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Trump feiert einen Triumph am Arbeitsmarkt: „Die Zahlen sind unglaublich“

Die Arbeitslosenquote ist auf 13,3 Prozent gesunken. Foto: dpa

Völlig überraschend erholt sich der US-Jobmarkt leicht – der US-Präsident nutzt das als Steilvorlage. Doch die Arbeitsmarktbehörde räumt erneut eine Panne ein.

Die überraschend guten US-Arbeitslosenzahlen waren erst wenige Minuten alt, da berief das Weiße Haus eine kurzfristige Pressekonferenz mit Donald Trump ein. Im sonnigen Rosengarten des Weißen Hauses feierte ein blendend gelaunter US-Präsident sich und sein Land für den Rückgang der Arbeitslosenquote im Monat Mai.

Von 14,7 Prozent im April – dem höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg – ist sie im Mai auf 13,3 Prozent gesunken „Die Experten haben einen Verlust von neun Millionen Jobs vorausgesagt, stattdessen haben wir ein Plus von drei Millionen Jobs“, sagte Trump und zeigt sich überzeugt: „Wir stehen vor einer langen Phase des Wachstums.“

Tatsächlich waren es zwar nur 2,5 Millionen gewonnene Stellen beziehungsweise acht Millionen prognostizierte Verluste, aber die Zahlen haben viele Arbeitsmarktforscher zunächst durchaus überrascht. „Wir haben keine gute Erklärung“, räumte Mohamed El-Erian, ökonomischer Chefberater der Allianz, ein. Die meisten Analysten hatten mit einem Anstieg auf etwa 20 Prozent gerechnet.

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Dass die US-Wirtschaft wieder angefangen habe zu wachsen, „widerspricht jedem anderen Datenpunkt, den wir haben, darunter auch den laufenden Anträgen auf Arbeitslosengeld.“ Die waren vergangene Woche um rund 650.000 Anträge gestiegen und liegen nun bei 21,5 Millionen – höher als viele Experten erwartet hatten.

„Wir sind davon ausgegangen, dass Unternehmen erst im Juni Mitarbeiter wieder einstellen“, so Jan Hatzius, Chef-Ökonom von Goldman Sachs, auf CNBC.

Experten warnen vor zu guter Stimmung

Die guten Zahlen hatten ein Feuerwerk an den amerikanischen Aktienmärkten ausgelöst und der Technologiebörse Nasdaq ein neues Rekordhoch beschert.

„Die Zahlen sind unglaublich“, schrieb Präsident Donald Trump vor seinem Triumphzug im Rosengarten bereits auf Twitter.

Im Laufe des Handelstages entbrannte eine Diskussion über die Verlässlichkeit der Daten. Es stellte sich heraus, dass die Zahlen tatsächlich nur dank einer Datenpanne der Arbeitsmarktbehörde so gut aussahen. Die Behörde hatte Millionen von Amerikanern in eine falsche Kategorie eingeteilt. Sie hätten eigentlich unter „arbeitslos oder temporär ohne Arbeit eingestuft werden sollen“, räumte die Behörde weit hinten in ihrer veröffentlichten Mitteilung ein.

Wäre das passiert, dann läge die Arbeitslosenquote rund drei Prozentpunkte höher, bei 16,6 Prozent. Allerdings gab es schon im Vormonat einen ähnlichen Fehler. Die Arbeitslosenquote für den April hätte daher bei 19 Prozent liegen sollen.

Die Behörde wolle den Fehler jedoch nicht korrigieren, wie sie kryptisch erklärte, um die „Integrität der Daten nicht zu gefährden“. Man wolle sich jedoch die Fehlerquelle genau anschauen, damit sich die Panne im kommenden Bericht nicht noch einmal wiederholt. Die Richtung aber stimme so oder so, wie Torsten Slok, Chefökonom der Deutschen Bank bestätigt.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich im Mai überraschend entspannt. Vor allem Restaurants und die Baubranche haben schneller eingestellt als erwartet. Kommunen und Bundesstaaten haben dagegen eine hohe Zahl an Jobs gestrichen, um mit knappen Budgets klarzukommen.

Unabhängig von der tatsächlichen Zahl: „Am Arbeitsmarkt blinken weiter die Alarmsignale“, gab El-Erian im Gespräch mit dem Handelsblatt zu bedenken. Weitere Hilfsmaßnahmen seien nötig, diese sollten jedoch gezielter bei den Menschen ankommen, die tatsächlich Hilfe brauchen. Die Konsumschecks, die die US-Regierung in den vergangenen Wochen an die Haushalte verschickt hatte, seien dagegen zu breit angesetzt gewesen.

Ende Juli laufen die Zuschüsse zum Arbeitslosengeld aus, die in der Krise um 600 Dollar pro Woche aufgestockt wurden. Sollten diese nicht zumindest zum Teil verlängert werden, „dann droht eine Armutswelle im Land“, gibt David Kelly, Globaler Stratege von JP Morgan Asset Management, zu bedenken.

Auch Ökonomie-Nobelpreisträger Paul Krugman geht davon aus, dass weitere Hilfspakete nötig seien – auch für Kommunen und Bundesstaaten: „Sonst werden der späte Sommer und frühe Herbst die Hölle.“ Die Märkte ließen sich in ihrer Euphorie nicht von den Nachrichten über die Datenpanne bremsen.

Trump selbst führte die guten Arbeitsmarktdaten zum einen auf die rasche Öffnung der Wirtschaft der USA nach dem Corona-Lockdown zurück: Bundesstaaten wie Georgia, Florida und South Carolina hätten deutlich gemacht, wie das verantwortungsvoll möglich sei. Zum anderen auf die staatlichen Hilfsprogramme für Bürger und Unternehmen: Ein Teil dieser Hilfen unterstützt Unternehmen dabei, ihre Arbeitnehmer an Bord zu halten. „Wir haben drei Billionen Dollar ausgegeben, um die Wirtschaft zu retten. Wir sind bereit noch mehr auszugeben. Ich denke, wir sollten das tun“, so Trump.

Eine Bemerkung, die vor allem an die Parlamentarier der eigenen republikanischen Partei gerichtet war, die weiteren schuldenfinanzierten Corona-Paketen skeptisch gegenüberstehen.

Positivnachricht im Wahlkampf

Auch die oppositionellen Demokraten bekamen vom Präsidenten ihren Teil ab: „Wir bringen die Jobs zurück. Das einzige, was uns jetzt noch stoppen kann, ist schlechte linke Politik mit Steuererhöhungen.“ Es sei „total lächerlich, jetzt wie die Demokraten einen Green New Deal zu fordern“, ein Konjunkturprogramm, das vor allem auf Investitionen in die Umwelt setzt.

Für seine gute Laune hat Trump an diesem Freitag allen Grund. Seit zehn Tagen dominieren die Proteste gegen rassistische Polizeigewalt die US-Nachrichten. Ein Thema, zu dem Trump außer gelegentliche Twitter-Aufrufen zu „Law & Order!“ erkennbar wenig beizutragen hat. Den Afroamerikaner George Floyd, dessen Tod die Proteste ausgelöst hatte, erwähnte Trump in einem makabren Zusammenhang mit den Arbeitsmarktdaten: „Ich hoffe, George schaut jetzt auf uns herab und erkennt, was für großartige Dinge in unserem Land passieren. Es ist ein großartiger Tag für alle. Es ist auch ein großartiger Tag für die Gleichberechtigung.“ Was der Präsident nicht erwähnte: Die Arbeitslosigkeit für Schwarze ist im Mai gestiegen.

Doch darüber schweigt Trump lieber. In US-weiten Meinungsumfragen liegt er derzeit rund zehn Prozentpunkte hinter seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden. Trump setzt auf einen raschen Wirtschaftsaufschwung, um die Wahl am 3. November doch noch zu gewinnen. Und genau der scheint sich nun abzuzeichnen.

Wie optimistisch die Arbeitsmarktdaten den Präsidenten gestimmt haben, zeigte sich am Freitag an einem eher seiner seltenen Anflüge an Selbstironie: „Ach, ich glaube, ich kaufe mir lieber ein Wohnmobil und reise mit meiner First Lady durchs Land.“ Seine hinter ihm versammelte Entourage lachte pflichtschuldig.

Mehr: Es braucht Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt – oder es droht eine verlorene Generation. Ein Kommentar.