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Ein Thema, das Amazon nicht interessierte, bringt seinem Startup nun Millionenumsätze ein

„Seitdem ich denken kann, wollte ich Chef werden“, sagt der gebürtige Hamburger und Refurbed-Gründer Kilian Kaminski.
„Seitdem ich denken kann, wollte ich Chef werden“, sagt der gebürtige Hamburger und Refurbed-Gründer Kilian Kaminski.

Make your Smartphone great again: Der Online-Marktplatz für vollständig aufbereitete Elektronikprodukte, Refurbed, gilt inzwischen als Aushängeschild der österreichischen Startup-Szene. Der gebürtige Hamburger Kilian Kaminski gründete die Plattform 2017 gemeinsam mit Peter Windischhofer und Jürgen Riedl in Wien. Heute zählt die Firma mehr als 150.000 Kunden in ganz Europa. Nach eigenen Angaben verdreifachte Refurbed 2020 mit mehr als 100 Millionen Euro seinen Gesamtumsatz im Vergleich zu 2019. Zuletzt sammelte das Unternehmen 45 Millionen Euro ein, unter anderem von Evli Growth Partners und Bestandsinvestor Speedinvest. Seit der Gründung habe Refurbed Artikel im Gesamtwert von 39 Millionen Euro verkauft.

Im Gründerszene-Format „Flashback“ wollen wir vom Refurbed-CEO Kilian Kaminski wissen: Wie schaffte er es, eine so erfolgreiche Firma zu gründen? Wie haben seine Erfahrungen bei Amazon dazu beigetragen? Und wie hat ihn der Erfolg von seinem Startup persönlich verändert?

Kilian, an welches Kindheitserlebnis erinnerst du dich sehr gerne zurück?

Als Kind war ich durch den Beruf meines Vaters oft bei großen Veranstaltungen hinter der Bühne. Ich habe es mir aber auch nicht nehmen lassen, auch mal auf die Bühne zu rennen. Ich erinnere mich gerne daran, wie ich damals mit vier oder fünf Jahren kurz vor einer Livesendung mit einem Mikrofon auf die Bühne lief und dort aus tiefstem Herzen gesungen habe. Das Mikrofon war sicherlich halb so groß wie ich, aber das war egal. Es hat die Tontechniker zwar nicht gefreut, aber ich hatte meinen Spaß.

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Was wolltest du als Kind von Beruf werden?

Ich wollte schon seitdem ich denken kann, Chef werden. Dabei wusste ich noch nicht einmal, was sich überhaupt dahinter verbirgt. Aber eins war mir klar: Ein Chef hat genügend Einfluss, um wirklich etwas zu bewegen. Mit Refurbed habe ich mir diesen Traum erfüllt, wobei ich mich heute weniger als Chef sehe, sondern eher als Leader. Diese Bezeichnung passt viel besser zu mir und meinem Führungsstil. Aber die Welt positiv verändern, will ich immer noch genauso wie früher und das darf ich nun täglich machen.

Hattest du damals ein Vorbild?

Ein richtiges Vorbild hatte ich als Kind nicht wirklich. Aber das hat auch nicht richtig gefehlt, weil ich unglaublich tolle Menschen in meinem Umfeld hatte, von denen ich mir vieles abschauen konnte. Wenn man so möchte: Ich habe mir mein Vorbild aus unterschiedlichen Menschen gebastelt.

Wie würde dein bester Freund oder beste Freundin dich in einem Satz beschreiben?

Um die Frage möglichst ehrlich zu beantworten, habe ich direkt bei meinem besten Freund Max nachgefragt und er sagte mir, dass er mich wie folgt beschreiben würde: „Egal, ob in der Arbeit oder im Sport: Kilian ist immer ehrgeizig und zielstrebig. Als guter Freund ist er loyal, hilfsbereit und immer für seine Freunde da."

Inwiefern haben dich Menschen aus deiner Umwelt geprägt, seien es Eltern, Familie, Schule oder Freunde?

Ich bin davon überzeugt, dass das persönliche Umfeld einen Menschen extrem prägt und einen großen Einfluss darauf hat, zu was für einem Menschen man sich entwickelt – insbesondere als Kind. Ich hatte das Glück, wunderbare Menschen um mich herum zu haben – von Freunden und Freundinnen bis hin zur Familie. Am meisten haben mich als Kind sicherlich meine Eltern geprägt und meine Mutter ganz besonders. Sie hat im Gegensatz zu meinem Vater meist die weniger spaßigen Dinge mit mir machen müssen, wie etwa Schulaufgaben. Erst, wenn man selbst älter wird, weiß man all diesen Einsatz und die Hingabe richtig zu schätzen.

Kannst du den genauen Moment beschreiben, in dem du dich für die Gründung von Refurbed entschieden hast?

Mit dem Thema Refurbishment kam ich in meiner Zeit bei Amazon Deutschland als erstes in Berührung. Meine Aufgabe war es, das Refurbished-Programm für Europa aufzubauen und so vollständig erneuerte Elektronikprodukte an die Kunden und Kundinnen zu bringen. Mir wurde irgendwann bewusst, dass Amazon dieses Thema nicht groß ausrollen wollte. Für mich war es aber eine zukunftsträchtige, nachhaltige Alternative zu neuen Produkten. Dann habe ich 2016 Peter Windischhofer, meinen guten Freund und alten Studienkollegen aus Shanghai, wiedergesehen. Zu dem Zeitpunkt war er noch als Berater für Marktplätze bei McKinsey angestellt. Als wir merkten, dass wir uns auch auf fachlicher Ebene sehr gut ergänzten, fiel die Entscheidung recht schnell, Refurbed zu gründen.

Wer hat dich mental dabei unterstützt, dich mit Refurbed selbstständig zu machen?

Ich habe mit vielen Freunden und Freundinnen und Vertrauenspersonen intensiv über meine Selbstständigkeit gesprochen. Alle haben mir gesagt, dass ich das machen und die Chance nutzen muss. Es stand fest: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Wie unterscheidet sich dein heutiger Charakter von deinem früheren?

Eigentlich bin ich vom Charakter her eher ein risikoscheuer Mensch. Deswegen war für mich die Gründung von Refurbed eine große Herausforderung und alles andere als selbstverständlich – eigentlich war mein Plan, Karriere in einem großen Konzern zu machen. Der Schritt vom Angestellten zum Gründer hat mir aber gezeigt, dass man auch hin und wieder Mut fassen muss und Risiko sich auch auszahlen kann.

Welche frühen Erfahrungen in deinem Leben haben dich auf Refurbed vorbereitet?

Ich glaube, es gibt sehr viele Erfahrungen und Erlebnisse, die mich für meine Zeit bei Refurbed geprägt haben. Mir fallen zwei Beispiele konkret ein: Zum einen habe ich schon als Kind regelmäßig gearbeitet, um mein eigenes Taschengeld zu verdienen – sei es mit Catering oder Künstlerbetreuung. Dadurch habe ich meine Kommunikationsfähigkeiten und sicherlich auch meine offene und extrovertierte Art entwickelt. Zum anderen habe ich schon als Kind Hockey gespielt und auch heute liebe ich diesen Mannschaftssport. Dadurch habe ich gelernt, dass Erfolg nicht das Ergebnis eines einzelnen Spielers ist, sondern des gesamten Teams. Das leben wir genauso heute bei Refurbed: Das, was zählt, ist der Erfolg des Teams und damit des gesamten Unternehmens und dieser steht immer über dem Erfolg eines Einzelnen.

Basierend auf deinem Hintergrund, welchen Rat würdest du anderen Gründern und solchen, die es werden wollen, mit auf den Weg geben?

Es gibt wohl unzählige Ratschläge, die (angehende) Gründer und Gründerinnen hören. Mein persönlicher Rat: Habt Vertrauen in euch und eure Fähigkeiten. Ein gesundes Selbstbewusstsein und damit auch das Bewusstsein über die eigenen Stärken und Schwächen ist Voraussetzung, um jegliche Herausforderungen meistern zu können und auch bei Rückschlägen sein Ziel im Blick zu behalten.

Würdest du alles auf dem Weg zur Gründung nochmal genauso machen?

Ehrlich gesagt, würde ich den Großteil meiner Reise genauso nochmal machen. Meiner Meinung nach sind vor allem berufliche Erfahrungen vor einer Gründung sehr hilfreich. Das hat mir jedenfalls geholfen. Unser Wissen aus den vorherigen Stationen hat uns geholfen, ein Geschäftsmodell zu entwickeln, das sich auch trägt. Seit nun fast fünf Jahren ist unser Kerngeschäft so, wie wir es uns damals vorgestellt hatten. Natürlich gibt es Dinge, die man im Nachhinein anders machen würde, aber diese Lernprozesse gehören einfach dazu und sind für den eigenen Ehrgeiz wichtig, um immer besser werden zu wollen. Denn: Nichts ist schlimmer als auf der Stelle zu treten.