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Er war einer von Lidls Top-Managern, jetzt verkauft er fleischlose Bratwurst: Warum Erwin Meijer seine Konzern-Karriere aufgab und bei einem Startup anheuerte

Erwin Meijer hat eigentlich eine typische Konzernkarriere hinter sich. Er gilt als echtes Lidl-Gewächs.

Erwin Meijer
Erwin Meijer (Bild: Business Insider)

Über 25 Jahre lang war der 56-jährige Niederländer bei Lidl in Schlüssel-Führungspositionen, zuletzt als Executive Vice President bis 2020. Er baute bei dem Discounter das Einkaufssystem aus und wurde sogar vom globalen Lidl-Chef "Killerwal" Klaus Gehrig persönlich eingestellt. Mit 30 Jahren fing er bei Lidl in Portugal an, ging dann in die Niederlande, dann nach Deutschland, bis er schließlich zum Leiter des europäischen Einkaufs aufgestiegen war.

Dann folgte der Bruch in seiner Konzernkarriere: Meijer wechselte zum britischen Start-up Meatless Farm und wurde dort zum Europa-Chef. Nur warum kündigt man seinen Job als Top-Manager bei einem der größten Lebensmitteleinzelhändler Europas, um ausgerechnet in einem Start-up anzufangen?

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"Nach 25 Jahren war der Moment gekommen, um zu gucken: Was kommt jetzt?", erzählt er rückblickend über die Zeit vor dem Karrierewechsel. An diesem Punkt habe er sich vor knapp einem Jahr befunden. Da habe es gut gepasst, dass sich Jesper Hojer bei ihm meldete und Meijer zu Meatless Farm holen wollte. Der Däne Hojer ist Vorstand und Investor bei dem Start-up, das Fleischersatz-Produkte entwickelt. Zudem ist er ein alter Lidl-Bekannter, war früher Meijers Einkäufer in Dänemark. Meijer selbst hatte Hojer angestellt, als der gerade einmal 23 Jahre alt war. 2017, 17 Jahre später, rückte Hojer zum Vorstandsvorsitzenden des Discounters für Deutschland auf, eine Position, die er bis 2019 halten sollte. Bis heute sind die Männer noch befreundet.

Auf der Suche nach dem Sinn

Diese Tatsache hätte Meijer die Entscheidung für den Wechsel von der Handelskette ins Start-up noch leichter gemacht. "Natürlich denkst du mit 55 Jahren anders als mit 30, man will auch mehr Zeit für sein Privatleben haben”, sagt Meijer heute. Mit dem Jobwechsel habe er endlich wieder zurück in die Niederlande ziehen können. Und: Er habe beruflich etwas tun wollen, das mehr "von einer Berufung getrieben" sei, einem Nutzen für die Gesellschaft. Konkret meint Meijer damit: Den Fleischkonsum der Menschheit zu reduzieren. In dieser "Sinnfindungsphase", wie Meijer sie nennt, hätten auch seine Kinder eine Rolle gespielt, drei Söhne im Alter zwischen 20 und 25 Jahren. Als politische, aktivistische und umweltbewusste Kinder der Generation Z, die mit einem Greta-Thunberg-Mindset aufgewachsen seien, beschreibt er sie. Meijer erzählt, seine Kinder würden ihm immer wieder sagen: "Wir können nicht warten, bis wir dran sind, ihr Älteren müsst jetzt etwas machen." Und das versuche er nun in seinem Job umzusetzen.

Dabei habe Meijer selbst erst spät in seinem Leben zu einer gesünderen und fleischarmen Ernährung gefunden. "Ich bin ein typischer Flexitarier und habe erst über die Zeit gemerkt, wie viel einfacher es ist, weniger Fleisch zu essen – auch dank der vielen Alternativen, die es mittlerweile auf dem Markt gibt.”

Meijers Aufgabe als Europa-Chef des Unternehmens Meatless Farm ist es, die Produkte in Deutschland bekannt zu machen und die Expansion hierzulande umsetzen. Der gebürtige Niederländer baut derzeit in Amsterdam die neue europäische Unternehmenszentrale und ein neues Produktionszentrum auf. Von dem neuen, ersten europäischen Standort will Meijer den Vertrieb im Einzelhandel und in der Gastronomie schneller skalieren. Als Investor ist Meijer übrigens auch an dem Erfolg von Meatless Farm – und seiner eigenen Arbeit – beteiligt. Ein Modell, das es so bei Lidl, seinem alten Arbeitgeber, nicht gibt.

Lidl im Blut

Nichtsdestotrotz spricht Meijer immer noch von "wir", wenn er über Lidl redet. Bei dem deutschen Discounter habe man sich mit sehr viel Respekt voneinander verabschiedet und sei gut auseinandergegangen. "Ich lieb’ Lidl immer noch. Die Arbeit dort hat mich sehr weit gebracht. Die Lidl-Familie ist meine Familie und ich sehe mich immer noch als Teil von ihr", sagt Meijer.

Eines der wichtigsten Learnings, das er von dort mitgenommen habe: "Es geht immer um Menschen. Im Handel wie im Unternehmen. Das Team ist immer wichtiger als das Individuum und man muss zusammen an einem Strang ziehen." Man merkt: Die 25 Jahre bei dem Discounter haben den Manager geprägt. Lidl ist bekannt dafür, dass möglichst wenig nach Außen dringen soll, alles im Unternehmen und im engsten Kreis ausgemacht wird. Nachwuchs- und Führungskräfte werden im eigenen Unternehmen großgezogen, das eigene Team gefördert. Und wie man aus Branchenkreisen immer wieder erfährt, sollen Führungskräfte bei Lidl bescheiden sein, nicht groß auffallen, sich selbst und die eigenen Erfolge außerhalb des Unternehmens nicht groß feiern. Ganz anders wiederum in der Startup-Welt, hier gilt: je sichtbarer, desto besser. Denn das neue Produkt und Unternehmen sollen schließlich bekannt gemacht werden. Insofern war der Wechsel von Lidl zu Meatless Farm auch ein kultureller Wandel für Meijer. Es dürfte nicht ganz leicht werden, diese Firmenkultur abzulegen, denn Meijer hat die "Lidl-Werte" an einer Art Akademie für Lidl-Nachwuchskräfte regelmäßig in einem viertägigen Workshop vermittelt, gemeinsam mit einer Kollegin aus der Personalabteilung. Wissen weitergeben, Nachwuchs fördern, das macht ihm Spaß, weshalb er sich künftig auch vorstellen könne, als Coach zu arbeiten.

Auch, wenn seine Jahre bei Lidl stark geprägt haben, ist es wohl auch genau jene Erfahrung, die ihm nun helfen dürfte, mit Meatless Farm in Europa durchzustarten. Mithilfe seiner Kontakte und dem Wissen aus dem Einkauf hat er bereits jetzt zum Deutschland-Start eine Listung der Produkte bei Aldi Nord, Gorillas und künftig auch Penny sowie einer weiteren großen Lebensmitteleinzelhandelskette erreicht. Eine Rückkehr zu seinem langjährigen Arbeitgeber Lidl schließt Meijer in Zukunft dagegen aus. "Es war ein schönes Kapitel, aber das ist nun vorbei und Platz für neue Kapitel da."

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