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Starker Arbeitsmarkt lässt EZB zaudern: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Alexander Weber über eigentümlich niedrige Arbeitslosigkeit. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Wenn dein starker Arm es will

Seit einigen Quartalen schon wird Deutschland von Rezessionsängsten geplagt, die Industrie ächzt unter hohen Zinsen und die Verbraucher unter steigenden Preisen. Da wäre wachsende Arbeitslosigkeit eigentlich das Normalste der Welt. Doch das geschieht allenfalls in Zeitlupe. Vielmehr sind es die Gewerkschaften, die nach wie vor die besseren Karten zu haben scheinen. Das zeigen nicht nur die wiederholten Lokführerstreiks, sondern auch Forderungen nach Gehaltserhöhungen von über 20% — wie zuletzt im Baugewerbe.

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Dabei ist Deutschland nach wie vor das schwächste Glied in der Eurozone. Insgesamt ist die Arbeitslosenquote auf einem Rekordtief — aus nicht ganz geklärten Gründen. Was eigentlich ein Grund zur Freude sein könnte, wird auf der Sitzung der Europäischen Zentralbank in dieser Woche auch kontrovers diskutiert werden. Denn höhere Löhne könnten dazu führen, dass die Inflation länger braucht, um wieder auf die Zielmarke von 2% zu kommen.

All dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die erste Zinssenkung noch länger auf sich warten lässt. Sollten die Frühindikatoren nicht eindeutig auf eine Trendwende hindeuten, dürften viele Mitglieder des EZB-Rats darauf drängen, handfeste Beweise zur Lohnentwicklung abzuwarten. Die Zahlen für das erste Quartal werden aber erst zur Juni-Sitzung der EZB vorliegen.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Boris Groendahl, Alexander Kell und Stephan Kahl: Neues Normal, Arbitrage mit AT1-Bonds, da waren’s nur noch zwei, Peripherieappetit, und es wird weiter gestorben.

Neues Normal

Große Teile von Europa sind im Griff einer arktischen Kaltfront, Öl- und Gas-Tanker müssen wegen der Angriffe der Huthi-Miliz den Suezkanal meiden und die Kriege in Ukraine und Gaza gehen unvermindert weiter? Egal, die Gaspreise fallen. Seit Jahresanfang haben die europäischen Futures schon 16% nachgegeben. Natürlich liegt das zum Teil auch an der kränkelnden deutschen Industrie, aber die Alptraum-Prognosen extremer Preise und prekärer Versorgung sind doch erstmal vorüber. Helfen tut aktuell das Sturmtief Isha, das in Großbritannien dafür sorgt, dass heute die Hälfte des Stroms aus Wind kommt und auch in Deutschland Erzeugungsrekorde bricht. Dass der stärkere Beitrag der Erneuerbaren ausgerechnet der europäischen Solarindustrie nicht hilft, wirkt paradox, liegt aber wie schon vor etwa einem Jahrzehnt wieder an der Billigkonkurrenz aus China.

Arbitrage mit AT1-Bonds

Als Bloomberg Ende vergangenen Jahres von genossenschaftlichen Primärbanken berichtete, die AT1-Anleihen verkaufen wollen, rieben sich viele in der Branche verwundert die Augen. Zum einen waren solche Emissionen bislang vor allem Großbanken vorbehalten, auch wegen der hohen Kosten, die der Verkauf solcher Papiere mit sich bringt. Zum anderen, weil die Geno-Banken eine Solidargemeinschaft bilden und sich im Krisenfall gegenseitig auffangen. Heißt das, dass für Käufer von AT1-Bonds in diesem Fall kein Verlustrisiko besteht — anders als etwa beim prominenten Beispiel Credit Suisse? Nicht so schnell, sagte nun Volksbanken-Präsidentin Marija Kolak im Interview mit Bloomberg. “Es darf keine Arbitrage auf die Solidargemeinschaft geben. Dafür werden wir Sorge tragen”, so Kolak. Entwarnung gab sie mit Blick auf mögliche Verluste im Zusammenhang mit der Signa-Pleite. Die Auswirkung auf die genossenschaftliche Bankengruppe seien überschaubar und die Institute nur im Einzelfall betroffen. Bloomberg hatte berichtet, dass unter anderem die DZ Bank ein Exposure im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich hat. Das ist in der Tat deutlich weniger als das, was die Landesbanken aus dem Sparkassensektor im Feuer haben.

Da waren’s nur noch zwei

Mit dem Rückzug von Ron DeSantis aus dem US-Präsidentschaftsrennen am Sonntag hat sich das republikanische Feld auf zwei Kandidaten reduziert: Donald Trump und Nikki Haley. Der führende Ex-Präsident könnte jetzt auch noch die Stimmen der DeSantis-Fans bekommen. “Er hat meine Unterstützung, weil wir nicht zur alten republikanischen Garde von gestern zurückkehren können”, sagte der Gouverneur von Florida auf X. Für den in Florida erfolgsverwöhnten 45-Jährigen ist es ein herber Abstieg. Die frühere UN-Botschafterin und Gouverneurin Haley sei “die Kandidatin der Globalisten und Demokraten, die alles tun werden, um die America-First-Bewegung zu stoppen”, so Trump. Bei den morgigen Vorwahlen in New Hampshire kann Trump laut einer CNN-Umfrage auf 50% der Stimmen zählen, Haley auf 39%. Dort hat sie zwar ihre bisher beste Chance, Trump zu besiegen, vielleicht aber auch ihre einzige. Im Gegensatz zum letzten Mal werde ein möglicher Trump-Sieg an den Märkten diesmal eingepreist, sagte Daniel Tobon, Leiter der G10-Devisenstrategie bei Citigroup Global Markets: “Wir würden nicht die gleiche Volatilität erwarten, wie wir sie 2016 nach der Wahl gesehen haben.” Zu den möglichen Folgen zählt ein Aufwärtsdruck auf die US-Anleiherenditen und ein stärkerer Dollar.

Peripherieappetit

Mit Vanguard kauft der zweitgrößte Vermögensverwalter der Welt verstärkt Staatsanleihen aus der Peripherie des Euroraums. Dahinter steht die Einschätzung, dass mit einer Entspannung bei Inflation und Zinsen verstärkt Gelder nach Portugal, Italien, Griechenland und Spanien fließen dürften. Der Risikoaufschlag, den Anleger bei BTP gegenüber deutschen Bundesanleihen fordern, ist zum Start der neuen Woche auf den geringsten Wert seit fast zwei Jahren geschrumpft. Betrug er Ende Oktober noch über 200 Basispunkte, waren es im frühen Montagshandel nur noch 152. Citigroup sieht den Spread im zweiten Halbjahr in Richtung 140 Basispunkte sinken. Die UBS indessen rät zum Kauf von Gilts. Hier seien die Renditen deutlich höher als bei französischen Papieren, obgleich der Fiskalausblick in London und Paris nicht so verschieden sei und Frankreich 2024 auf einen Bondemissionsrekord zusteuere.

Es wird weiter gestorben

Angesichts wachsender ziviler Opfer in Gaza und Besorgnis über die Zuspitzung des Konflikts in der Region gerät Israel zunehmend unter Druck. Selbst enge Verbündete kritisieren die Ablehnung eines palästinensischen Staates nach dem Krieg gegen die Hamas. Statt die Hamas zu vernichten, säe Israel mit seinen Vergeltungsschlägen “Hass für Generationen”, so EU-Chefdiplomat Borrell heute in Brüssel. Israel besteht laut Ministerpräsident Netanjahu darauf, die Kontrolle sowohl über den Gazastreifen als auch über das Westjordanland zu behalten, das die Palästinenser als künftigen Staat beanspruchen. Mit seiner Ablehnung einer Zwei-Staaten-Lösung ist Israel nach Ansicht des luxemburgischen Außenministers Bettel “sehr isoliert”. Die Vereinigten Arabischen Emirate drängten die USA, einen sofortigen Waffenstillstand zu unterstützen, und warnten vor der wachsenden Gefahr eines regionalen Flächenbrands. Unterdessen suchen die USA und Großbritannien nach Möglichkeiten, ihre Angriffe auf die Huthi-Milizen im Jemen zu verstärken, ohne einen umfassenderen Krieg zu provozieren. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Bekämpfung iranischer Nachschublieferungen und aggressiveren Präventivschlägen, ist zu hören.

Was sonst noch so passiert ist

  • EU-Protektionismus

  • Immo-Misere

  • Katastrophen-Chancen

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