteilzeit für die Jahrgänge ab 1963 und älter wird ausgeweitet. Sabbaticals und Fortbildungen werden gefördert, ein späteres Rückkehrrecht wird garantiert.

Auch die anderen Autobauer streichen Stellen

Hinzu kommt das weitgehende Herunterfahren von Werkverträgen in der Entwicklungsabteilung und Leiharbeitern in der Produktion. BMW beziffert die Anzahl der Zeitarbeitskräfte nicht, in Konzernkreisen ist von bis zu 10.000 die Rede, die über das Jahr gestrichen werden.

Der Abbau passt ins Bild: Konkurrent Daimler hat im April angekündigt, konzernweit bis zu 15.000 Stellen zu streichen. Audi hatte bereits Ende 2019 den Abbau von 9500 Jobs beschlossen. Auch die großen Zulieferer wie Continental, Schaeffler und Bosch fahren ihre Kapazitäten herunter.

Einer Studie der Universität St. Gallen zufolge sank die Autoproduktion in Deutschland zwischen Januar und Mai um 44 Prozent. Am Ende des Jahres könnte ein Rückgang von 27 Prozent stehen. Mit 3,4 Millionen Autos sinkt die Produktion auf das Niveau von 1976. „Nach unserer Einschätzung kostet die Krise in Deutschland 100.000 Arbeitsplätze in der Automobil- und Zulieferindustrie“, sagt Studienleiter Ferdinand Dudenhöffer.

Wie schwer es BMW noch treffen wird, ist offen. Mit einer Liquidität von 17 Milliarden Euro sehen sich die Münchener gut finanziert. Das jetzt vereinbarte Sparpaket reicht selbst bei schwacher Nachfrage für die nächsten ein bis zwei Jahre, heißt es im Konzern. In den Stammwerken München und Dingolfing sind dieses Jahr die Kapazitäten ohnehin begrenzt. Dort laufen die Vorbereitungen für den Anlauf der Elektroautos i4 und iNext, die 2021 vom Band laufen sollen.

Doch mittelfristig müsse die Nachfrage wieder deutlich anziehen, um die deutschen Werke auslasten zu können, heißt es im Konzern. Streitpunkt bleibt weiter der geplante Bau einer Fabrik in Ungarn. Finanzvorstand Nicolas Peter erklärte zuletzt, das Projekt sei um mindestens ein Jahr verschoben. Die Arbeitnehmer plädieren dafür, den geplanten Bau des neuen Produktionsstandorts ganz auf die lange Bank zu schieben.