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Zombie-Leihräder von Pleitefirma O-Bike werden zum Ärgernis

Die Firma aus Singapur hat viele Städte mit ihren Rädern überschwemmt – und ist nun abgetaucht. Ihr Aufstieg und Fall vollzogen sich im Zeitraffer.

Sie hängen an Bäumen, sie liegen in den Büschen, mal mit Sattel, mal ohne, und in den Wellen der Isar gehen nicht wenige von ihnen baden: Die Leihräder von O-Bike sind in München allgegenwärtig. 3000 der gelb-silbernen Billigfahrräder seien noch übers Stadtgebiet verteilt, schätzt die Verwaltung.

Für viele Münchener sind die Zweiräder von O-Bike allerdings schon lange ein Ärgernis. Wie ein Schwarm Heuschrecken fiel der Anbieter aus Singapur vergangenen Sommer über die bayerische Metropole her und stellte seine O-Bikes im ganzen Stadtgebiet ab. „Wir sind die smarteste Bikesharing-Plattform der Welt“, warb Obike für seine Dienste. Tatsächlich aber blockierten 7000 Räder binnen weniger Wochen die Bürgersteige, verunstalteten die Parks.

Schnell wurde klar, dass kein Mensch diese Masse an Leihrädern braucht, schon gar nicht in einer lausigen Qualität. Doch sie sind nach wie vor da. „Das ist ein großes Ärgernis. Wir versuchen seit Wochen und Monaten, bei O-Bike jemanden zu erreichen, der sich um die Entfernung der Räder kümmert“, klagt Florian Paul, Fahrradbeauftragter der Stadt.

Das ist nicht weiter überraschend. In Singapur hat der Betreiber im Juni Insolvenz angemeldet. Aufstieg und Fall von O-Bike vollzogen sich im Zeitraffer. Eigenen Angaben zufolge begann das Unternehmen seinen Service in dem Stadtstaat im Februar 2017, kurz nach der Gründung. Monat für Monat ging O-Bike in einem weiteren Land an den Start; im August war mit München die erste deutsche Stadt an der Reihe. Kurz darauf folgten Frankfurt, Hannover und Berlin.

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Allerorten hatte O-Bike mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen: Die wild verstreuten Velos gingen der Bevölkerung schnell auf die Nerven. Singapur griff schließlich rabiat durch. 30 Singapur-Dollar, umgerechnet knapp 20 Euro, muss inzwischen hinlegen, wer ein Leihrad aufstellen will. Noch einmal so viel wird an Kaution fällig.

So sorgt der Staat vor, falls er die Räder einsammeln muss. In Australien droht eine Strafe von 3000 australischen Dollar (rund 1900 Euro), falls ein Bike längere Zeit eine Straße blockiert. Aus beiden Ländern zog sich O-Bike schon zurück.

In München stehen die meisten Räder herum

Leihräder sind für die Münchener im Grunde nichts Neues, im Gegenteil. Das Start-up Call-a-Bike hat schon im Frühjahr 2000 die ersten 1800 Velos in der Stadt verteilt. Per Telefon zu mieten, gehörten die Räder mit den leuchtend orangen Streifen schnell zum Stadtbild der bayerischen Landeshauptstadt wie die weiß-blauen Straßenbahnen. Zwar ging die junge Firma schnell pleite, doch die Räder stehen heute noch auf den Bürgersteigen: Das Unternehmen gehört längst zur Deutschen Bahn.

Bis O-Bike kam, waren Leihräder in München kein großes Gesprächsthema; sie waren einfach da und wurden genutzt. Mit 2,25 Leihrädern je 1000 Einwohner war die Stadt – in der Zeit vor O-Bike – laut Greenpeace der Spitzenreiter hierzulande, gefolgt von Frankfurt und Köln. Leihrad-Programme sind weltweit schwer im Kommen. 2005 waren es dem Statistikportal Statista zufolge 17, dieses Jahr sollen es mehr als 1600 werden.

O-Bike ist aber ein warnendes Beispiel, wie eine gut gemeinte Sache aus dem Ruder laufen kann. Ärgern werden sich vor allem jene Kunden, die jetzt um ihre Kaution von 79 Euro bangen. Dabei scheinen andere Systeme durchaus erfolgreich zu sein. Die Münchener Verkehrsgesellschaft (MVG) stockt ihre Radflotte gerade auf, von 1200 auf 3200.

Der große Unterschied zu O-Bike: Die Velos des kommunalen Bus- und Bahnbetreibers lassen sich hauptsächlich an festen Stationen mieten und zurückgeben. So stören sie weniger.

Die Münchener sollten sich nicht zu früh freuen, dass sie nach dem schleichenden Rückzug von O-Bike wieder mehr Platz auf dem Trottoir finden. Jetzt sind es die Leihbikes von „Donkey“, die ins Auge fallen. Immerhin, die dürfen nur an bestimmten Plätzen abgestellt werden.