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Studie zu Frauen im Vorstand: „Die Talent-Pipeline ist gut gefüllt“

Nicht einmal jeder zehnte Vorstandsposten in Börsenkonzernen ist mit einer Frau besetzt, kritisiert die Strategieberatung BCG. Doch das müsste nicht so sein.

In den zwei Ebenen unterhalb des Vorstands ist der Frauenanteil höher als in der obersten Führungsetage. Der Gegenbeweis für das Argument, es gebe nicht genug Anwärterinnen für Top-Positionen in der Wirtschaft. Foto: dpa
In den zwei Ebenen unterhalb des Vorstands ist der Frauenanteil höher als in der obersten Führungsetage. Der Gegenbeweis für das Argument, es gebe nicht genug Anwärterinnen für Top-Positionen in der Wirtschaft. Foto: dpa

Um von heute auf morgen Geschlechterparität in den Vorständen der 100 größten deutschen Börsenkonzerne zu erreichen, müssten 175 Männer ihren Job an eine Frau abgeben. Das zeigt eine neue Untersuchung der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG).

Demnach gibt es in den Top-100-Firmen – gemessen an der Marktkapitalisierung – insgesamt 451 Vorstandsposten. Davon waren zum Stichtag 1. September 400 von Männern und nur 51 von Frauen besetzt. Annähernde Parität wäre gegeben, wenn jeweils 225 Posten mit Männern und Frauen besetzt wären.

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Seit 2017 ist der Anteil der Topmanagerinnen in den Führungsetagen gerade einmal um vier Prozentpunkte gestiegen. Frauenministerin Franziska Giffey, Justizministerin Christine Lambrecht und ihre Partei, die SPD, wollen deshalb in einem ersten Schritt per Gesetz eine Mindestbesetzungsquote für Vorstände durchsetzen.

Hat der Vorstand in einem börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen mehr als drei Mitglieder, soll demnach in dem Gremium mindestens eine Frau vertreten sein. Das Gesetzesvorhaben ist aber innerhalb der Koalition höchst umstritten.

Für Aufsichtsräte gilt bereits eine Geschlechterquote von 30 Prozent. Hier ist der Frauenanteil laut BCG in den 100 größten Unternehmen von 29 Prozent im Jahr 2017 auf aktuell 33 Prozent gestiegen.

„Obwohl alle Fakten für mehr Vielfalt in der Führung sprechen, kommt die Gleichstellung nur in winzigen Schritten voran“, kritisiert BCG-Partnerin und Diversity-Expertin Nicole Voigt. Dabei gebe es „genügend Frauen in der Talent-Pipeline, die für Top-Jobs geeignet sind“.

Denn die Consultants haben sich auch die zwei Ebenen unterhalb des Vorstands angeschaut. Während nicht einmal jeder zehnte Vorstand weiblich ist, liegt der Frauenanteil in der ersten und zweiten Ebene darunter mit 19 beziehungsweise 23 Prozent rund doppelt so hoch.

In etwa 80 Prozent der untersuchten Unternehmen ist der Frauenanteil in den zwei Ebenen unterhalb des Vorstands höher als in der obersten Führungsetage. Das oft vorgebrachte Argument, es gebe gar nicht genug Anwärterinnen für Toppositionen in der Wirtschaft, ist laut BCG daher nicht haltbar.

Untersuchungen der Unternehmensberatung zeigen, dass Unternehmen mit vielfältigen Führungsteams im Schnitt um neun Prozentpunkte höhere Gewinnmargen (Ebit) erreichen. Auch der Umsatzanteil, den diese Unternehmen mit Innovationen erwirtschaften, liegt deutlich vor dem männerlastiger Wettbewerber, nämlich um rund 20 Prozentpunkte.

Um den Frauenanteil in den Vorständen deutlich zu erhöhen, empfiehlt Voigt einen Mix aus Regulierung und Anreizen. „In Unternehmen Zielgrößen zu definieren und deren Erreichung nachzuhalten ist sehr effektiv“, sagt die Beraterin. Das zeigten nicht nur Beispiele aus Europa, sondern auch die Praxis in deutschen Aufsichtsräten, wo mittlerweile gut jedes dritte Mandat von einer Frau ausgeübt werde.

Geschlechterquote für Vorstände

Etliche Länder haben bereits vor längerer Zeit eine Geschlechterquote für Vorstände eingeführt, der Frauenanteil liegt deshalb beispielsweise in Italien (13 Prozent), Spanien (16 Prozent), Frankreich (20 Prozent) oder Norwegen (28 Prozent) zum Teil deutlich höher als hierzulande, wobei in den jeweiligen Wirtschaftssystemen nicht immer klar zwischen Vorständen und Aufsehern unterschieden wird.

Wichtig sei aber auch, Transparenz zu schaffen, beispielsweise durch Veröffentlichungspflichten von Frauenanteilen bei Führungskräften – insbesondere auf den oberen Ebenen, sagt Voigt.
Änderungen beim Ehegattensplitting könnten eine gleichmäßigere Verteilung von Erwerbsarbeit in der Familie fördern, rät BCG. Und aktive Jobsharing-Angebote für Führungskräfte könnten das tradierte Rollenbild in Richtung von mehr Gleichberechtigung verändern.

„Gleichstellung funktioniert nur, wenn alle – auch Männer – sie aktiv leben“, sagt Voigt. Passiert nichts und entwickelt sich der Frauenanteil in den Vorstandsetagen so weiter wie in den zurückliegenden vier Jahren, dann dauert es noch bis 2053, bis die Parität in den Führungsetagen erreicht ist.