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Stromproduzent Steag wird zum Sanierungsfall und hofft auf Hilfe der RAG-Stiftung

Der Betreiber von Kohlekraftwerken bekommt einen Sanierungsexperten in die Geschäftsführung. Ein Treuhandmodell soll erst einmal für Ruhe sorgen.

Kohlekraftwerk in Voerde: Stromproduzent Steag muss nach dem Beschluss zum Kohleausstieg seine Steinkohlekraftwerke vom Netz nehmen. Foto: dpa
Kohlekraftwerk in Voerde: Stromproduzent Steag muss nach dem Beschluss zum Kohleausstieg seine Steinkohlekraftwerke vom Netz nehmen. Foto: dpa

Vor einem guten Jahrzehnt sind sechs Kommunalversorger aus dem Ruhrgebiet voller Hoffnung beim Stromerzeuger Steag eingestiegen. Spätestens seit dem Beschluss zum Kohleausstieg ist der Betreiber von Kohlekraftwerken aber zum Sanierungsfall geworden. Die Eigentümer beriefen jetzt einen ausgewiesenen Sanierungsexperten in die Geschäftsführung – und rufen die RAG-Stiftung zur Hilfe. Sie soll als Treuhänder den Sanierungsprozess begleiten

Steag teilte am Freitag mit, dass Aufsichtsrat Carsten König als Chief Transformation Officer neu in die Geschäftsführung bestellt wurde. Der 49-Jährige ist Managing Director der internationalen Unternehmensberatung Alix Partners und „Experte für finanzielle und operative Reorganisationen und Transformationen von Unternehmen“, wie Steag erklärte.

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Mit der Berufung wird nach Angaben aus Kreisen der Beteiligten das Engagement der RAG-Stiftung vorbereitet. Die Stiftung, die für die Abwicklung des deutschen Steinkohlebergbaus verantwortlich ist, solle als Treuhänder helfen, die Steag neu auszurichten. Die sechs Kommunalversorger, die ihre Anteile in der Kommunalen Beteiligungsgesellschaft GmbH & Co. KG gebündelt haben, sind sich nicht einig, wie es mit der Steag weitergehen soll.

Die Suche nach Kapitalgebern blieb erfolglos. Einige Kommunen wollen aussteigen. Das Treuhandmodell, das auf zwei bis drei Jahre ausgelegt sein dürfte, soll nun für mehr Ruhe sorgen. Die Kommunen blieben Eigentümer, würden aber bestimmte Rechte vorübergehend auf die RAG-Stiftung übertragen. Das soll vor allem neues Vertrauen am Finanzmarkt schaffen. Und letztlich wohl den Ausstieg von einzelnen oder allen kommunalen Eigentümern vorbereiten.

Die RAG-Stiftung hatte Anfang Dezember bestätigt, das Engagement zu prüfen. Jetzt erklärte eine Sprecherin auf Anfrage, man sei auf einem „guten Weg“. Die Personalie sei ein „wichtiger Schritt“. Zum Stand der Gespräche wollte sie sich aber nicht äußern. Die Kohlestiftung hat eine historische Verbindung zur Steag. Der Stromproduzent war einst Tochtergesellschaft der RAG, der ehemaligen Ruhrkohle. Als die RAG-Stiftung gegründet wurde, wurde die Steag als Teil des neuen Konzerns Evonik an die Börse gebracht. Evonik wiederum verkaufte die Steag in zwei Tranchen an die Kommunalversorger.

Steag muss Kohlekraftwerke vom Netz nehmen

Als die Kommunalversorger Ende 2010 zunächst mit 51 Prozent bei Steag einstiegen, waren die Perspektiven noch vergleichsweise gut. Kohlekraftwerke warfen hohe Renditen ab. Nur wenige Monate später kam es aber im japanischen Fukushima zur Reaktorkatastrophe, die Energiewende beschleunigte sich und konventionelle Kraftwerke wurden zunehmend aus dem Markt gedrängt.

Im vergangenen Sommer wurde dann auch der Kohleausstieg beschlossen. Steag muss in den kommenden Jahren die verbliebenen Kohlekraftwerke vom Netz zu nehmen. Das Unternehmen betreibt in Deutschland noch acht Blöcke in Steinkohlekraftwerken mit insgesamt 4000 Megawatt Nettoleistung.

Im Herbst leitete das Unternehmen schon einen Umbau ein. Es will sich „auf Wachstumsfelder jenseits des bisherigen Kerngeschäfts“ ausrichten. Im Fokus stehen dabei nach Angaben Steags „smarte, ganzheitliche Energielösungen, das Geschäft mit erneuerbaren Energien und die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle“. Zudem sieht das Unternehmen „ein großes Wachstumspotenzial bei der Dekarbonisierung der Industrie“.

„Wir haben die maßgeblichen Grundlagen für eine Restrukturierung geschaffen. Nun freuen wir uns, dass uns mit Carsten König ein ausgewiesener Experte für diesen Bereich in unseren Anstrengungen, Steag neu zu positionieren, unterstützen wird“, kommentierte Steag-Chef Joachim Rumstadt die Entscheidung des Aufsichtsrats.

„Carsten König verfügt über große Erfahrung mit Restrukturierungsprozessen und hat wiederholt nachgewiesen, dass er mit Unternehmen den Turnaround schaffen kann“, sagte Guntram Pehlke, Vorsitzender des Steag-Aufsichtsrats und Chef des Dortmunder Kommunalversorgers DSW21. Dortmund ist mit 36 Prozent der größte der kommunalen Eigentümer. Weitere Anteile halten die Stadtwerke aus Essen, Bochum, Duisburg und Dinslaken und die Energieversorgung Oberhausen. 2019 hatte Steag mit 6400 Mitarbeitern 2,1 Milliarden Euro umgesetzt.