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Die unglaubliche und doch tragische Geschichte der Getty-Familie

Die vielen Schicksalsschläge eines Milliardärs-Clans

<p>Evening Standard/Getty</p>

Evening Standard/Getty

Sie hatten bekanntlich „alles Geld der Welt“: Mit dem Ölgeschäft verdiente sich die Unternehmerfamilie Getty ein Vermögen. Doch die Geschichte des berühmt-berüchtigten Milliardärs-Clans ist nicht nur von Ruhm und Reichtum geprägt, sondern auch von Geiz, Affären, Ehekriegen, Entführung und tragischen Todesfällen.

Scrollen Sie sich hier durch die unglaublichen und doch tragischen Schicksalsschläge einer der wohlhabendsten Dynastien der Welt.

Adaptiert von Sandra Schröpfer

Kein bescheidener Anfang

<p>Aaron Tycko/Wikimedia Commons</p>

Aaron Tycko/Wikimedia Commons

Jean Paul Getty, besser bekannt als J. Paul Getty, wurde am 15. Dezember 1892 in Minneapolis (USA) geboren. Er war das einzige Kind des wohlhabenden Anwalts George Getty (im Bildrei) und dessen Ehefrau Sarah. Durch seine Tätigkeit im Versicherungs- und Gesellschaftsrecht in der boomenden Stadt im Mittleren Westen hatte George Getty ein ansehnliches Einkommen und ermöglichte J. Paul somit eine privilegierte Kindheit.

Die Gründung eines Familienimperiums

<p>Zeljko Radojko/Shutterstock</p>

Zeljko Radojko/Shutterstock

Mit weiser Voraussicht stieg George Getty 1903 in das wachsende Geschäft mit Erdöl ein und ging nach Oklahoma, wo er die Minnehoma Oil Company gründete. Innerhalb von nur zwei Jahren hatte er damit genug Geld verdient, um mit seiner Familie in ein prächtiges Anwesen in Los Angeles zu ziehen.

Ein begnadeter Schüler und Student

<p>Skowronek/Shutterstock</p>

Skowronek/Shutterstock

J. Paul war ein exzellenter Schüler und studierte an den besten Universitäten Kaliforniens sowie an der angesehenen Universität Oxford in England (im Bild). Als er 1914 seinen Abschluss machte, verfügte der zukünftige Milliardär bereits über eine solides Wissen über Wirtschaft und die Erdölindustrie und sprach mehrere Sprachen fließend.

Der Einstieg ins Geschäft

<p>Geological Survey/Wikimedia Commons</p>

Geological Survey/Wikimedia Commons

Im September 1914 lieh George Getty – inzwischen Multimillionär – seinem Sohn Geld, um Ölvorkommen in Oklahoma zu Tiefstpreisen aufzukaufen. J. Paul packte der Ehrgeiz und er versuchte sein eigenes Glück mit dem schwarzen Gold. Schließlich verkaufte er die Pachtverträge zu massiv gestiegenen Preisen.

Die erste Million

<p>USC/Wikimedia Commons</p>

USC/Wikimedia Commons

Bis Juni 1916 hatte J. Paul seine erste Million verdient, was nach heutigem Wert umgerechnet beachtliche 19 Millionen Euro wären. Mit Geld im Überfluss auf dem Konto zog der 23-jährige Öl-Mogul zurück nach Los Angeles, wo er mehrere Jahre lang ein Leben in Saus und Braus genoss – ganz zum Entsetzen seines Vaters.

Wieder im Geschäft

<p>Energy Gov/Wikimedia Commons</p>

Energy Gov/Wikimedia Commons

1919 zog J. Paul dann zurück nach Oklahoma und machte weiter, wo er aufgehört hatte. Er sicherte sich die ergiebigsten Ölquellen und verkaufte die weniger lukrativen. In den 1920er-Jahren verfeinerte der Jungunternehmer seine Gabe, schnell Geld zu machen, und verdiente weitere drei Millionen Dollar.

Die Ehen und Kinder

<p>Edward Miller/Getty</p>

Edward Miller/Getty

J. Paul (im Bild) hatte einen Hang zu jüngeren Frauen und so heiratete er 1923 die gerade 18-jährige Jeanette Dumont. Nur ein Jahr später kam der gemeinsame Sohn George zur Welt. Doch die Ehe hielt nicht lange und schon 1926 heiratete J. Paul Ehefrau Nummer zwei, Allene Ashby. Doch auch diese Ehe zerbrach und noch im selben Jahr trat J. Paul bereits zum dritten Mal vor den Traualtar. Ehefrau Nummer drei, Adolphine Helmle, brachte 1929 Sohn Jean zur Welt.

Süchtig nach Arbeit

<p>Energy Gov Wikimedia Commons</p>

Energy Gov Wikimedia Commons

J. Paul verbrachte nur wenig Zeit mit seiner Familie – was die vielen Scheidungen erklären dürfte. Seine große Liebe sei das Geschäft gewesen, wie eine seiner Exfrauen einmal sagte. Ein 18-Stunden-Arbeitstag war im Leben des Öl-Moguls keine Seltenheit. Auch an Wochenenden und im Urlaub konnte er das Geschäft nicht ruhen lassen.

Eine Enttäuschung für den Vater

<p>Wikimedia Commons</p>

Wikimedia Commons

George Getty war zwar stolz auf den Geschäftssinn und die harte Arbeit seines Sohnes. Doch entsetzten ihn der frühere Lebemann-Lebensstil und die vielen gescheiterten Ehen von J. Paul. Scheidungen waren in den 1920er-Jahren gesellschaftlich noch sehr verpönt. George Getty war davon überzeugt, dass sein Frauen aufreißender Sohn das Familienunternehmen eines Tages ruinieren würde. Als der Patriarch 1930 starb, hinterließ er J. Paul nur 500.000 Dollar seines 10-Millionen-Dollar-Vermögens. Der Großteil des Erbes ging an J. Pauls Mutter Sarah.

Das richtige Gespür

<p>Keystone/Getty</p>

Keystone/Getty

Das Erbe seines Vaters hatte J. Paul ohnehin nicht nötig. Der junge Geschäftsmann hatte ein Gespür für das große Geld, sogar in den dunklen Zeiten der Großen Depression in den 1930er-Jahren. Entgegen aller Expertenratschläge kaufte J. Paul Erdölvorräte zu Tiefstpreisen auf – was sich schließlich auszahlte. Zu jener Zeit stieg J. Paul in die Pacific Western Oil Corporation ein und erwarb Anteile an der Mission Corporation, dem Mutterkonzern von Skelly Oil und Tidewater Oil. Daraus formierte sich schließlich das Unternehmen Getty Oil.

Ehefrau Nummer vier

<p>PD-1923</p>

PD-1923

J. Paul und Adolphine ließen sich 1932 scheiden und der Öl-Baron heiratete noch im gleichen Jahr die Stummfilm-Schauspielerin Ann Rork. Das Paar bekam zwei gemeinsame Kinder: John Paul Junior, den Vater des später entführten John Paul Getty III., und Gordon Peter. Doch auch diese Ehe hielt nur wenige Jahre und so trennte sich das Paar 1936.

Ehefrau Nummer fünf

<p>PD-1923</p>

PD-1923

Die fünfte Ehefrau von J. Paul war die Nachtclub-Sängerin Louise Dudley „Teddy“ Lynch. Das Paar heiratete 1939 und bekam Sohn Timothy, der jedoch im Alter von nur zwölf Jahren an einem Gehirntumor starb. In einem späteren Interview erzählte Louise Getty, dass J. Paul ihr vorgeworfen habe, zu viel Geld für die Krebsbehandlung des Jungen ausgegeben zu haben. Der Tod von Timothy sollte die erste von vielen folgenden Tragödien in der Familie Getty sein.

Kriegsdienst

<p>Keystone/Getty</p>

Keystone/Getty

Im Zweiten Weltkrieg half J. Paul den Alliierten bei der Produktion von Flugzeugteilen, deren Herstellung er in seiner Firma Spartan Aircraft Company, einem Tochterunternehmen von Skelly Oil, überwachte. Er meldete sich auch für den Dienst bei der Navy.

Umzug nach Europa

<p>Naomi Clark/Shutterstock</p>

Naomi Clark/Shutterstock

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs zog J. Paul nach Europa, wo er bis zu seinem Tod hauptsächlich lebte. Der Geschäftsmann hatte große Flugangst und auch allgemein war ihm Reisen nicht geheuer. Also entschied er sich, in der Mitte zwischen seinen Ölfeldern in den USA und denen im Nahen Osten zu bleiben. In den späten 1940er- und den 1950er-Jahren lebte J. Paul praktisch nur in Hotels, die meiste Zeit davon im George V. in Paris und dem Ritz in London (im Bild).

Ein gerissenes Investment

<p>Hulton Archive/Getty</p>

Hulton Archive/Getty

1949 gelang J. Paul einer der gerissensten Schachzüge seiner Karriere. Er unterschrieb einen 60-jährigen Pachtvertrag für ein karges Stück Land zwischen Saudi-Arabien und Kuwait. Dafür zahlte er einen Schnäppchenpreis von 9,5 Millionen Dollar (heutiger Wert rund 85 Millionen Euro) an König Saud und willigte ein, eine weitere Million Dollar pro Jahr für die Dauer der Pacht zu zahlen.

Das schwarze Gold

<p>Hulton Archive/Getty</p>

Hulton Archive/Getty

J. Paul hatte mit seinem Investment buchstäblich ins Schwarze getroffen, denn 1953 wurde ein riesiges Ölvorkommen auf seinem Stück Land im Nahen Osten entdeckt. Die Förderung von 16 Millionen Fässern jährlich des Schwarzen Goldes brachte ihm ein Vermögen ein. Im gleichen Jahr übernahm J. Paul die Führung der Mission Corporation und deren Tochterunternehmen, darunter auch Skelly Oil und Tidewater Oil. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Magnat bereits seine Mutter überredet, die Geschäfte des Familienunternehmens zu übernehmen.

Die letzte Scheidung

<p>Evening Standard/Getty</p>

Evening Standard/Getty

J. Paul lebte inzwischen getrennt von seiner fünften Ehefrau Teddy in England und erschien nicht einmal zur Beerdigung des gemeinsamen Sohnes Timothy, als dieser 1958 starb. Zutiefst verletzt durch das Verhalten ihres Mannes reichte Teddy noch im gleichen Jahr die Scheidung ein. J. Paul heiratete zwar nie wieder, doch gingen ihm die weiblichen Begleiterinnen nie aus. An seiner Seite war unter anderem auch Hollywood-Star Zsa Zsa Gabor zu sehen (im Bild).

Plötzlich berühmt

<p>Sydney O'Meara/Getty</p>

Sydney O'Meara/Getty

Mit einem geschätzten Vermögen von rund einer Milliarde Dollar führte J. Paul 1957 die vom  Magazin „Fortune“ veröffentlichte Liste der reichsten Amerikaner an – das entspricht einem heutigen Wert von rund sieben Milliarden Euro. Zu jenem Zeitpunkt hatte der Öl-Baron bereits Promi-Status erreicht. Einerseits genoss er den Ruhm und suchte die Bewunderung durch die Öffentlichkeit geradezu. Andererseits verachtete er diese jedoch und klagte über die Nachteile, die die viele Aufmerksamkeit mit sich brachte.

Der unglückliche Milliardär

<p>STF/Getty</p>

STF/Getty

J. Paul steckte in einer Misere. Er beklagte sich immer wieder darüber, wie hart das Leben als Milliardär doch sei. Nie habe er gewusst, ob Freunde ihm wirklich treu seien oder ob sie es einfach auf sein Geld abgesehen hätten, sagte er zum Beispiel. Eine frühere Mitarbeiterin von J. Paul beschrieb ihn einmal als einen Menschen, der aussehe, als würde er zu seiner eigenen Beerdigung gehen.

Das Anwesen in England

<p>Ray Moreton/Getty</p>

Ray Moreton/Getty

1959 kaufte J. Paul das Tudor-Anwesen Sutton Place aus dem 16. Jahrhundert in Südengland. Auch hierfür zahlte er wieder einmal einen Schnäppchenpreis, nämlich nur 840.000 Dollar. Heute wären das umgerechnet gut sechs Millionen Euro. Geizig wie er war, installierte der Milliardär in dem Landhaus ein Münztelefon, um seine Gäste von teuren Gesprächen abzuhalten. Der heutige Besitzer des Anwesens ist der Milliardär Alischer Usmanow. Darüber hinaus hatte J. Paul unter anderem eine Luxusvilla im kalifornischen Malibu, einen Palast aus dem 15. Jahrhundert bei Rom und ein Anwesen und Kuwait.

Der größte Geizkragen

<p>STF/Getty</p>

STF/Getty

J. Paul liebte es, mit seinem Geiz zu prahlen. Manchmal trug er zerknitterte Anzüge und ausgetragene Pullover, um ärmer zu wirken. Seine Socken und Unterwäsche wusch der Milliardär selbst. Als er seiner fünften Ehefrau den Schauspielunterricht bezahlte, bestand er darauf, dass sie ihm jeden Cent zurückzahlen müsse, sollte sie eines Tages Erfolg haben. Für den Eintritt zu einer Hundeschau mussten seine Freunde angeblich mit den billigsten Karten auskommen. Dabei hatte er Ende der 1960er-Jahre ein Vermögen von drei Milliarden Dollar und war der Chef von rund 200 Unternehmen.

Harte Zeiten

<p>Express Newspapers/Getty</p>

Express Newspapers/Getty

Doch wurde die Großfamilie Getty von mehreren Miseren heimgesucht. J. Paul musste mit dem Alkohol- und Drogenproblem seines Sohnes John Paul Jr. fertig werden. Dessen zweite Ehefrau Talitha (im Bild) starb 1971 an einer tödlichen Überdosis und J. Pauls ältester Sohn George nahm sich zwei Jahre später mutmaßlich das Leben.

Die Entführung des Enkels

<p>Keystone/Getty</p>

Keystone/Getty

Im Juni 1973 wurde der Enkel von J. Paul, John Paul Getty III., in Rom von der Mafia-Gruppe 'Ndrangheta entführt. Für die Freilassung des 16-Jährigen forderten die Kidnapper ein Lösegeld in Höhe von 17 Millionen Dollar, das wären umgerechnet 77 Millionen Euro nach heutigem Wert.

Keine Lösegeldzahlung

<p>Los Angeles Times Photographic Archive/Wikimedia Commons</p>

Los Angeles Times Photographic Archive/Wikimedia Commons

J. Pauls berüchtigter Geiz kam sogar bei der Entführung seines Enkelsohns zum Tragen. Der Geschäftsmann lehnte die Lösegeldforderung ab, mit der Begründung: „Ich habe 14 Enkel. Wenn ich nur einen Penny zahle, dann habe ich bald 14 entführte Enkel.“ Zur Einordnung: Die Lösegeldforderung entsprach lediglich einem Tagesertrag, den der Unternehmer mit seinen Ölfeldern machte. Die Entführer verloren schon bald die Geduld und schnitten ihrer Geisel ein Ohr ab, das sie zusammen mit einem Haarbüschel des Jungen im November 1973 an eine italienische Tageszeitung schickten. Schließlich ließ sich J. Paul dazu erweichen, einen Teil der geforderten Summe zu zahlen, nämlich 2,9 Millionen Dollar, was 13 Millionen Euro heutzutage entspricht. Den Rest der Lösegeldforderung lieh er seinem Sohn John Paul Getty Jr. – unter der Bedingung das Geld zuzüglich Zinsen zurückzuzahlen.

Die Freilassung des Enkels

<p>Ian Nicholson/PA</p>

Ian Nicholson/PA

Im Dezember 1973 wurde John Paul Getty III. schließlich von den Entführern freigelassen. Doch war er danach nie wieder wie vorher und litt bis zu seinem Lebensende unter einem schweren psychischen Trauma. Durch eine versehentliche Überdosis Medikamente erlitt er einen Schlaganfall und war seitdem gelähmt und fast blind. Im Alter von nur 54 Jahren starb der Getty-Erbe 2011 an Organversagen.

Die Kunstsammlung

<p>Anton Ivanov/Shutterstock</p>

Anton Ivanov/Shutterstock

J. Paul kann mit Sicherheit als einer der gemeinsten Milliardäre bezeichnet werden. Doch wenn es um seine Kunstsammlung ging, war er alles andere als geizig. In den 1930er-Jahren begann der Unternehmer, Werke von Meistern wie Rembrandt, Tintoretto und Monet zu kaufen. Heute sind die meisten seiner Kunstobjekte im Getty Museum in Kalifornien zu sehen.

Das Vermächtnis

<p>PA Archive</p>

PA Archive

1976 starb J. Paul Getty im Alter von 83 Jahren in seinem Anwesen im englischen Surrey. Er hinterließ ein Vermögen von vier Milliarden Dollar, was einem heutigen Wert von umgerechnet rund 14 Milliarden Euro entspricht. Das meiste Geld ging in den J. Paul Getty Trust über – die Kunststiftung ist heute die vermögendste der Welt.

Der jüngste Schicksalsschlag

<p>Instagram / Ivy Getty</p>

Instagram / Ivy Getty

Am 20. November 2020 wurde der Enkel von J. Paul, John Gilbert, tot in einem Hotelzimmer in Texas aufgefunden. Er war erst 52 Jahre alt. Berichten zufolge soll die Todesursache eine Überdosis gewesen sein. Erst zwei Monate zuvor war John Gilberts Mutter Ann an einem Herzinfarkt im Alter von 79 Jahren gestorben. Der Musiker, der hier mit seiner Tochter Ivy zu sehen ist, war der zweite Sohn des Geschäftsmanns und Komponisten Gordon Getty. Dessen ältester Sohn Andrew war bereits im Alter von 47 Jahren an einem Darmgeschwür gestorben, allerdings sollen auch Drogen in seinem Körper festgestellt worden sein. Damit hat die weltbekannte Familie bis heute immer wieder mit schweren Schicksalsschlägen zu kämpfen.