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Verlust von Ausbildungsplätzen: Keine Hilfe von der Politik in Sicht

Wegen der Coronakrise droht die Ausbildung im nächsten Lehrjahr massiv einzubrechen. DGB und Handwerk fordern Zuschüsse. Doch die Politik lässt sich Zeit.

Schon jetzt ist klar, dass die Coronakrise die Ausbildung im nächsten Lehrjahr ab Herbst massiv bedroht. „Anhand der aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit sowie Kurzumfragen der Kammern erkennt man, dass die Zahl der von Betrieben angebotenen Ausbildungsstellen zurückgeht. Derzeit wird ein Minus von knapp 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnet“, sagte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) heute bei der Vorstellung des Bundesausbildungsberichts.

Allerdings könne es im August und September aber auch noch zu einem „Aufholprozess“ kommen - falls die Wirtschaft wieder anspringe.

Der Vize-Chef des DIHK, Achim Dercks warnt jedoch, es werde „von Tag zu Tag schwieriger, Ausbildung aufrechtzuerhalten und Ausbildungsplätze für das kommende Ausbildungsjahr anzubieten“. Einer Umfrage des Handwerks zufolge überlegt dort jeder vierte Betrieb, sich aus der Ausbildung zurück zu ziehen. Lediglich 45 Prozent der befragten Handwerksbetriebe wollen genauso viele oder sogar mehr Auszubildende einzustellen wie im Vorjahr.

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Die IG Metall berichtete, einige Betriebe hätten bereits jetzt Ausbildungsverträge für das kommende Ausbildungsjahr aufgekündigt. „Das ist eine alarmierende Entwicklung“, sagte die Zweite Vorsitzende der Gewerkschaft, Christiane Benner.

Die Vize-Vorsitzende des DGB, Elke Hannack, fordert, „ein Corona-Crash auf dem Ausbildungsmarkt muss verhindert werden“. „Wir erwarten von Bundesregierung und Arbeitgebern, dass sie um jeden Ausbildungsplatz kämpfen“, sagte sie. Auch BA-Chef Detlef Scheele hatte die Arbeitgeber aufgefordert, die vor Corona geplanten Lehrstellen nicht zu streichen, „damit wir keinen Ausbildungsjahrgang Corona kriegen“.

Angesichts der miserablen Aussichten für das Lehrjahr 2020/21 fordern sowohl DIHK und Handwerk als auch die Gewerkschaften einen Bonus für Unternehmen, die zusätzliche Ausbildungsplätze anbieten oder Lehrlinge von Betrieben übernehmen, die die Krise nicht überleben. Der DIHK pocht zudem darauf, auch für Azubis volles Kurzarbeitergeld auszuzahlen, und nicht erst wie bisher nach einer Wartefrist von sechs Wochen. Der DGB drängt auf ein Sonderprogramm für den Ausbau der außerbetrieblichen Ausbildung.

Die Politik lässt sich Zeit

Die Politik indes lässt sich Zeit. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte zwar Anfang der Woche angekündigt, „wir werden auch Maßnahmen finden, um Ausbildung zu sichern“. Es sei aber „noch nicht absehbar“, dass Lehrstellen auf breiter Front wegbrächen. Auch Karliczek vertröstet alle Beteiligten: Sie fände Erleichterungen für Ausbildungsbetriebe zwar „sehr richtig“, sagte sie, zunächst gelte es aber, konkrete Daten über die tatsächliche Lage und Vorschläge für Hilfsmaßnahmen „zu sammeln“.

Erst für Ende Mai ist ein Treffen der Allianz für Ausbildung geplant, in der Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften vertreten sind. Eine erste Runde der Partner auf Arbeitsebene gab es erst am heutigen Mittwoch.

Im Anschluss teilte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums mit, die Bundesregierung unterstützte mit ihren Hilfsprogrammen in historischer Dimension die Unternehmen und „leistet damit einen entscheidenden Beitrag, damit Betriebe ihre Ausbildungsbereitschaft aufrecht erhalten können“. Man werde die Lage auf dem Ausbildungsmarkt „in den nächsten Wochen und Monaten genau beobachten und sachgerecht reagieren, sollte sich die Lage zuspitzen.

Gegen die Vorschläge für den Ausbau der außerbetrieblichen oder vollzeitschulischen Ausbildung wendet sich vor allem das Handwerk: Das sei „wenig hilfreich“, sagte Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer. Das würde „das duale betriebliche Ausbildungssystem schädigen, und es würde die nachweislichen Erfolge bei der Integration junger Menschen als Fachkraft in den ersten Arbeitsmarkt konterkarieren, die vor allem auf die betriebliche Betreuung und Ausbildung zurückzuführen sind“. Der Fokus müsse daher auf jeden Fall auf der betrieblichen Ausbildung liegen. „Diese darf nicht wegbrechen“, mahnte Wollseifer.

Kurzfristig werde man alles tun, damit sämtliche Azubis ihre Ausbildung beenden könnten, versichert DIHK-Vize Dercks: „Wir werden über die gemeinsame Lehrstellenbörse der IHKs helfen, Azubis aus insolventen Unternehmen in andere Betriebe zu vermitteln.“ In der Börse seien aktuell trotz der großen Unsicherheiten rund 50.000 Ausbildungsplätze gelistet.

Der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), Friedrich Hubert Esser, sagte: „Aktuell brauchen wir aufgrund des Kontaktverbots dringend praxistaugliche Alternativen zu Ausbildungsmessen und Betriebserkundungen, um Ausbildungsbetriebe und Ausbildungsinteressierte zusammenzuführen. Hierzu bieten sich vor allem digitale Formate an.“

DIHK-Vize Dercks versprach denn auch, man wolle junge Menschen und Betriebe „möglichst schnell wieder zusammenbringen“. Die Arbeitsagenturen sollten daher noch während der Kontaktsperren Schüler auf digitale Informationsangebote aufmerksam machen und telefonische oder digitale Beratungen durchführen. Speed-Datings der IHKs würden über Skype oder andere digitale Formate durchgeführt.