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Tuschelthema in Wolfburg: Ex-Vertriebsvorstand des VW-Konzerns preist Herausforderer aus China per Video in den höchsten Tönen

Christian Klingler im Video: Das frühere VW-Konzernvorstandsmitglied wendet sich auf Englisch mit chinesischen Untertiteln an die Zielkundschaft des Premiumautoanbieters BeyonCa.  - Copyright: Screenshot aus dem Video von Christian Klingler im Internet
Christian Klingler im Video: Das frühere VW-Konzernvorstandsmitglied wendet sich auf Englisch mit chinesischen Untertiteln an die Zielkundschaft des Premiumautoanbieters BeyonCa. - Copyright: Screenshot aus dem Video von Christian Klingler im Internet

Das Spektrum der Resonanz unter den Führungskräften bei VW reicht von Heiterkeit über basses Erstaunen bis hin zu schierem Entsetzen: Christian Klingler, von 2010 bis 2015 als Mitglied des Konzernvorstands der Volkswagen AG verantwortlich für Vertrieb, Marketing und After Sales, lobt in einem Video die Vorzüge des aufstrebenden E-Autobauers BeyonCa aus China über den grünen Klee.

Die Fahrzeugstudie GT Opus 1 von BeyonCa rühmt Klingler in dem knapp dreiminütigen Lichtspiel unter anderem für ihr „unschlagbares Weltklassedesign“, die Liebe zum Detail im Bereich von „Millimetern“ – und rückt das Premiumfahrzeug in spe daher ausdrücklich in die Nähe von Luxusmarken wie „Prada und Louis Vuitton“. Entstanden ist das Video dem Vernehmen nach mit Blick auf potenzielle BeyonCa-Investoren. Das Startup-Unternehmen nutzt das Filmchen Augen- und Ohrenzeugen zufolge in seiner aktuellen Finanzierungsrunde.

Klinglers Clip wurde Business Insider zugespielt. Wir zeigen ihn in voller Länge aus mehreren Gründen.

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Zum einen steht BeyonCa – der englische Kunstname soll Assoziationen wecken zu „Beyond car“ (etwa: jenseits vom Auto) und der weltweit bekannten US-Sängerin Beyoncé – seit Juni 2021 unter der Führung von „Founder and Chairman“ Weiming Soh. Ausweislich seiner Vita auf dem Karriereportal „LinkedIn“ hat Klingler zuvor unter anderem über zwölf Jahre für den VW-Konzern gearbeitet, zuletzt als Generalbevollmächtigter und „President, Commercial Operations, Asia Pacific“.

Pkw-Konzept GT Opus 1: Weiming Soh, Gründer und Vorsitzender von BeyonCa, hat zuvor unter anderem für Renault, VW, Mitsubushi und – als Stratege – für die einstige Daimler-Benz AG gearbeitet.  - Copyright: Screenshot aus Video von Weiming Soh auf „LinkedIn“
Pkw-Konzept GT Opus 1: Weiming Soh, Gründer und Vorsitzender von BeyonCa, hat zuvor unter anderem für Renault, VW, Mitsubushi und – als Stratege – für die einstige Daimler-Benz AG gearbeitet. - Copyright: Screenshot aus Video von Weiming Soh auf „LinkedIn“

Zum anderen war der vormalige VW-Konzernchef Herbert Diess nicht müde geworden, vor ambitionierten Wettbewerbern aus dem Reich der Mitte als potenzielle Bedrohung für die dort lange florierenden Geschäfte der Wolfsburger zu warnen. China ist der mit weitem Abstand wichtigste Einzelmarkt des deutschen Konzerns.

Diess’ Amtsnachfolger Oliver Blume führt das Aufgaben-Cluster „China“ immerhin an dritter Stelle seines Zehn-Punkte-Programms für VW – hinter „Planungsrunde“ und „Produkte“, aber vor „Nordamerika“ und „Cariad“ (VWs Softwareschmiede; Anm. d. Red.).

Ralf Brandstätter, als Mitglied des VW-Konzernvorstands zuständig für China, hatte in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ mit Blick auf seinen Zuständigkeitsbereich jüngst gewarnt: „Wenn wir in der Region jetzt nicht mehr investieren, spielen wir auf diesem wichtigen Markt in drei Jahren keine Rolle mehr“.

VW Oliver Blume
VW Oliver Blume

Rätseln um „WoPos“ Reaktion als Rezipient

Und wie von Business Insider exklusiv berichtet, zählt zu den flankierenden Maßnahmen der Wolfsburger die Entsendung des Marketing-Tausendsassas und einstigen Zehnkämpfers Jochen Sengpiehl in den fernöstlichen Flächenstaat, um VW dort nachhaltig mehr öffentliche Beachtung zu verschaffen.

Eine VW-Führungskraft, angesprochen von unserer Redaktion auf die Wahrnehmung des Ex-Vertriebsvorstands Video, sagte: „Ich würde zu und zu gern wissen, wie ‚WoPo’ darüber denkt“. Wolfgang Porsche („WoPo“), Aufsichtsratschef der Sportwagenschmiede Porsche AG und des VW-Miteigners Porsche Automobil Holding SE sowie Mitglied des Präsidiums des Aufsichtsrats der Volkswagen AG, galt VW-intern stets als Schutzpatron von Christian Klingler. Und das, obwohl dieser wegen seines bisweilen schroffen Führungsstils bei VW nicht unumstrittenen gewesen sein soll.

Versierter Top-Verkäufer mit Leib und Seele

Der gebürtige Innsbrucker und studierter Betriebswirt hatte bei Porsche Inter Auto in Österreich so schnell wie steil Karriere gemacht und es dort vor seinem Wechsel zu VW bis in die Geschäftsführung der Porsche Holding Salzburg geschafft.

Ein anderer VW-Manager sagte zu Business Insider: „Der Christian hatte und hat es einfach drauf. Einmal Vollblutvertriebler, immer Vollblutvertriebler“. Und als „später Achtundsechsziger“ begehre der selbstbewusste Videoclip-Conférencier nun mal immer wieder „gern gegen den Mainstream“ auf. 1968 ist Klinglers Geburtsjahr.

In ähnliche Richtung dürfte auch jener wohl augenzwinkernde Antwort zielen, den die Redaktion von einem Ex-Weggefährten Klinglers bei VW erhielt: „Mitarbeiter des Monats wird er bei uns wohl nicht mehr, aber vielleicht ja nochmals Mann des Jahres – bei BeyonCa“.

Zur Erklärung: Zum „l’Homme de l'Année 2011“ hatten 35 Vertreter wichtiger französischer Medien vor nunmehr elf Jahren Klingler gekürt. Preiswürdig schien der Jury „die scharfe Präzision und ausgeprägte Analysefähigkeit, mit der er Ziele zu entwickeln vermag“. Drei Jahre zuvor war der einstige VW-Konzernlenker Martin Winterkorn in Frankreich zum „Mann des Jahres 2008“ gewählt worden.

Hier geht es zum besagten Video:

Der langjährige Winterkorn-Vertraute Hans-Joachim Rothenpieler fungiert bei BeyonCa offenbar als Entwicklungschef – eine Funktion, die er bis 2020 bei der Ingolstädter VW-Premiummarke Audi innehatte.

Das Design des GT Opus 1 wiederum, der momentan buchstäblich als Erstlingswerk in einem unscheinbaren Gewerbegebiet in Dachau nördöstlich von München stehen soll, stammt aus den Zeichenstiften des Dirk van Braeckel. Der Belgier war zuvor Designer bei Audi, der tschechischen VW-Volumenmarke Škoda sowie dem britischen Schwester-Luxuslabel Bentley.

Was BeyonCa jetzt noch fehle, raunen Insider, seien vor allem zig Elektronik-Expertinnen und Software-Spezialisten, um den GT Opus 1 bis 2024 zur Serienreife zu bringen. Ein Problem, das VW in ganz ähnlicher Form nicht komplett unbekannt ist. Wer weiß, vielleicht tritt Christian Klingler bald nochmals vor die Kamera – und ersetzt seine Verweise auf „Prada und Louis Vuitton“ dann mit den klangvollen Namen „Apple und Microsoft“.