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Der zweite Streich der Janet Yellen

Um Punkt 20 Uhr deutscher Zeit sollte die US-Notenbank Federal Reserve bekannt geben, dass sie die Leitzinsen um ein Viertelprozent auf eine Spanne zwischen 0,5 und 0,75 Prozent erhöht. Alles andere wäre jedenfalls eine große Überraschung. Ökonomen und Anleger werden dann genau auf die Details der Stellungnahme achten und auf die Ausführungen von Fed-Chefin , die eine halbe Stunde später beginnt.

„Entscheidender als die Zinserhöhung selbst, dürfte das 'Wording' zum künftigen Kurs der Währungshüter sein“, sagt etwa LBBW-Analyst Uwe Streich. Dabei ergeben sich viele Fragen. Die erste lautet, ob der Beschluss einstimmig fällt. Bei der ersten Zinserhöhung seit der Finanzkrise vor genau einem Jahr hatte Yellen zuvor eifrig mit ihren Kollegen im geldpolitischen Ausschuss geredet, um einen einstimmigen Beschluss zu erreichen – mit Erfolg. In den letzten Monaten hatte Yellen zwei Gegenstimmen. Esther Goerge von der Fed Kansas und Loretta Mester aus Cleveland widersprachen, weil sie schon eher eine weitere Zinserhöhung wünschten.

Von ihnen ist daher am heutigen Mittwoch keine Opposition zu erwarten. Es hat sich in der Öffentlichkeit aber auch kein stimmberechtigter Geldpolitiker mit Warnungen vor einer zu frühen Erhöhung profiliert. Alles andere als ein einstimmiger Beschluss wäre daher eine Überraschung.

Die für ihre Vorsicht bekannte Federal Reserve wird alles andere tun, als die Zügel zu früh zu fest zu ziehen. Entscheidend ist das Tempo, mit dem die mächtigste Notenbank der Welt den Wechsel in diese neue Phase der Geldpolitik forciert. Aktuell wird für 2017 mit zwei weiteren Erhöhungen gerechnet.

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Janet Yellen wird wie üblich allenfalls sehr vorsichtige Hinweise auf den weiteren Kurs der Fed geben und betonen, alles hänge von den jeweiligen wirtschaftlichen Daten ab. Spannend ist, ob sie auch nur in Andeutungen auf die Marktreaktionen und die Veränderungen der wirtschaftlichen Perspektiven seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten eingeht. Seither haben sich Märkte und Ökonomen auf ein höheres Wachstum eingestellt, das vor allem von steigender Staatsverschuldung getrieben ist und eine größere Inflationsgefahr mit sich bringt.

Die Aktienmärkte feiern den Sieg immer noch, bei Anleihen sind die Renditen deutlich gestiegen. Das würde für einen etwas rascheren Anstieg der Leitzinsen in den sprechen. Bisher hatte Yellen dagegen immer betont, die Anpassung solle sehr behutsam erfordern.

Mit Donald Trump als zukünftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten hat sich die Situation geändert. „Alle Präsidenten wünschen sich im Grunde niedrige Zinsen“, sagte Martin Moryson, Chefvolkswirt von Sal. Oppenheim. „Diesen Gefallen wird die Fed Herrn Trump nicht tun. Es wird interessant, wie er darauf reagiert.“ Auch die Notenbank wisse nicht, welchen wirtschaftspolitischen Kurs ein designierter Präsident Trump einschlagen werde. Die meisten bekannten Vorhaben könnten allerdings inflationstreibend sein. Daher spreche vieles dafür, dass die nächsten Zinsschritte schneller kommen und steiler ausfallen, sagte Moryson.

Neben dem Zinsbeschluss wird die Fed auch noch die Prognosen der Mitglieder im geldpolitischen Ausschuss bekanntgeben. Sie geben Aufschluss darüber, wie die Geldpolitiker die Entwicklung von Wachstum, Zinsen und Inflation einschätzen. Auch hier werden die Investoren nach kleinen Veränderungen suchen, die möglicherweise schon die Wende an den Märkten nach der Präsidentschaftswahl widerspiegeln. Es kann aber gut sein, dass die „Dots“, wie die Prognosen genannt werden, wenig verändert sind, weil die Geldpolitiker noch kein klares Bild der neuen Situation haben.


In Europa bleiben die Zinsen noch lange niedrig

Vor dem Termin herrschte an den Börsen Zurückhaltung. Asiens Handelsplätze traten auf der Stelle. In Frankfurt kam der Dax am Nachmittag auf ein Minus von 0,2 Punkten bei 11.263 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 notierte ein halbes Prozent leichter bei 3220 Punkten. Im Mittelpunkt steht die Wall Street. Nach einem erneuten Rekordlauf steht der Dow-Jones-Index mit 19.911 Punkten nicht mehr weit weg von der 20.000-Punkte-Marke, nachdem der traditionsträchtige Leitindex den Meilenstein von 19.000 Punkten erst vor drei Wochen zum ersten Mal passiert hatte.

Derweil stehen in der Euro-Zone die Zeichen weiter auf Geldflut. Erst vergangene Woche hatte die Europäische Zentralbank um Chef Mario Draghi ihr massives Anleihekaufprogramm bis mindestens Dezember 2017 verlängert, was 540 weiteren Milliarden Euro entspricht. In der Währungsunion stehen die Zeichen auf alles andere als eine Straffung. EZB-Chefvolkswirt Peter Praet sieht die Euro-Zone noch längst nicht für höhere Zinsen gerüstet. „Wir sind noch nicht so weit“, sagte Praet der Wochenzeitung „Die Zeit“ im Interview.

In den USA sei die Konjunkturerholung deutlich weiter fortgeschritten, die Arbeitslosigkeit geringer, die Inflationsrate höher. „Deshalb kann die amerikanische Wirtschaft höhere Zinsen verkraften.“ Laut Praet habe sich die wirtschaftliche Lage auf dem alten Kontinent inzwischen gebessert. Der Aufschwung festige sich.

„Allerdings ist das Tempo noch gemäßigt, und die Inflation ist noch ein gutes Stück entfernt von dem Wert, den wir anstreben,“ so Praet. Die EZB peilt knapp zwei Prozent Inflation an. Im November lag sie nur bei 0,6 Prozent. Der Euro dürfte somit angeschlagen bleiben, da die US-Anleihen schon jetzt mehr Rendite als die europäischen abwerfen. Mit 1,0620 Dollar bewegte sich die Gemeinschaftswährung kaum.

KONTEXT

Zentralbanken und Negativzinsen

Japan

Satz der Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Leitzins): 0,0 Prozent

Einlagenzinssatz für Banken: -0,1 Prozent

Schweiz

Satz der Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Leitzins): -0,75 Prozent (15.01.2016)

Einlagenzinssatz für Banken: gestaffelt -0,75 Prozent

Dänemark

Satz der Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Leitzins): 0,05 Prozent

Einlagenzinssatz für Banken: -0,65 Prozent

Schweden

Satz der Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Leitzins): -0,5 Prozent

Einlagenzinssatz für Banken: -0,5 Prozent

Euro-Zone

Satz der Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Leitzins): 0,0 Prozent

Einlagenzinssatz für Banken: -0,4 Prozent