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Versicherer geraten durch Plattformen wie Check 24 oder Verivox immer stärker unter Druck

Technologiefirmen könnten in der Finanzbranche mit neuen Plattformen etablierte Anbieter verdrängen. Versicherer wie die Allianz versuchen gegenzuhalten.

Der Versicherer will eine Internet-Plattform bauen, die den Kunden 360-Grad-Analysen ihrer Finanzen ermöglicht. Foto: dpa
Der Versicherer will eine Internet-Plattform bauen, die den Kunden 360-Grad-Analysen ihrer Finanzen ermöglicht. Foto: dpa

Digitale Plattformen sind mittlerweile von entscheidender Bedeutung. Viele Menschen buchen Flüge nicht bei einzelnen Airlines, sondern über Portale wie Expedia oder Opodo. Hotels werden über Vermittler wie HRS oder Booking.com vermarktet und auch Versicherungsverträge werden zunehmen über Portale wie Check 24 oder Verivox vermittelt.

Auch viele Banken und Versicherer geraten durch digitalen Newcomer immer stärker unter Druck. Nach einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Oliver Wyman, die dem Handelsblatt vorab vorliegt, geht die größte Gefahr für die Branche von digitalen Plattformen aus, die als zentraler Anlaufpunkt für Endverbraucher alle Finanz- und Versicherungsangebote bündeln, den sogenannten Financial Homes.

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Die Kunden drängen auf die Übersichtsseiten, weil sie nicht mehr jedes einzelne Produkt mühsam separat im Internet suchen wollen. Für die etablierten Adressen hat das jedoch einen gravierenden Schönheitsfehler: Sie müssen nicht nur Provisionen für die Vermittlung der Aufträge zahlen – sie verlieren auf Dauer auch den direkten Kontakt zum Kunden.

Wie real die Gefahr ist, zeigt die Umfrage von Wyman unter mehr als 5000 Endverbrauchern in Deutschland und vier anderen europäischen Ländern. Ein Drittel der befragten Konsumenten in Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien und im Vereinigten Königreich hat demnach Interesse an digitalen Plattformlösungen, die es möglich machen, an einem zentralen Platz alle Finanzen und Versicherungen zu managen.

„Der Trend zum Financial Home hat das Potenzial, die etablierten Beziehungen zwischen Anbietern und Kunden in der Finanz- und Versicherungsbranche aufzubrechen und die Marktanteile neu zu verteilen“, warnt Dietmar Kottmann, Partner und Versicherungsexperte von Oliver Wyman.

Für Bewegung im Markt sorgt die neue EU-Zahlungsdienstrichtlinie PSD II. Sie schreibt Banken vor, von der Finanzaufsicht Bafin zertifizierten externen Dienstleistern – zu denen etwa Fintechs oder Versicherungen gehören können – Zugriff auf Kontodaten der Kunden zu gewähren, sofern diese ihr Einverständnis geben. So können die Finanzplattformen einen detaillierten Einblick in die Ein- und Ausgaben, das verfügbare Einkommen, die Lebenshaltungskosten, aber auch über bestehende Versicherungen und sonstige Verträge erhalten.

Großen Versicherer nehmen den Kampf auf

Bei der Auswahl von Finanz-Plattformen kommen den Befragten eher Banken oder Finanz-Apps in den Sinn – aber nicht unbedingt die Versicherungen. Als bevorzugter Anbieter für ein Financial Home stehen demnach für 62 Prozent der Befragten die Banken an erster Stelle, gefolgt von Finanzberatungs-Apps (17 Prozent). Dagegen belegen Versicherungen mit 14 Prozent lediglich den dritten Platz, allerdings noch vor den Big Techs wie Google, Apple, Facebook und Amazon mit sechs Prozent.

Dennoch wollen die großen Versicherer das wichtige Feld der Konkurrenz nicht kampflos überlassen. Europas größte Assekuranz, der Dax-30-Konzern Allianz, baut derzeit in München eine Finanzplattform mit dem Namen Iconic Finance auf.

In einem Interview nannte Markus Faulhaber, Vorstandschef der Allianz Leben, bereits erste Details zum Projekt. „Wir werden eine Internet-Plattform bauen, die den Kunden 360-Grad-Analysen ihrer Finanzen ermöglicht“, kündigte der Topmanager an. Die Kunden sollen dort auch fremde Finanzdaten etwa von Banken hochladen können.

Allianz-Produkte könnten die Kunden dort ebenfalls kaufen, so Faulhaber – doch nicht nur. Auch andere Versicherer sollen Zugang zu der Plattform haben. Die Kunden „werden darüber hinaus perspektivisch auch Anbieter finden, die zum Beispiel den Vergleich von Strompreisen ermöglichen“, heißt es in dem Interview. Im kommenden Jahr sei der Start in Deutschland geplant, dann will die Allianz den Service in Europa ausweiten.

Die genossenschaftliche R+V Versicherung ist ebenfalls bereits dabei, einen digitalen Versicherungsmanager auszurollen. Dieser werde vorerst bei einigen Banken getestet und soll anschließend Schritt für Schritt auf weitere Genossenschaftsbanken ausgeweitet werden.

Kunden der Volksbanken und Raiffeisenbanken sollen mit der neuen Technik einen Überblick über alle ihre Versicherungsverträge erhalten. Dies gelte auch für Policen von anderen Anbietern.

Verbrauchern sollen einen Soll-Ist-Vergleich vornehmen und anschließend ihre Verträge optimieren können. Mit dem digitalen Werkzeug könnten Kunden, vorbehaltlich ihrer Zustimmung, auch ihre Kontobewegungen durchleuchten lassen und somit Hinweise für eine verbesserte Absicherung erhalten.

Die R+V will aber keine Produkte anderer Anbieter auf der Plattform offerieren. Dies solle den genossenschaftlichen Gedanken des neuen Angebots untermauern, betonte Vorstandschef Norbert Rollinger.

Stefan Wojahn, Partner bei Wyman und Experte für Digitalisierung im Vertrieb, sieht durchaus Potenzial für die neuen Offerten. So geben in der Umfrage die Befragten, die einen Versicherer als bevorzugten Anbieter für ein Financial Home ausgewählt haben, als Hauptgrund vor allem den Aspekt der Sicherheit an. „Daraus ergibt sich durchaus das Potenzial für größere Versicherer, einen Premium-Marktplatz mit weiteren Partnern aufzubauen, dem die Kunden vertrauen können“, glaubt Wojahn.

Dennoch erwartet er, dass nur wenige Assekuranzen der Schritt gelingen wird. „Da Banken von den Verbrauchern als bevorzugter Anbieter gesehen werden, wird es nur wenigen Versicherern gelingen, selbst umfassende digitale Plattformen zu entwickeln“, lautet seine Vorhersage. Allianz-Boss Oliver Bäte dürfte allerdings alles daran setzen, dass die Allianz-Plattform Iconic Finance zu diesen Adressen zählen wird.