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Brexit: Was Europas Schicksalstag für die Weltwirtschaft bedeutet

Brexit: Was Europas Schicksalstag für die Weltwirtschaft bedeutet


Es ist das in Europa mit am meisten Spannung erwartete Ereignis seit der Griechenland-Krise: Die Abstimmung über den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union. An diesem Donnerstag stimmen etwa 45 Millionen Wahlberechtigte in England, Schottland, Wales und Nordirland in einem Referendum über die Zukunft Großbritanniens, aber auch der EU ab. Kommt der Brexit, dürfte es viele Verlierer geben.

Europa steckt in der Dauerkrise: Erst hielt die Griechenlandkrise den Alten Kontinent praktisch das ganze laufende Jahrzehnt in Atem, dann kam die Flüchtlingskrise hinzu, die die politischen Kräfte radikalisierte – nun geht es auch noch um den Verbleib einer der wichtigsten Grundpfeiler der europäischen Idee.

Brexit-Votum in Großbritannien - ein Überblick

Seit 1973 ist Großbritannien Mitglied der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, aus der die Europäische Gemeinschaft und schließlich die Europäische Union werden sollte – doch eine gehörige Portion Skepsis blieb auf der Insel stets bestehen. Entsprechend behielt sich Großbritannien zur Einführung des Euro ein sogenanntes „Opt-out“ vor – das Recht, die eigene Währung, das Pfund, zu behalten.

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Leitet der Brexit das Ende der EU ein?

Doch seit Jahren geht es längst nicht mehr um einen gemeinsamen Währungsraum, sondern um das große, ganze Konstrukt der Nachkriegsordnung. Nach Jahren einer immer EU-skeptischeren Grundstimmung bedingt durch politische Lähmung in Brüssel,  die anhaltende Transferunion und zuletzt die Flüchtlingskrise steht Großbritannien nun am europäischen Scheideweg – und mit dem Inselstaat auch die EU.

UKIP-Chef Nigel Farage macht für den Brexit mobil (Foto: dpa)
UKIP-Chef Nigel Farage macht für den Brexit mobil (Foto: dpa)



Ein britisches ‚Nein‘ zu Europa besitzt schließlich gleichsam politische als auch wirtschaftliche Sprengkraft. Politisch könnte ein Europa-Austritt Großbritanniens den Anfang von Ende des europäischen Staatenbundes einleiten, wenn sich nach der Dominotheorie auch andere Staaten in Referenden gegen Europa aussprechen, wie Luxemburgs Außenminister Asselborn im Interview mit dem „Tagesspiegel“ befürchtet.

Brexit könnte Englands Konjunktur abstürzen lassen

Wirtschaftlich wären die Folgen indes relativ schnell greifbar: Vor allem für Großbritannien wäre ein Austritt unmittelbar spürbar, zumal Im- und Export in und aus der EU mehr als 50 Prozent des gesamten Handelsvolumens ausmachen. Im Falle eines Brexits müsste London die Wirtschaftsbeziehungen zur EU neu aushandeln – die Grundfreiheiten des europäischen Binnenmarktes (freier Güter-, Dienstleistungs-, Kapital- und Personenverkehr) wären so nicht mehr gültig.

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Vor allem höhere Zölle dürften den Im- und Export belasten und damit Großbritanniens Wirtschaftsleistung fühlbar schmälern – Volkswirte rechnen mit Belastungen von mehreren Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Wirtschaftliche Nachteile auch für Deutschland

Gleichzeitig würden britische Landwirte nicht länger von den Subventionen Brüssels profitieren. Vor allem in der Realwirtschaft dürfte es zu Einschnitten und empfindlichen Jobverlusten kommen: Gerade der exponierte Finanzplatz London dürfte von einem regelrechten Exodus betroffen sein, weil Investmentbanken ihre Europazentrale in der englischen Hauptstadt aufgeben könnten.

Auch die deutsche Wirtschaft, die jedes Jahr Waren im Wert von etwa 90 Milliarden Euro nach Großbritannien liefert, wäre als Hauptexporteur Europas entsprechend betroffen – jedes fünfte in Deutschland produzierte Auto wird etwa in Großbritannien ausgeliefert. Die Versicherungsgruppe Euler Hermes rechnet für den Fall eines Brexits auch mit Milliardenverlusten für die deutsche Wirtschaft.

Demonstranten in Rom fordern die Briten unter dem Motto A Kiss For Europe zum Bleiben auf (Foto: dpa)
Demonstranten in Rom fordern die Briten unter dem Motto A Kiss For Europe zum Bleiben auf (Foto: dpa)



Turbulenzen an den Kapitalmärkten erwartet

An den Kapitalmärkten hat das Brexit-Gespenst Anleger in den vergangenen Handelstagen bereits gehörig einen Schrecken eingejagt, zumal die Zahl der Befürworter eines Austritts zuletzt in Umfragen mit den Gegnern gleichauf lag. So büßte der Dax in den vergangenen zwei Wochen in der Spitze neun Prozent an Wert ein, ehe Schnäppchenjäger zugriffen.

Zu den eigentlichen Kapriolen dürfte es im Falle eines Brexits am Freitag an den Devisenmärkten kommen. „Eine Entscheidung für einen Brexit würde das Pfund hart treffen“, mutmaßte bereits vor Monaten Analyst Nick Konus von der niederländischen Bank ABN Amro. Entsprechend hat das Pfund in den vergangenen Wochen gegenüber Euro und Dollar einige Prozent abgewertet.

Pfund könnte schwer unter Druck geraten

Doch das wäre wohl nur der Anfang: „Wir rechnen mit einem Pfund-Absturz um weitere 20 bis 30 Prozent“, zeichnet David Kohl, Chefvolkswirt der Schweizer Privatbank Julius Bär, in der Tageszeitung „Die Welt“ ein nahezu apokalyptisches Szenario für die britische Währung. Auch der Euro dürfte im Falle eines Brexits unter Druck geraten, zumal das Fundament der Europäischen Union dann wackliger denn je erscheint.

Brexit-Votum in Großbritannien - ein Überblick

Entsprechend pathetisch geht der Positionierungskampf um Großbritanniens Verbleib in der EU, der vergangene Woche vom tragischen Attentat auf die Labour-Abgeordnete Jo Cox überschattet wurde, auf die Zielgerade. „Dies ist eine unumkehrbare Entscheidung“, warnte Großbritanniens Premierminister David Cameron noch einmal eindringlich vor dem Votum. Spätestens Freitagmorgen dürfte eines der beiden Lager triumphierend von einer neuen Ära künden und das andere einer „historischen Chance“ nachtrauern…

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